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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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verstehe ich nicht.«
    »Vielleicht sagen sie jetzt irgendeinem Anführer Bescheid«, vermutetest du.
    »Das würde bedeuten, dass sie zurückkommen«, folgerte Naudé. »Aber warum haben sie uns das nicht gesagt, um uns einzuschüchtern und von Fluchtversuchen abzuhalten?«
    »Ja, wirklich seltsam. Wenn wir erfahren wollen, was sie vorhaben, müssen wir hier warten.«
    »Seht mal!«, rief ich und wies mit dem Kopf auf eine Stelle vor mir.
    Auf dem mit einer Schicht feuchten Sandes bedeckten Felsen war |551| ein Zeichen zu erkennen, in dem Naudé und ich (du saßest mit dem Rücken zu uns und konntest diesen Teil der Grotte nicht sehen) alsbald einen Buchstaben des Alphabets erkannten, nicht größer als eine Handfläche, unregelmäßig und in Eile hingestrichelt.
    Jemand hatte ein B in den Sand gezeichnet. Der Zweig, der als Schreibwerkzeug gedient hatte, lag noch daneben.
    »Das ist vor kurzem geschrieben worden, aber wer war das?«, fragte Naudé, ohne den erstaunten Blick von dem Zeichen im Sand zu lösen, während du vergeblich versuchtest, dich den Fesseln zu entwinden, um auch etwas zu sehen.
    »Ich weiß es nicht …«, murmelte ich nachdenklich. »Ich habe nicht gesehen, dass einer der Banditen sich bückte … Habt Ihr, Signorino Atto, vielleicht eine Idee, ob einer dieser Halunken etwas in den Sand geschrieben haben könnte?«
    Doch bevor du antworten konntest, rief ich schon aus:
    »Jetzt erinnere ich mich! Philos Ptetès hat sich gebückt! Er schien an seinem Schuh zu nesteln …«
    »Der Mönch, es war der Mönch!«, wiederholte der Bibliothekar versonnen. »Das hatte ich befürchtet, und jetzt habe ich den Beweis.«

DISKURS LXXXIV
    Darin wieder über die Karte der Insel diskutiert wird und Gabriel Naudé eine Erleuchtung hat.
    »Philos Ptetès und der Kopist des armen Bouchard sind ein und dieselbe Person«, sagte er schließlich.
    Verblüfft drehten wir unsere Köpfe zu ihm um.
    »Ihr meint, dieses B im Sand bedeutet Bouchard, und Philos Ptetès hat es geschrieben?«
    »Genau. Als wir nach dem Untergang des französischen Brandschiffs alle zusammen im Rettungsboot saßen, habt Ihr mir erzählt, dass Ihr Bouchard in der Toskana getroffen habt, der auf der Suche nach einem guten Kopisten für eine Handschrift dieses byzantinischen Historikers Synkellos war. Ihr habt mir berichtet, mein armer Freund sei so froh gewesen, einen guten Kopisten gefunden zu haben, |552| dass er ihm noch andere Handschriften in seinem Besitz anvertraut habe. Jetzt wissen wir, dass die beiden ein und dieselbe Person sind. Dieser Verdacht war mir übrigens schon gekommen, als wir immer wieder neue Aufzeichnungen von Bouchard und gleichzeitig Papiere von Poggio Bracciolini fanden.«
    »Das ist ja unglaublich!« Vor Staunen fuhr ich auf, was bei uns dreien zu einem schmerzhaften Zerren an dem Seil um unsere Handgelenke führte.
    »Gebt doch acht!«, schimpftest du, weit mehr daran interessiert, hier herauszukommen, als an Bouchard oder dem Mönch.
    »Entschuldigt bitte, Signorino Atto, doch Ihr werdet meine Überraschung verstehen. Angesichts dieser Mitteilung, Monsire Naudé, muss ich Euch daran erinnern, dass es im Großherzogtum der Toskana von trefflichen Kopisten nur so wimmelt, und ihre Geschicklichkeit ist bekanntlich einzig auf der Welt. Habt Ihr selbst nicht auch in Florenz im Auftrag Kardinal Mazarins nach einem Kopisten für die Gutenbergbibel gesucht?«
    »Was hat das denn damit zu tun? Dank der ausgezeichneten Beziehungen zwischen Frankreich und dem Großherzogtum konnte ich mich der offiziellen Kopisten der Medici bedienen. Als Cousins der Regentin Anna von Österreich sind die Medici ihr gerne in jeder Weise gefällig. Bouchard dagegen suchte einen privaten Kopisten – just einen wie Philos Ptetès!«
    »Ihr habt zweifellos recht«, pflichtete ich ihm bei, während ich eine bequemere Sitzhaltung einzunehmen suchte, ohne meinen Gefährten im Unglück zur Last zu fallen. »Doch daraus zu schließen, dass der slawonische Mönch und Bouchards Kopist ein und dieselbe Person sind …«
    »Aber ja doch! Warum finden sich Bouchards Aufzeichnungen sonst auf dieser Insel zusammen mit den Papieren von Poggio Bracciolini? Wollt Ihr eine Bestätigung? Es war der Mönch, der dieses B im Sand zurückgelassen hat, da es auch ein neuer Buchstabe für unsere Karte ist, zusammen mit den anderen, die wir in der Torre Vecchia, im Haus von Nummer Drei und in der Piana dei Morti gefunden haben. Wie ich vermutet habe, ist das alles sein

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