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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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flogen, als wir unser Ziel erblickten: den Eingang in die Torre Vecchia.
    Der Eingang befand sich im Winkel zwischen zweien der hohen Festungsmauern. Um dorthin zu gelangen, musste man den Weg über den Gebirgskamm verlassen und eine kurze Abzweigung zur Torre Vecchia nehmen. Genau an dieser Stelle entdeckten wir eine weitere Abzweigung, die, langsam abfallend, bis zum gegenüberliegenden, aus sanft gerundeten, niedrigen Felsen bestehenden Ufer von Gorgona führte, das auf Livorno und die Küste der Toskana blickte.
    Wir wandten uns der Festung zu. Der Eingang, eine Aushöhlung in einer der Strebemauern, war mit einem jener Tore aus vertikalen, gezackten Gittern versehen, die in Festungen häufig die erste Barriere darstellen. Hinter dieser Schwelle erkannte man eine Art engen Vorraum, schwach erhellt durch ein Fensterchen auf der rechten Seite, das auf die ersten Vorsprünge der Klippe über dem gähnenden Abgrund blickte. Im Hintergrund des Vorraums gab es vier Stufen und einen Korridor, der nach links abbog. Das Gittertor stand offen.

|186| DISKURS XXVI
    Darin man beginnt, die Torre Vecchia zu erforschen, isst und trinkt, und dann eine kostbare Schrift entdeckt.
    Malagigi setzte sich an die Spitze der Vorhut, gefolgt von Hardouin und den beiden Korsaren. Nachdem die vier ihre Ohren gespitzt hatten, um mögliche Geräusche aus dem Inneren der Festung zu erhaschen, betraten sie ohne Federlesens den Vorraum und verschwanden am Ende des Korridors.
    Wir anderen, die aus Vorsicht draußen geblieben waren, beschlossen, uns im umliegenden Gebüsch zu verstecken und still abzuwarten. Vorher vereinbarten wir noch schnell ein Zeichen, das bei Gefahr gerufen werden sollte.
    Für die draußen Gebliebenen war es eine bange Wartezeit. Mit unbeschreiblicher Erleichterung nahmen wir die gute Nachricht auf, die uns Hardouin brachte. Kaum ins Freie zurückgekehrt, verkündete er begeistert:
    »Kommt! Die Festung gehört uns. Und es gibt Wasser in Hülle und Fülle!«
    Wir kamen aus unseren Verstecken, schlüpften rasch durch das Gittertor und betraten den Vorraum, wo uns augenblicklich die eiskalte Luft alter Kastelle entgegenschlug. Wir stiegen die vier Stufen am Ende des Korridors hinauf und bogen nach links ab, wo wir am Ende einer langen Treppe auf den richtigen Eingang zur Festung stießen. Es war ein gepanzertes Tor, das jedoch, nach dem Zustand der Schlösser und Riegel zu urteilen, seit langem nicht mehr ordentlich geschlossen worden war. Nachdem wir durch dieses Tor getreten waren, gelangten wir wieder ins Freie, doch dieses Mal im Inneren der Torre Vecchia.
    Wir befanden uns in einem dreieckigen kleinen Innenhof, den der hohe Turm mit den Zinnen überragte. Um den Turm, in dem die gesamte Festung gipfelte, gruppierten sich Gebäude verschiedener Größe, hinter denen wiederum kleine Plätze und Höfe liegen mussten. Sie machten aus der Festung eine Art Labyrinth, das erforscht werden wollte.
    Mitten in dem dreieckigen Hof, in dem wir standen, prangte ein Brunnen, an dem sich Hardouin und die beiden Korsaren zu schaffen machten.
    |187| »Genug Wasser für alle«, wiederholte Hardouin freudestrahlend, während er einen vollen Eimer von dem Seil löste, an dem er ihn soeben aus der Zisterne gezogen hatte. Vor Anstrengung schnaubend, setzte er den Eimer mit Hilfe der beiden Korsaren am Brunnenrand ab. Sofort löschten alle zufrieden ihren Durst, der eine, indem er mit den Händen schöpfte, der andere, indem er das Gesicht direkt in den vollen Eimer tauchte. Nun war es Zeit, an den Hunger zu denken.
    Auf dem Hof gab es im Schatten des großen Turms eine kleine Kirche. Es war ein winziger, anrührender Bau aus einem einzigen Schiff, einem Fenster, das aufs Meer ging, einem Altar und an der linken Seite einer noch kleineren Kapelle, deren Fenster auf den Hof blickte. Daneben lag ein Gebäude gleicher Größe mit zwei Zimmern, wahrscheinlich die Wohnräume des Kaplans, der vor wer weiß wie langer Zeit hier die Messe gelesen und an diesem gottverlassenen Ort gelebt hatte.
    Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Malagigi, Naudé und ich gingen den Turm erkunden, die anderen konzentrierten sich auf die niedrigeren Gebäude, beginnend mit der Kirche.
    Im Turm trennten wir uns noch einmal. Pasqualini stieg in die oberen Stockwerke hinauf, Naudé und ich widmeten uns dem Raum im Erdgeschoss, einem schmutzigen Gelass voller Spinnweben, wo ein paar verrottete Holztruhen standen.
    Wenige Minuten später hörten wir einen Jubelschrei. Ohne

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