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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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ich alles verfolgen:
    »Das … das sind Phantasien eines verwirrten Geistes. Es stimmt, der arme Bouchard glaubte, ich hätte mit dem Überfall zu tun, der ihn Monate später ins Grab brachte.«
    Er holte Luft, während du ihn fest anblicktest.
    »Inzwischen kennst du mich: Könnte ich ernsthaft mit einem Mord zu tun haben?«, fragte Naudé heftig. »Allein der Gedanke an den Tod schreckt mich! Wenn ich gewusst hätte, dass Bouchard im Sterben lag, hätte ich mich selbst dem Tode nahe gefühlt! Ich frage noch einmal: Glaubst du wirklich, Gabriel Naudé könnte jemandem schaden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagtest du.
    Naudé errötete und wusste einen Augenblick lang nicht, was er sagen |616| sollte, denn von keinem Mensch lässt sich a priori behaupten, er sei unfähig zum Töten.
    »Der Schuldige wurde doch gefunden: es war der Botschafter d’Estrées! Und diese Papiere sagen nicht das Geringste gegen mich aus!« Naudé war plötzlich laut geworden, er stand auf und wedelte hektisch mit den Armen. »Hier tobt sich nur ein Unglücklicher aus, der im Angesicht des Todes nicht weiß, mit wem er sich anlegen soll und irre redet. Bouchard hatte sehr starkes Fieber, manchmal mit Delirium und Halluzinationen! Er wusste nicht, was er sagte!«
    Er schwankte unter den Strömen von Likör, die er getrunken, ergriff einen Packen der Aufzeichnungen Bouchards und warf sie in die Luft. Die Blätter wirbelten in einem fröhlichen Reigen durch die Luft.
    Dann sank er in sich zusammen und setzte sich wieder, heftiger wankend als zuvor. Er brummte ein paar wirre Sätze, die ich nicht entschlüsseln konnte. Dann verbarg er den Kopf in den Händen und schien rhythmisch zusammenzuzucken. Gabriel Naudé, der mondäne Paradiesvogel der Pariser Gelehrtenwelt, weinte. Du legtest ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn diskret zu trösten, wie man es bei einem alten Freund tut.
    »Das war ein fester Kreis, eine Clique, verstehst du?«, sagte er mit tränenüberströmtem Gesicht. »Diesen Leuten kann man sich nicht widersetzen, wie mein lieber Bouchard schrieb, die halten zusammen. Sie sind verrückt. Krank. Verstehst du?«
    »Nein, Monsire Naudé.«
    »Ich bitte dich, nenn mich Gabriel«, flehte er mit brüchiger, kratziger Stimme, immer wieder zu dem Likörfässchen greifend. »Die hatten mich in der Hand. Entweder tust du das oder alle werden alles erfahren. Sie waren alle einverstanden: die Du Puy, Cassiano dal Pozzo, und auch dieser französische Arzt, ein alter Freund seiner Familie, der vor kurzem aus Bologna gekommen war, ein gewisser Potier. Aber das habe ich zu spät begriffen. Ich war ohne böse Absichten auf dieses Fest gegangen. Es sollte nur Musik und eine Komödie geben, und die besten Cavalieri von Rom, ohne Damen. Stattdessen keine Musik und keine Komödie. Ich traf Potier. Das hätte mich warnen sollen, ich wusste genau, dass er ein Anhänger von Paracelsus war, wie Cassiano, aber stattdessen stürzte ich mich bedenkenlos auf den ausgezeichneten Wein, der ohne irgendwelche Speisen angeboten wurde. Dann kamen diese Jungen, alle genau instruiert, wie man sich hätte denken |617| können, aber es war schon zu spät. ›Komm, komm mit mir, ich suche mir immer die besten aus‹, sagte Cassiano und brachte mich in ein Zimmer, von da in ein anderes, kleineres, und dort waren zwei von den Jüngsten und Schönsten, und sie waren schon als Frauen gekleidet mit Schminke und Röcken und allem. Und bei ihrem bloßen Anblick drehte sich mir schon der Kopf, aber das war der Wein und dahinter steckte Potier, da bin ich sicher. Ich ließ mich gehen. Aber in dem Zimmer waren wir nicht nur zu viert, wie ich glauben sollte, denn als ich fertig war, entdeckte ich, dass hinter einem Türchen in der Wand zwei Kerle saßen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, und die alles beobachtet hatten, was Cassiano wusste, aber mir hatte er nichts gesagt. Ich dachte, es wären Freunde von ihm, Leute, die sich vergnügen wollten, aber er sagte, er kenne sie nicht, und da wurde mir klar, dass das alles organisiert war, und ich war drauf reingefallen. Als ich den Hausherrn um Erklärungen bat, sagte er, ich solle mir keine Sorgen machen, denn auf diesem Fest seien nur diskrete, sehr vertrauenswürdige und hochgeschätzte Cavalieri geladen. Doch er erzählte mir auch von einem anderen Fest vor vielen Jahren in Venedig, wo man Cremonini, den Philosophen aus Padua, der Aristoteles lehrte, hereingelegt hatte. Zu viert oder fünft hatten sie ihn beobachtet,

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