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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Freund eine Lektion erteilen wollte, doch er hätte nicht erwartet, dass sie so weit gehen würden – sie hätten ihn fast umgebracht.
    Naudé rang nach Luft, war wie betäubt, suchte nach Worten. Seine Stimme zitterte, er war schwer betrunken. Wieder versuchte er, dich zu küssen, aber du hieltest dir das Fässchen an den Mund. Naudé wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, der Anfall ging zum Glück vorüber.
    »Er … er hatte es begriffen«, sagte er. Bouchard hatte genau verstanden, dass Naudé in irgendeiner Beziehung zu den Attentätern stand, hatte er ihm nicht wenige Tage zuvor auf seine Bitte hin anvertraut, dass er sonntags um Mitternacht von der Arbeit heimzukehren pflegte?
    Die eisige Klammer des Verrats zieht sich zusammen. Cassiano gelingt es, sich die Freundschaft des armen Bouchard zu erschleichen. Er besucht ihn, schickt ihm Geschenke, stellt sich für jede Kleinigkeit zur Verfügung und erreicht sein Ziel: Bouchard verfügt testamentarisch, dass seine privaten Papiere an Cassiano dal Pozzo gehen, damit er sie in der besten Weise nutze.
    »Ich kann mir gut vorstellen, was er ihm gesagt hat: Als Federico Cesi starb, einer der größten Literaten Roms, hatte Cassiano die gesamte Erbschaft des Fürsten gekauft, nur damit dieser Schatz an Handschriften, Kunstwerken und seltenen Gegenständen nicht verlorenging. Hätte Bouchard einen besseren, passionierteren Verwalter seiner Hinterlassenschaft finden können? Ach, es war mir unmöglich, ihn vor der doppelten Natur dieses schurkischen, hinterhältigen Menschen zu warnen! Bouchard weigerte sich, mich zu empfangen, und ich hatte Angst, ihm zu schreiben, denn der Brief hätte in falsche Hände geraten und mein Leben gefährden können. Ich … ich habe Angst vor Cassiano. Er schreibt mir immer noch, weißt du? Er bittet mich um dieses und jenes, und ich, immer sein ergebener Diener, krieche ihm in den Arsch.«
    |622| Naudé stand auf.
    »Ich war es nicht, verstehst du das?«, krächzte er unter Schluchzern, wie ein gemeiner Trunkenbold torkelnd. »Ich bin kein Mörder!«
    »Du lieber Himmel, nein, Monsire Naudé, Ihr dürft nicht denken, dass …«
    »Ich dachte, sie wollten ihm nur eine Lektion erteilen, ein paar Schläge, um ihm Angst zu machen!«, unterbrach er dich.
    »Von wem sprecht Ihr denn? War es nicht der Botschafter d’Estrées, der Bouchard umbringen ließ?«
    »Dann hast du also nichts verstanden. Auch du bist darauf hereingefallen!«, rief Naudé aus, der nun schon fast gänzlich die Kontrolle über sich verloren hatte. »D’Estrées hat nicht im Traum daran gedacht, Bouchard umzubringen, einen, der über die besten Beziehungen in Rom verfügte und überdies französischer Staatsbürger war. Er wollte ihn nur mit ein paar Schlägen demütigen, wie man es mit Dienern macht. Aber er hatte nicht mit Infiltrierten gerechnet. In dem Trio der gedungenen Angreifer gab es einen, der zusätzlich von anderen Leuten bezahlt wurde, und der hatte den Auftrag zu töten. D’Estrées wusste das nicht und wird es vielleicht niemals erfahren.«
    Ein langes Schweigen folgte. Naudé lehnte an der Wand, um nicht umzufallen. Du wartetest darauf, dass er weitermachte.
    »Ich brauche frische Luft«, sagte er stattdessen.
    Er versuchte auf das Fenster zuzugehen, strauchelte und fiel. Du eiltest ihm zur Hilfe, konntest ihn aber nur mit größter Anstrengung wieder aufrichten. Er musste sich wieder an die Wand lehnen. Jetzt wart ihr nur wenige Handbreit von meinen Ohren entfernt, ich konnte sowohl dein rasches, besorgtes Atmen als auch das von Schluchzern unterbrochene Keuchen Naudés hören.
    »Und wer hat Euch die Wahrheit erzählt, die Ihr mir jetzt mitteilt?«, fragtest du.
    »Es war nur zu leicht zu erkennen«, sagte er, »dass der Überfall auf dem Petersplatz von Männern ausgeführt wurde, die offiziell im Dienst d’Estrées standen, in Wirklichkeit aber von Cassiano bezahlt wurden. Und ich hatte den Informanten gespielt. Es war klar, dass die
Deniaisez
hinter allem standen.«
    Der Satz war unmissverständlich. Also trug der Mord an Bouchard diesen Stempel.
    Die Arbeit am Synkellos, fuhr Naudé fort, sei an die Bibliothek der |623| Barberini gegangen. Doch wer war der Bibliothekar der Barberini? Lukas Holste, der diesen Posten Peiresc, dem Meister der Meister, zu verdanken hatte, und beide waren
Deniaisez
. Es ließ sich leicht erraten, wo Bouchards Handschriften mit den unangenehmen Vermutungen über Synkellos, den Gotteslästerungen der antiken Historiker,

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