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Das Nebelhaus

Das Nebelhaus

Titel: Das Nebelhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Berg
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Laub klatschte gegen die Scheiben. Die grollenden Geräusche Emilys, die sich der Insel bemächtigt hatte, brachten Leonie zum Erzittern. Das Messer in den kaum noch kontrollierbaren Händen, verkroch sie sich unter einem Tisch.
    Sie zückte ihr Handy und drückte die Eins.
    »Steffen, Steffen. Ich bitte dich, nur dies eine Mal, hilf mir. Der Sturm … Da war dieses Gesicht, die Dunkelheit. Nimm den Hörer ab. Ich weiß, du bist da. Geh ran. Hier … passiert etwas. Clarissa ist fort. Alle sind draußen, weit weg. Ich höre Schritte. Ich werde sterben, Steffen. Hörst du mich? Ich werde sterben …«
    Dann riss die Verbindung ab.

27
    Nachdem Steffen Herold sich verabschiedet hatte, saß ich noch zwei Stunden lang auf der Bank im sonnigen Schlosspark von Sanssouci. Leonie spukte in mir. Ich bekam sie nicht mehr aus dem Kopf, sie machte mir Angst, ich verabscheute und bedauerte sie zugleich. Und ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich mich von ihr hatte täuschen lassen. Verliebt in meine eigene Theorie, dass Herr Nan der Mörder von Hiddensee gewesen sein könnte, hatte ich mir Leonie schöngeredet, und nun musste ich erkennen, dass sie allemal das Potenzial zur Amokläuferin hatte. Die paar Details, die Zweifel an ihrer Schuld zuließen, reichten bei Weitem nicht aus, um eine seriöse Gegenthese aufzustellen.
    Noch von Sanssouci aus rief ich bei Yim an. Nach dreimaligem Klingeln sprang der Anrufbeantworter an.
    Ich sagte: »Du hattest recht, was Leonie Korn angeht. Ich habe gerade etwas erfahren, das so erschreckend ist … Na ja, ich lag falsch, das wollte ich dir eigentlich nur sagen. Euer Familiengeheimnis hat nichts mit dem Amoklauf zu tun. Ich habe mich verrannt, und jetzt hoffe ich … Wirst du mich anrufen?«
    Zurück in meiner Wohnung, versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, was mir jedoch kaum gelang. Zu viele Stimmen redeten durcheinander: Leonie, Yasmin, Margarete Korn, Steffen Herold, Yim, sein Vater … Zu viele Bilder kamen hinzu: der Schuppen, die Gemälde, das Komazimmer, der Segeltörn, das Katzengrab, das Heroin, die Kreideumrisse im Nebelhaus, die Vorstellung von Leonies abscheulicher Tat.
    Mit so viel menschlicher Zerstörung und so viel Bösartigkeit hatte ich noch bei keinem Fall zu tun gehabt, was mir zeigte, dass mein Instinkt, den Artikel abzugeben, richtig gewesen war. Es war eben doch ein Unterschied, einen Gerichtsprozess zu verfolgen, in dem das Grauen in Nüchternheit verpackt wurde, oder in das Grauen einzutauchen. Ich warf das ganze Material in die Tonne und legte mich um siebzehn Uhr schlafen.
    Zweieinhalb Stunden später klingelte das Telefon.
    »Ach, du bist es, Jonas.«
    »Enttäuscht?«
    »Nein, Quatsch. Ich freue mich immer, deine Stimme zu hören. Ich habe nur auf einen anderen Anruf gewartet.«
    »Von einem Mann?«
    »Woher weißt du das?«
    »Da war so etwas in deiner Stimme … Außerdem haben Söhne einen Riecher für die Liebschaften ihrer Mütter, das liegt ihnen in den Genen.«
    »Soso.«
    »Ist echt so, die Nasenhaare vibrieren dann auf eine ganz spezielle Weise.«
    Ich lachte, aber ich hörte aus meinem eigenen Lacher etwas Gezwungenes, jedenfalls nicht ganz Befreites heraus.
    Jonas vernahm es auch. »Dann will ich mal die Leitung nicht länger blockieren«, sagte er.
    »Red keinen Unfug.«
    »Okay, Mam. Dann stell dich aber auf neugierige Fragen ein. Wie läuft’s denn so mit ihm ?«
    »Nicht so gut. Wir hatten Streit, und es war meine Schuld. Na ja, zum Teil. Ich habe ihn um Entschuldigung gebeten und hoffe, er wird mir verzeihen.«
    »Erzähl mir ein bisschen von ihm.«
    »Wenn du magst … Er ist Deutsch-Kambodschaner …«
    »Wow, Asiaten bevorzugt, wie?«
    »Er kann göttlich kochen …«
    »Da wird jede Frau schwach.«
    »… sieht so gut aus wie ein Schauspieler …«
    »Na ja, Karl Malden war auch Schauspieler.«
    »… und ist ein paar Jährchen jünger als ich.«
    »Solange er schon einen Schulabschluss hat, macht mir das nichts. Hat er doch, oder?«
    »Blödmann. Er segelt gerne, hat die Stones im Repertoire …«
    »Die Stones! Dann hat er seinen Abschluss definitiv schon länger.«
    »Wirst du wohl aufhören, über meine Stones zu spotten.«
    »Ich weiß, du liebst sie mehr als mich!«
    »Nur beinahe.«
    »Wie kannst du dich nur mit so jemandem streiten, Mam? Geh zu ihm, und wirf dich ihm zu Füßen.«
    »Ich schwanke zwischen dieser Variante …«
    »… und ewiger Selbstverbannung.«
    »So ungefähr.«
    Jonas seufzte. »Klingt nicht, als hättest

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