Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
Vom Netzwerk:
während er sich mit zweien seiner Studenten vergnügte, und von da an gab es immer jemanden, der ihn in der Hand hatte, sodass er fast die Hälfte seines Salärs der Universität Padua ausgeben musste, damit über die Sache Stillschweigen gewahrt blieb.«
    Er brach ab, weil er sich schnäuzen wollte, stand auf, um ein Schnupftuch in seinen Taschen zu suchen und fand keines. Er wankte so sehr, dass du ihm helfen musstest, sich wieder hinzusetzen.
    »Ich kann dir nicht sagen, wer an jenem Abend der Hausherr war, denn er ist ein angesehener Mann in Rom, und dir würde nicht im Traum einfallen, dass er es war. Er sagte, dass Cremonini und viele andere als achtbare Personen gelten, die ihr Leben der Wissenschaft weihen, doch wenn man wüsste, was sie bei sich zu Hause treiben und wie sie sich in der Öffentlichkeit verstellen, würde man erkennen, dass es ihnen nicht um Wissenschaft, sondern um Leidenschaft geht, und er schüttete sich aus vor Lachen. Er kannte mich gut, bestimmt wusste er, dass ich Schüler von Cremonini gewesen war, also wollte er mir damit sagen, dass ich jetzt genau so erpresst werden würde wie er.
    Gleich darauf, während immer noch getrunken und endlich auch |618| etwas gegessen wurde, war Cassiano dal Pozzo verschwunden. ›Wo ist der Commendatore? Wo ist der Cavaliere?‹ Und Potier mit ihm. Sie hatten sich verdrückt, ohne sich zu verabschieden. Dann kam die Überraschung: eine Gruppe Sbirren stand vor der Tür, mit Drohungen und Gewalt drangen sie in die Wohnung ein, nahmen von allen Namen und Nachnamen auf und sagten, es habe eine Anzeige wegen Sodomie gegeben. Dann brachten sie uns weg, wir waren ein Dutzend Gäste, alles sehr bekannte Namen, und sie hielten uns im Gefängnis Tor di Nona fest, wo sie alle verhörten und lange, genaue Protokolle anfertigten.
    Drei oder vier Stunden war ich schon bei den Sbirren eingeschlossen, die mir Fragen stellten und dem Kriminalnotar alles diktierten, da brachten sie mich in einen anderen Raum, denn dort sei jemand für mich. Es war Cassiano dal Pozzo. Er warf sich mir um den Hals und fragte: ›Gütiger Himmel, Gabriel, was ist passiert?‹ Ohne mir Gelegenheit zum Antworten zu geben, sagte er sofort, meine Lage sei sehr ernst, ich bräuchte Hilfe, sonst wäre ich ein toter Mann, und wenn das Verfahren nicht sofort eingestellt werde, wisse ganz Rom am nächsten Tag von diesem Skandal, die Botschafter anderer Mächte würden an ihre Herrscher schreiben, und in halb Europa, Paris eingeschlossen, sei ich fortan dem Gespött ausgeliefert und würde nie wieder jemanden finden, der mich anhörte, geschweige denn mir Arbeit gab. Er erklärte nicht, warum er das Fest verlassen hatte, ohne mir etwas zu sagen, und warum ich festgenommen wurde, während er, der an meiner Seite dieselben und noch schlimmere Dinge getan hatte, seelenruhig auf freiem Fuße war, ja, die Sbirren ihm sogar vor Beendigung des Verhörs einen Besuch erlaubt hatten, was wirklich außergewöhnlich war. Er sagte nur, zum Glück habe er Beziehungen und könne bis hinauf zum Papst und zum Gouverneur von Rom gelangen, und vielleicht könne er mir helfen, aber meine Lage sei ernst, sehr ernst.«
    Ein Bote wurde zu jemandem geschickt, dessen Namen Cassiano nicht nennen wollte. Eine halbe Stunde später stand Naudé als freier Mann vor dem Gefängnis. Cassiano hatte sich von den Sbirren sogar das einzige Exemplar des Verhörprotokolls geben lassen. Naudé bat um das Protokoll, aber dal Pozzo antwortete, er könne es ihm nicht geben, auch keine Kopie, weil der Freund, der ihm geholfen hatte, und dessen Namen er Naudé nicht enthüllen konnte, Cassiano als Garanten für die ganze Sache haben wollte.
    |619| Von dem Moment an lag Naudés Leben in der Hand des Cavaliere und Commendatore Cassiano dal Pozzo.
    Nach jenem schrecklichen Tag, fuhr Naudé fort, wurde er von Cassiano und dessen Freunden überredet (aber das richtige Wort ist »gezwungen«), sich an Bouchards Fersen zu heften und ihnen alles zu berichten, was er tat, sagte oder dachte. Jahrelang ging das so: Sie wollten jede Einzelheit über die Bücher, die Bouchard kaufte und las, seine Pläne, seine Meinungen über dieses Thema und jenen Autor, vor allem über die antiken Historiker, einschließlich Synkellos.
    Manchmal hatte Naudé versucht, sich zu weigern, dann hatten sie dunkle Reden geführt, Fälle erwähnt, in denen Leute wegen undurchsichtiger Justizintrigen im Gefängnis verfault oder bei unerklärlichen Unfällen gestorben oder von

Weitere Kostenlose Bücher