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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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mich noch immer auf einem Lager aus Laub in einer Höhle auf einer Insel im Toskanischen Meer.
    Flink wie eine Eidechse richtete auch ich mich auf und betastete bestürzt meine geöffneten Hosen, die nackte Scham.
    |286| »Es war ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen. Ein wirkliches Vergnügen«, hörte ich eine vertraute Stimme sagen. Meine Ohren erkannten sie, kein Zweifel, es war Barbellos Stimme.
    Meine Überraschung war grenzenlos. Verzweifelt schlug ich die Hände vors Gesicht, mir war, als stürzte ich in einen Abgrund: also hatte ich mich, während ich von meiner Gemahlin träumte, mit diesem lasterhaften Wesen vereinigt? Ich musste von einer ganzen Legion unflätiger Geister besessen sein! Mir blieb wahrlich nichts anderes übrig, als mich ins Meer zu stürzen und zu ertrinken wie die vom Teufel besessenen Schweine in der Bibel!
    Doch bevor ich meinem unwürdigen Leben ein Ende setzte, würde ich diesen feisten, entarteten Zwerg Barbello mit mir ins Verderben reißen, diesen kleinen Kastraten, der nicht ohne Grund in der sündigsten Stadt der Welt nach dem Florenz der Medici geboren wurde: Venedig, diesem Hurennest!
    Zum Himmel betend, er möge wenigstens ein einziges Mal die Zeit zurückdrehen oder mir vergeben, weil ich nicht gewusst hatte, was ich tat, biss ich mir in die Hände. Da riss Barbello, mich überrumpelnd, meine Hand an sich und presste sie mit Macht zwischen seine Beine. Unwillkürlich öffneten sich meine Finger, tasteten sich vor, erkundeten, und mein Mund öffnete sich vor Staunen, während meine Augen, die sich in der aschgrauen Dämmerung endlich geöffnet hatten, einen wohlgeformten Busen erblickten, und der angebliche Kastrat mit einem leisen, lüsternen Lachen den lockigen Schopf nach hinten warf. Dabei bewegte er mehrmals den Unterleib, sodass meine Fingerglieder endgültig in den Tiefen seiner Scham versanken, damit ich nicht länger zweifelte: Barbello war kein Mann und noch weniger ein Kastrat.

    Ich zog die Hand aus dieser unbekannten Vulva, die noch feucht war von den Säften, die ich kurz zuvor dort vergossen hatte, während mir träumte, ich gäbe mich meiner Frau hin.
    Das Weib, das sich hinter der Verkleidung eines venezianischen Kastraten verbarg, begann, seine großen Brüste mit breiten Binden zu umwickeln.
    »Jetzt kennt auch Ihr mein kleines Geheimnis. Seid Ihr zufrieden?«, fragte sie, ohne mich anzublicken.
    »Wer seid Ihr?«, fragte ich bestürzt, ohne zu verstehen, was sie meinte. Ich knöpfte mir die Hosen zu und entdeckte darin die Seiten |287| des geheimnisvollen Orestes, die an meinem unfreiwilligen Koitus teilgenommen hatten.
    »Ich wollte nicht, dass Ihr noch länger mit meinem schönen Atto grollt«, erklärte sie, »gerade Ihr nicht, der ihn wirklich gern hat. Das habe ich sofort erkannt, als ich Euch beide am Hafen von Livorno sah. Dieser arme Junge hat niemanden sonst als Euch auf der Welt«, fügte sie mit ernster Miene hinzu, während ihre Brüste hinter dem festen Wickel verschwanden, und ihr Oberkörper das für Kastraten typische Aussehen eines aufgeblähten Brustkorbs annahm.
    »Wer seid Ihr?«, wiederholte ich, noch immer fassungslos.
    »Habt Ihr das immer noch nicht begriffen?«, wunderte sie sich, eine Haube über den Kopf ziehend, die ihren Lockenschopf versteckte, um dann die Perücke mit den glatten Haaren und den in die Stirn fallenden Fransen überzustülpen, die ihre Gesichtszüge entscheidend veränderte. Schließlich hängte sie sich ihren Sack über die Schulter.
    Ich konnte nicht antworten, da wir eine Stimme am Eingang der kleinen Grotte vernahmen:
    »Wollt Ihr bitte so freundlich sein, Signor Secretarius, mich einen Blick auf jenes Tagebuch werfen zu lassen?«
    Es war der verehrungswürdige Schoppe, hellwach und in strammer Haltung, ein Frühaufsteher, wie alle alten Leute.

    Barbello, oder wie auch immer dieses Weib wirklich hieß, verabschiedete sich mit affektierter Ehrerbietung, nachdem sie sich für ein leihweise überlassenes Taschentuch bedankt hatte. So bewahrte sie mich davor, von Schoppe eines sodomitischen Techtelmechtels verdächtigt zu werden.
    Ich würde das Nachdenken über die verwirrende Entdeckung, die meine Hände und mein Geschlecht bei Barbello gemacht hatten, auf später verschieben müssen, ebenso wie weitere Nachforschungen über die weibliche Natur des venezianischen Kastraten, von welcher dieser Kuppler Malagigi gewiss auch unterrichtet war – und jetzt verstand ich auch sein Bemühen, dich und Barbello

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