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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Stroh knisterte.
    »Halte ein!«, rief Barbello, der immer noch mutig versuchte, sich der schönen jungen Frau zu nähern, um sie zu entwaffnen, doch dann krümmte er sich unter einem Hustenkrampf, ausgelöst durch den dichten Rauch, der die kleine Küche erfüllte. Das Mädchen nutzte seine Schwäche und versetzte ihm mit ihrer grässlichen, schlaffen Keule, dem toten Kaninchen, einen kräftigen Schlag ins Gesicht.
    Einen schauerlichen heiseren Schrei ausstoßend stach das Weib sodann mit der Hippe in ein brennendes Stuhlbein und wirbelte es durch die Luft, auf der Suche nach Haarschöpfen, die sie in Brand setzen konnte. Dann schlug sie die Hippe wie ein Beil in die Tischplatte. Das Holz ächzte unter dem entsetzlichen Schlag, Stücke des brennenden Stuhls flogen umher wie die Feuerzungen eines Vulkans.
    »Wir müssen fliehen!«, hörten wir Schoppe schreien, der eben erst die Treppe heruntergekommen war.
    |282| In diesem Moment konnte Barbello die Umnachtete endlich von hinten packen. Er versuchte, sie festzuhalten, doch es war zu spät: Ein anderer Stuhl in seiner Nähe loderte plötzlich lichterloh auf, Barbello sprang zurück, das Mädchen entwand sich ihm und stürzte über den Tisch, der mit einem dumpfen Aufprall auf sie fiel. Dichter Rauch hüllte das grausige Bild ein.
    »Raus hier!«, brüllte Naudé, und ich folgte ihm.
    An seiner Seite warf ich mich zwischen die Flammen, zerbrochenen Möbel und Scherben jeder Art, und unbeholfen rückten wir bis zur Tür vor, ohne aufeinander zu achten. Die einzige Erleichterung des armen Secretarius war, zu sehen, dass du, Atto, aus einer Ecke hervorgekommen warst, in die du dich geflüchtet hattest und dich in Sicherheit brachtest, indem du statt durch die Tür durch eines der Fenster sprangst (ein schlaues Manöver, das deiner würdig war).

DISKURS XLI
    Darin man das traurige Ende des Mädchens erleben muss, auf der Suche nach einem Unterschlupf umherirrt und diesen endlich durch Gottes Gnade findet.
    Draußen war das Unwetter noch in vollem Gange. Nur die Erleichterung, dem Feuer entkommen zu sein, machte die Wasserwand erträglich, die unbarmherzig aus den Schleusen des Himmels auf uns herabstürzte.
    Als wir uns von dem Häuschen entfernt hatten, stellten wir fest, dass die Verrückte (inzwischen konnte man sie nicht anders nennen) uns trotz ihrer unbezähmbaren Wut nicht nach draußen gefolgt war, um sich zu rächen. Alsbald verstanden wir warum: Eine riesige Flamme schoss mit einem Funkenregen aus der Tür heraus, worauf ein grauenhafter Schrei der jungen Frau folgte. Man meinte, durch die Tür ihrer kleinen Behausung noch einige Bewegungen zu sehen, aber es war als beobachtete man einen Teufel, der verzweifelt mit den Gräueln seiner höllischen Wohnstatt kämpft. Die Flammen wurden höher, und bald würden sie das ganze Haus einhüllen. Lag die junge Frau unter dem Tisch begraben, der auf sie gefallen war?
    |283| Alle standen wir wie gelähmt einer neben dem anderen, gebannt von dem entsetzlichen Schauspiel und gleichgültig gegenüber dem heftigen Regen, wie Marmorstatuen auf einem Friedhof. In Bächen strömte uns das Wasser über das Gesicht und tropfte uns vom Kinn herab wie die kalten Tränen des Staunens, die die Himmel vergießen, wenn sie den Niedergang der menschlichen Dinge betrachten.
    »Was sollen wir tun?«, rief Barbello laut, um den prasselnden Regen zu übertönen. »Lassen wir sie hier krepieren?«
    »Sie muss nicht unbedingt sterben«, entgegnete Kemal. »Wenn sie will, kann sie herauskommen und sich retten wie wir.«
    »Aber der Tisch ist auf sie gefallen!«, protestierte dein geliebter venezianischer Kastrat.
    Das Schicksal des liebreizenden Mädchens schien besiegelt: Aus dem Haus drang ein weiterer Schrei der Wut und Ohnmacht, dann hörte man ein unheimliches Knirschen und schließlich ertönte der Aufprall eines Deckenbalkens, der nachgegeben hatte. Bald würde das ganze Haus einstürzen. Nicht einmal der Platzregen schien die Wut des Feuers bändigen zu können. Der Statthalter versuchte, sich zu nähern, doch der schwarze Rauch, der aus Tür und Fenstern drang, trieb ihn zurück.
    »Sie ist verrückt, aber wir können sie nicht einfach im Stich lassen!«, schrie Barbello wieder mit angstverzerrten Zügen.
    Als müsste er Barbello widersprechen, ließ ein Donner von ohrenbetäubender Gewalt uns fast ohnmächtig werden. Auch wenn es eine Illusion war: uns schien, als habe die Kraft des Gewitters sich verdreifacht.
    »Gehen wir«, sagte

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