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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Deckung!«, rief Kemal und duckte sich auf den Boden.
    Noch während wir es ihm nachtaten, hörten wir den Aufschlag des Geschosses weiter unten, zwischen den Häuschen zu Füßen des hohen Felsens, auf den wir hinaufgeklettert waren. In ihrer Mitte lag das Kabuff mit dem Schatz von Philos Ptetès. Wenn wir uns dort im Freien aufgehalten hätten, hätten sie uns getroffen.
    »Der Schatz des Mönchs!«, rief ich und lief schon den Felsen hinunter.
    »Bist du verrückt, Secretarius? Retten wir lieber unsere eigene Haut!«, brüllte der Barbareske mir hinterher.
    Alle drei rieft ihr mir zu, ich solle fliehen und die Handschriften ihrem Schicksal überlassen, doch ich war schon weit hinuntergelaufen und hörte euer Rufen nur noch aus der Ferne. Die Gefahr war groß, doch Geschwindigkeit konnte mich retten. Ich wusste genau, wo das Häuschen lag, von dem aus man in das geheime Kabuff gelangte, mehr als Geschicklichkeit und Willenskraft brauchte ich nicht.
    Es war mein fester Entschluss, dort alles zu verriegeln. Ich konnte nicht riskieren, dass unsere Angreifer die Tür offen fanden und das verborgene Zimmer mit seinem unschätzbar wertvollen Inhalt entdeckten. Später würde ich, so Gott wollte, zurückkehren und alles in Sicherheit bringen.
    Wenige Minuten später war ich am Ziel. Es regnete noch immer unerbittlich. Die Tür des Häuschens war geschlossen. Wie konnte das sein? Dummkopf, sagte ich mir, der Wind wird sie zugeschlagen haben. Kaum hatte ich die Nase ins Innere gesteckt, schlug mir ein seltsamer Geruch entgegen. Es war wie die Erinnerung an ein schönes, über dem Kamin gebratenes oder im Freien auf glühenden Kohlen geröstetes Kotelett. Der Hunger scheint langsam zurückzukehren, überlegte ich. Doch sogleich erkannte ich, dass der Geruch von etwas ganz |691| anderem herrührte und etwas anderes mich erwartete. Der Schlag traf mich heftig und unvermutet direkt auf den Kopf.
    Ich schrie vor Schmerz, fiel auf die Knie und drehte mich um, um zu sehen, wer mich geschlagen hatte. Doch sogleich traf mich ein weiterer Schlag (ein Fausthieb oder Fußtritt?) auf die Schulter, sodass ich über den Boden rollte. Ich drehte mich auf den Rücken und schirmte mein Gesicht mit den Armen ab.
    »Na, bist du stolz darauf, dass du alle Einwohner vertrieben hast? Schäm dich, junger Mann!«

DISKURS CII
    Darin man es mit einer alten Bekannten zu tun bekommt.
    Rußgeschwärzt, bedeckt mit Wunden und grässlichen Narben, das Gesicht zur Unkenntlichkeit geschwollen, Flammen des Hasses aus den Augen sprühend, zweifellos eine Beute des Wahnsinns, stand, ein großes Küchenmesser schwingend, Nummer Drei vor mir.
    »Als du und deine Freunde ankamt, haben die Einwohner sich so geängstigt, dass sie die Stadt verlassen haben und an die Küste zurückgekehrt sind. Sie haben begriffen, dass ihr nur gekommen seid, um eure Nasen in ihre Angelegenheiten zu stecken. Ihr wollt gar nicht wirklich wissen, wie man bei uns in Taprobana lebt.«
    Während ihres irren Geredes hatte ich Gelegenheit, diese offenbar unbesiegbare Erinnye zu betrachten, die den Einsturz iher Hütte nur durch ein Wunder überlebt haben. konnte. Verletzungen und Verbrennungen schienen nicht behandelt worden zu sein, sondern hatten sich dank der wunderbaren Heilkräfte der Natur und der Jugend von allein geschlossen. Ihre Kleider waren nur mehr schwärzliche Lumpen, zerfetzt und verdreckt, die Haare ein Wirrwarr verfilzter Strähnen, von einer unbeschreiblichen Schmutzschicht zusammengehalten. Das verrußte Gesicht war abgemagert, der Blick wahnsinnig. Durch ein Wunder musste Nummer Drei beim Einsturz ihres Hauses von einem Teil des Daches oder einem Stück Mauer bedeckt und so vor den Flammen geschützt worden sein. Die großflächigen, aber begrenzten Verbrennungen schienen vom Kontakt mit glühenden Holzscheiten |692| herzurühren, nicht von offenen Flammen. Wenn man bedachte, dass wir zurückgekehrt waren, um in den Ruinen ihres Hauses zu stöbern und sie für tot gehalten hatten, während sie unter den rauchenden Trümmern noch atmete und kurze Zeit später sogar darunter hervorgekommen war!
    Ich hatte mich erhoben. Das Mädchen kam auf mich zu, das Messer in der Hand. Ich wich zurück. Die Klinge war breit und schwer, sie eignete sich gut zum Schweineschlachten, und meine Gegnerin war verrückt.
    »Ich … es tut mir leid, was mit Eurem Haus passiert ist. Die Kaninchen, die Hühner …« sagte ich mit erhobenen Händen zum Zeichen meiner Kapitulation, in der

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