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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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allzu stolzen und finsteren Blick anzustarren, und wurde von diesem und einem seiner Kameraden bestraft, indem sie ihm mehrere Eimer Meerwasser über den Kopf schütteten, die ihn vom Scheitel bis zu den Füßen durchnässten.
    Ich bemerkte, dass einige unserer Matrosen und Ruderer fehlten, sie waren wahrscheinlich tot oder verletzt. Die französischen Offiziere konnte man leider nicht fragen, sie wurden eilig gefesselt und auf die feindliche Karacke gebracht, sodass auf unserer Galeere niemand blieb, der in der Lage war, ein Schiff zu lenken.
    Derweil waren endlich die restlichen stinkenden Rauchflaschen ins Wasser geworfen worden, und die Luft war wieder erträglich. Einige der Barbaresken begannen, Taue auszuwerfen und zu verknoten, damit unser Schiff von dem Segler der Korsaren abgeschleppt werden konnte. Unsere Segel waren gestrichen, die Ruder eingeholt worden. Von vier oder fünf Barbaresken bedroht, die die Läufe ihrer Flinten auf sie richteten, wurden die Bereitwilligen zu ihrem Entsetzen anstelle der Galeerensklaven an die Bänke gefesselt, dafür benutzten die Korsaren neue Ketten, die sie mitgebracht hatten.
    Die Galeerensklaven dagegen, nach Jahren endlich von ihren Ketten |101| befreit, hatten angefangen vor Freude zu grölen, zu tanzen und Tränen zu lachen. Andere hatten sich beeilt, dem Antreiber, dem Mannschaftsaufseher und den Offizieren ins Gesicht zu spucken, bevor diese, die Hände auf dem Rücken gefesselt, auf das Piratenschiff verbracht wurden. Doch die Barbaresken schickten die Sklaven mit Tritten und Warnungen, sich ja nicht zu viele Freiheiten herauszunehmen, an ihren Platz zurück. Ein gutes Zeichen: vielleicht waren wir doch nicht jenen blutdürstigen Schlächtern in die Hände gefallen, denen so viele andere christliche Schiffsbesatzungen nicht hatten entrinnen können.
    Wir Passagiere wurden auf engstem Raum zusammengepfercht und gezwungen, stehenzubleiben, um einem Schauspiel beizuwohnen, von dem wir uns noch keine Vorstellung machen konnten. Du wechseltest einen ängstlichen Blick mit mir.
    Dann kletterte einer der Korsaren auf einen Wink seines Anführers über die Wanten am Mast empor und hub, sobald er oben war und sicher stand, mit lauter Stimme zu einer kleinen Rede an, die er mit ausladenden Gesten begleitete:
    »Ihr alle, jedwelcher Nation, Levantiner, Ponentiner, Franzos, Espanioler, Portugies, Griechen, Napolitaner, Toskaner, Teutsche, Italiener, Hebräer, Türken, Mauren, Armenier, Perser, Moskowiter, Dänen, Schweden, Flaminger und andre, seid gegrüßet! Wir sein Barbaresken von Tunesien und kämpfen, um nehmen Piaster von Christen.«
    »Er hat gesagt, sie sind Barbaresken aus Tunesien und kämpfen, um den Christen Geld zu stehlen«, flüsterte ich dir zu, während du die Rede schreckensstarr verfolgtest, wie jemand, der sein Leben plötzlich an einem seidenen Faden hängen sieht.
    Hinter uns betrachtete Schoppe die Korsaren mit jener Verachtung für die mediterranen Völker, die nur ein Deutscher sich inmitten von Gefahren zu bewahren vermag. Er brummte etwas vor sich hin, als würde er einem imaginären Landsmann das erbärmliche Schauspiel dieser Handvoll Korsaren und ihrer zerlumpten Sprache beschreiben. »
Die so genente Frankensprache, welche aus der Französischen, Wälschen, Spanischen und am allermeisten aus der Italiänischen zusammen gefüget gebreuchlich
…«, krächzte er sarkastisch mit leiser Stimme, aber fast unbekümmert um die Gefahr, in der er schwebte. Dann knurrte er halblaut auf Deutsch: »Hunde.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Pasqualini.
    Gabriel Naudé, dessen Gelehrsamkeit es auch an ein wenig Deutsch |102| nicht mangelte, übersetzte das Schimpfwort. »Und er sagt, sie sprechen die Lingua franca, nämlich Italienisch mit ein paar Brocken Französisch und Spanisch.«
    Der Korsar fuhr mit seiner Ansprache fort: »Si voi esser buoni, mi haver plaisir euch cognoscir und tutti portar a Tunis in grandi et belli Bade von Süleyman, vom Pascha, von Ali Mami, von Sidi Mamet, von Mourad Bey, die zwey von Dey Yousouf, das von la Patrona et das tout neu von Cigala.«
    »Was hat er gesagt?«, frage Hardouin, dem die Augen vor Bangen aus den Höhlen traten.
    »Wenn ich recht verstanden habe, macht er Witze«, antwortete Malagigi, dessen Augen vom Rauch der Brandflaschen noch immer gerötet und geschwollen waren. »Er sagt, wenn wir uns anständig benehmen, freut er sich, unsere Bekanntschaft zu machen, und er wird uns in die Bäder von Tunis bringen, wo

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