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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Antike und der alten Inschriften sind über die halbe Welt verbreitet.hat herausgefunden, dass auch er ein Fälscher war, ja, er brüstete sich sogar damit, Texte transkribiert zu haben, die in nicht |686| existierende römische Marmorwerke gemeißelt waren.hat die Fälscher in der Ferne gesucht, im antiken Griechenland, dabei lebten sie bei ihm um die Ecke.

    Wir müssen die gesamte Geschichte der antiken Literatur umkehren: Die überlieferten Texte müssen als falsch angesehen werden, bis das Gegenteil bewiesen wird.
    Für jeden, der eintritt, lautet die Losung:

    »Die Geschichte ist wie ein in Prosa gefasstes Gedicht, und man schreibt sie,
um zu erzählen, nicht um etwas zu beweisen. Das ganze Werk darf nicht dem Kampf in der Gegenwart dienen, sondern dem Gedächtnis der Nachkommen und dem Ruhm des Genies, der es verfasste. Sie zerstreut die Langeweile dank altertümlicher Vokabeln und eines freien Erzählstils.«

    So schrieb Quintilian. Von Poggio Bracciolini wiederentdeckt oder vielleicht sogar mehr als das.

    Schoppe hob die Augen und blickte uns drei starr an, ohne ein Wort zu sagen. Was hätte man dem auch noch hinzufügen sollen? Was wir soeben gelesen hatten, überstieg die kühnste menschliche Einbildungskraft. In ein trauriges Schweigen verschlossen, fuhr der Verehrungswürdige mit seinen alten Fingern über die anderen Papiere Bouchards. Eine Weile verharrte er auf dem Frontispiz einer Schrift des armen jungen Mannes über die Echtheit von Tacitus, von der wir soeben gelesen hatten. Seufzend blätterte Schoppe weiter und ließ zuletzt die Arme sinken.
    Das Schweigen wurde durch eine andere Stimme unterbrochen, die von oben kam:
    »Verfluchte Nazarener, ich habe all meinen guten Willen aufbringen müssen, um euch zu finden. In was für eine Räuberhöhle hat es euch verschlagen?«
    Aus dem Brunnenschacht, der zu unserem Unterschlupf führte, kam erst ein bekannter Stiefel zum Vorschein, dann die ganze Gestalt seines Trägers. Während er sich überflüssigerweise den Staub von den Ärmeln wischte (denn die ganze Erscheinung war seit Tagen ein Abbild des Schmutzes auf Gorgona), erschien vor uns der Statthalter von Ali Ferrarese. Er war allein.

|687| DISKURS C
    Darin man vom tragischen Ende Naudés erfährt und Schoppe endlich seine wahre Natur offenbart.
    Kaum stand der Korsar vor uns, fragte ich nach Naudé.
    »Das ist seine Sache.«
    »Was soll das heißen?«, wandte Schoppe besorgt ein. »Er wird doch wohl irgendwo hingegangen sein. Wo seid ihr gewesen?«
    »Am Strand, um uns zu vergewissern, dass das Boot benutzbar ist. Was auch zutrifft. Aber Naudé jammerte unaufhörlich, und da habe ich, ehrlich gesagt …«
    »Was hast du?«
    »Nichts, ich habe ihm nur gesagt, er soll still sein, das sei nur die Nachwirkung seines Rausches. Aber er fing immer wieder an mit seinem ›Was sollen wir tun? Was tun‹?«
    »Ja, und weiter? Erzähl schon, los!«, rief Schoppe erregt.
    »Da ist mir die Galle übergelaufen! Ich habe gesagt: ›Du bist ein Nazarener und schlimmer, du bist gottlos und obendrein auch noch Sodomit. Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann stürze dich doch von einem Felsen, das wäre das Klügste, was du tun kannst.‹«
    »Und er?«
    »Er ist weggegangen«, antwortete der Barbareske seelenruhig, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.

    Wir schwiegen eine Weile. Das Gesicht des Verehrungswürdigen, das sich während der Lektüre grünlich verfärbt hatte, nahm nun eine bleiche Tönung an, und er schien zwischen einem Kollaps und einem Wutausbruch zu schwanken: der Mund stand halb offen, die Augen waren aufgerissen, Wangen und Stirn waren eingefallen und ließen an den Schläfen heftig pulsierende bläuliche Adern durchschimmern.
    Die Papiere fielen ihm aus den Händen, als er sich ruckartig erhob, in den Durchschlupf kroch und die eisernen Stufen hinaufkletterte.
    »Gabriel! Gabrieeeel!«, brüllte er mit aller Kraft, die seine armen alten Lungen hergaben.
    Unterdessen hatte wieder ein starker Regen eingesetzt, und auch der Wind war aufgefrischt. Ungeachtet des Wetters legte Schoppe, schwankend wie ein verwundetes Tier, die Hände zu einem Trichter |688| an den Mund und wiederholte seinen verzweifelten Ruf. Das üppige Haarbüschel, das ihm so stolz über der Stirn stand, war im Nu klatschnass und klebte nun auf den Augen, was dem hochmütigen deutschen Gelehrten das wilde Aussehen eines Vagabunden verlieh.
    »Gabrieeel!«, brüllte er mit zunehmend brüchiger

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