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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Bäume waren dem Wüten des Windes zu stark ausgesetzt gewesen und quer über den Weg gestürzt, um nun eine unüberwindliche Mauer zu bilden, die auch einen kräftigen jungen Reisenden aufgehalten hätte, von unserem versprengten Häuflein Schiffbrüchiger ganz zu schweigen.
    »Verflucht, was jetzt?«, schimpfte Guyetus, der schon nach Luft rang und dem auf Kemals Rücken hockenden Schoppe neidische Blicke zuwarf.
    Es war unmöglich, abzuschätzen, wie weit wir noch von der Stadt entfernt waren – die Sicht wurde durch Regen und Nebel behindert, außerdem von der dichten Vegetation. Unterdessen hatten Wind und Regen wieder zugenommen. Wenn wir in diesem Sturm länger stehenblieben, würden wir bald durchtränkt sein wie nasse Schwämme.
    »Ir, ir, müssen von hier weg«, mahnte Mustafa.
    Der Statthalter dagegen lenkte unsere Aufmerksamkeit nach rechts. Halb versteckt von der waldigen Macchia war dort ein kleines weißes Gebäude zu erkennen.
    »Dort hinten steht ein Haus, vielleicht das des Mädchens«, sagte der Korsar.
    Um zu dem Haus zu kommen, musste man den Weg verlassen und sich mitten durchs Gebüsch schlagen. Schlimmer noch, das Haus lag sehr viel höher als der Weg, auf dem wir standen, man musste also |262| über ansteigendes Gelände gehen. Mit einem Wort, wir mussten umkehren.
    Nachdem wir all unseren Mut zusammengenommen und die klammfeuchten Säcke auf unseren Rücken zurechtgerückt hatten, wagten wir uns in den kalten, sumpfigen Wald hinein.

DISKURS XXXVIII
    Darin man am Haus des hübschen Mägdeleins ankommt, wo ein Fund gemacht wird, welcher lebhafte Reaktionen hervorruft.
    Der Marsch durch das wilde Gestrüpp war weit härter und unangenehmer als das Gehen auf der Straße. Der unebene Boden voll spitzer oder gefährlich rutschiger Steine, das Gewirr heimtückischer Wurzeln, die unversehens hervorsprossen, und der gierig saugende Schlamm hätten auch ein marscherprobtes Heer ins Straucheln gebracht. Nach einer letzten Anstrengung erreichten wir endlich eine Lichtung, von wo aus das kleine Gebäude gut zu sehen war.
    Vor unserer durchnässten Schar lag ein schlichtes Bauernhäuschen mit zwei Stockwerken, weiß verputzt. Die Tür befand sich auf der Längsseite, und sofort klopften wir zwei-, dreimal. Unter unseren Fingerknöcheln gab die Tür nach, sie war nicht verschlossen. Wir traten ein.
    »Verehrte Dame, dürfen wir?«, fragte Naudé leise, um uns anzukündigen.
    Stille.
    »Gutes Mädchen, wir sind hier!«, donnerte Schoppe weniger galant.
    Wie es schien, war die Frau trotz des schlechten Wetters nicht zu Hause. Wir gingen durch die Küche. Auf dem Tisch lagen Essensreste: Zwieback, Apfelschalen und in einem Teller, den ein Tuch bedeckte, etwas Käse. Ein paar schlichte Möbel, alt und vom Holzwurm zerfressen, aber sauber. Ein Geschirrschrank, ein Herd, eine Anrichte.
    Gleich hinter dem Kamin führte eine Treppe ins Obergeschoss. Hier gab es nur zwei Zimmer mit einem Bett, einem Schrank, Stühlen und einigen armseligen Gerätschaften. In einem Schrank fand ich Laken, Bettdecken und ein wenig Wäsche.
    |263| »He, seht mal her!«
    Hardouin hatte sich aus einem Fenster gebeugt und unweit vom Haus einen Holzschuppen entdeckt.
    Die Gruppe lief geschlossen hinaus, belebt von der Entdeckung: Es war ein kleiner Hühnerstall, wo sich fünf schöne weiße Hühner, vom Gewitter erschreckt, in einer mit Sägespänen und Stroh gepolsterten Holzkiste dicht aneinanderdrängten. Daneben ein sorgfältig umgegrabener kleiner Gemüsegarten.
    »Unsere Freundin lässt es sich an nichts fehlen!«, sagte Barbello strahlend, während Kemal bereits in den Hühnerstall eindrang und nach kurzem Zögern alle fünf Tiere erdrosselte.
    »Nicht doch, was für ein Leichtsinn! Und wenn das Mädchen nichts anderes zu essen hat?«, tadelte ihn Barbello. »Du hättest ihr wenigstens eines für die Eier lassen können!«
    Aber niemand hörte auf ihn, zu groß war die Begeisterung über all diese Gottesgaben.
    »Seht mal dort!«
    Naudé zeigte auf einen anderen Käfig voller Kaninchen ganz in der Nähe. Der Statthalter, der schon vom Blut der Hühner für das Mittagessen besudelt war, würde eine Menge Arbeit bekommen. Sofort begann man, die langohrigen Tierchen festzuhalten und aus dem Käfig zu zerren.
    »Das sind sechs, also ein halbes Kaninchen und ein halbes Huhn pro Kopf, und ein Kaninchen bleibt sogar übrig!«, verkündete Naudé feierlich.
    Ich war angewidert von diesem blutdürstigen Schlachtfest. Auch wenn es im

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