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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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abziehen können. Aber vielleicht ließ sie sich nun aufstoßen.
    Ohne länger zu zögern, stürmte der Schmied mitten hinein ins Feuer. Hinter ihm schrie Ciarisse auf. Er achtete nicht auf sie. Wenn erst Teile der Decke herunterbrachen, würde ihm dieser Weg gänzlich versperrt sein.
    Eine ungeheure Hitze umfing ihn und versengte seine Haare und Augenbrauen. Für einen Moment taumelte er geblendet vorwärts. Ein zweiter Balken kippte um. Armos sah ihn zu spät, um noch ausweichen zu können. Ein unsagbarer Schmerz raste durch seinen Körper, als er an der Schulter getroffen wurde. Plötzlich züngelten Flammen von dem Wams aus gegerbtem Fuchsfell auf, das ihm noch geblieben war. Sie verbrannten seine rechte Gesichtshälfte. Mit der linken Hand wollte er sie ausschlagen, aber es gelang ihm nicht ganz.
    Die ersten Steine lösten sich und krachten neben ihm auf den Boden. Er hastete weiter. »Aqvitre! Lavoux!« Kaum dass die Namen über seine Lippen kamen. Aber da sah er die Tür vor sich. Düster glühten die eisernen Beschläge.
    Armos rammte mit der unversehrten Schulter dagegen. Ein wenig gab das Holz nach, doch nicht genug, um ihm dem Weg zu öffnen. Zischend fraß sich das Metall durch seine Kleidung. Diesmal drohte der Schmerz ihm die Besinnung zu rauben.
    Er prallte mehrere Schritte weit zurück, verhielt und sprang nur einen hastigen Atemzug später erneut vor. Der Anprall war so hart, dass er meinte, sich das Schlüsselbein gebrochen zu haben. Aber diesmal löste sich die obere Angel aus der Wand. Ein Spalt, so breit wie zwei Hände, entstand.
    Verzweifelt trat Armos zu. Die Tür löste sich nun vollends und kippte. Hart stürzte er mit ihr zusammen auf das Pflaster. Die Kälte, die ihn plötzlich umfing, weckte seine Lebensgeister, und er warf sich in den nächsten Schneehaufen und wälzte sich darin, bis sein brennendes Wams gelöscht war. Er musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien. Schwer atmend blieb er dann liegen, während die Flammen bereits mannshoch und weithin sichtbar aus dem Dachstuhl schlugen.
    Der Gedanke an die Schergen trieb ihn wieder hoch. Er musste fort, denn sie würden schon bald hier sein .
    Schreie wurden laut, gingen dann aber im Prasseln in sich zusammenstürzender Gebäudeteile unter. Hintereinander taumelten mehrere im Rauch nur verschwommen zu erkennende Gestalten aus dem Pesthaus. Armos blieb kurz stehen und sah ihnen nach, doch schien Ciarisse nicht unter ihnen zu sein. Wahrscheinlich hatte sie es nicht mehr geschafft, sich in Sicherheit zu bringen.
    Dann kam niemand mehr. Und als die vordere Wand einstürzte, konnte Armos jegliche Hoffnung begraben. Aber vielleicht war es besser so.
    »Du hast nach mir geschickt, L'umeyn.« Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage, mit der Graf Corian den Speisesaal betrat. In vielfachem Echo hallten seine Schritte von den Wänden wider, die getäfelt waren mit dem reinsten Marmor und geschmückt mit den kostbarsten Kristalllüstern, die je ein Herrscher besessen hatte. Ein bedauernder Blick galt den vielen Kostbarkeiten, die ohne Zweifel auch auf Burg Anbur ihre volle Schönheit hätten entfalten können.
    Der Lichtkönig deutete auf den freien Stuhl, auf dem vor kurzem noch der Erzmagier gesessen hatte. »Nimm Platz, Graf Corian!« Er sagte es kurz und stockend, und dem aufmerksamen Beobachter entging nicht, dass er überaus nervös war. Sein Blick irrte ziellos umher und blieb erst nach einer Weile an seinem Gegenüber hängen. »Ich kann dir vertrauen, Graf?« brach es dann aus ihm hervor. »Auch auf deine Verschwiegenheit zählen?«
    Corian nickte. »Wenn es deinen Bruder betrifft.«, begann er, wurde aber durch eine herrische Handbewegung unterbrochen.
    »Es geht nicht um ihn«, sagte der Cumeyn. »Ich weiß, dass Laffeur keine großen Sympathien besitzt, aber ich muss ihn gewähren lassen.«
    Er schwieg wieder nachdenklich, wie es schien. Schließlich erhob er sich, trat vor ein Fenster hin und starrte hinaus in die Nacht. Fahl zeichnete sich der Mond hinter den treibenden Nebelschwaden ab.
    »Ich habe ein Anliegen«, begann er erneut. »Aber ich muss unbedingt auf dich zählen können.«
    »Was in meiner Macht steht, werde ich tun«, versicherte Corian.
    »Es geht um Vassander.«
    »Den Erzmagier?«
    »Ja.«
    Als Mormand sich wieder ihm zuwandte, sah der Graf, dass es um seine Mundwinkel zuckte. Auch perlte Schweiß auf der Stirn des L'umeyn.
    »Ich bitte dich, ihn zu beschatten. Ich weiß, was ich jetzt

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