Das Nest des Teufels (German Edition)
Kleidungsstücke für ihn mitgebracht haben, er kann doch nicht im Schlafanzug gehen!»
Da ich mir selbst ein Urteil bilden wollte, ging ich zu Syrjänen. Er lag im Bett an der Tür, eine Infusionsnadel im Arm, und sah erschöpft aus.
«Was einem nicht alles passiert», sagte er bei meinem Anblick. «Zum Glück hatte der alte Syrjänen einen Schutzengel. Kannst du mich hier rausholen? Ich möchte nicht, dass unnötiges Gerede aufkommt.»
«Dazu habe ich keine Befugnis, wir sind ja nicht verwandt.»
«Ich meinte, ob du Julia helfen würdest, mich rauszuholen. Mir fehlt nichts, ich fühle mich nur ein bisschen schlapp. Juri ist wohl noch in Långvik, er könnte mir Kleidung bringen. Diese Krankenhauskluft ist furchtbar.»
Syrjänen bemühte sich um einen unbeschwerten Ton, doch ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Was versuchte er zu vertuschen? Er nickte zu dem Wandschirm hin, hinter dem die anderen Patienten lagen, und hielt einen Finger an die Lippen. Natürlich musste ihm daran gelegen sein, kein Aufsehen zu erregen und die Polizei außen vor zu halten.
Ich überließ Syrjänen mein Handy, damit er Juri anrufen konnte. Als ich auf den Flur trat, zankte sich Julia gerade mit der Stationsschwester.
«Er darf angeblich nicht vor der Visite gehen, und die ist erst morgen früh! Kann man ihn nicht wenigstens in eine bessere Klinik verlegen, wo er seine Ruhe hat? Am Geld soll es nicht scheitern.»
Ich mischte mich ein, bevor Julia noch mehr Schaden anrichten konnte. Ich kannte die Gesetze gut genug, um zu wissen, dass es durchaus möglich war, Syrjänen sofort gehen zu lassen. Freundlichkeit bewirkte in diesem Fall mehr als Druck. Als Trankow eine halbe Stunde später mit einer Tasche voller Kleidung auf der Station erschien, hatte die diensthabende Ärztin Syrjänens Entlassung bereits abgesegnet und ihm alles Gute gewünscht. Wir warteten vor dem Zimmer, während eine Krankenschwester die Infusionsnadel von Syrjänens Handrücken entfernte. Dann ging Juri hinein, um seinem Chef beim Ankleiden zu helfen. Da Syrjänen wacklig auf den Beinen war, hakte Juri ihn auf der einen und Julia auf der anderen Seite unter. Ich lief voraus, um den Wagen zu holen, und fuhr ihn direkt vor die Eingangstür, ohne mich um das Halteverbotsschild zu kümmern. Schließlich handelte es sich beinahe um einen Krankentransport.
Julia wollte in die Stadtwohnung, und Syrjänen hatte nichts dagegen. Juri fuhr zurück zur Villa, um Hanna, Syrjänens Handys und alles andere zu holen, was in der Stadt gebraucht wurde. Während der Fahrt würgte Syrjänen ein paarmal, und im Rückspiegel sah ich, dass sein Gesicht blass war. Julia und ich stützten ihn auf dem Weg in die Wohnung und brachten ihn zu Bett. Die weitere Pflege überließ ich Julia, obwohl ich das Gefühl hatte, dass Syrjänen mit mir sprechen wollte.
Etwa zwanzig Minuten nach unserer Ankunft rief Jukka Vatanen an.
«Haben Sie endlich eingesehen, dass Sie sich entschuldigen müssen?», fragte er ohne Begrüßung.
«Keineswegs. Dagegen möchte ich fragen, ob Sie Usko Syrjänen gestern Gift in den Cognac geschüttet haben. Oder ob Ihre Frau sich an dem für Julia Gerbolt bestimmten Tee zu schaffen gemacht hat, den Usko an ihrer Stelle getrunken hat.»
«Wovon reden Sie, zum Teufel noch mal?»
«Bisher ist es noch keine Angelegenheit der Polizei. Syrjänen liegt mit einer Vergiftung in der Klinik. Man hat ihm den Magen ausgepumpt. Wie lange habt ihr beiden gestern Abend gebechert?»
«Kommt Usko durch?»
«Man wird sehen. Wie lange und wie viel habt ihr gesoffen?»
Natürlich hatte ich keinerlei Befugnis, Vatanen zu verhören, doch das fiel dem erschrockenen Mann zum Glück nicht auf. Die beiden hatten bis gegen zwei Uhr bei Cognac und Whisky gesessen, aber Vatanen beteuerte, Syrjänen sei nur leicht angeheitert gewesen, als sie schlafen gingen. Er selbst habe nur ein paar Stunden geschlafen, denn er schlafe immer schlecht, wenn er Hochprozentiges getrunken hatte. Seine Frau sei gegen sechs Uhr aufgewacht und habe darauf bestanden, sofort nach Hause zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt waren sicher beide noch nicht fahrtüchtig gewesen, aber sie waren trotzdem aufgebrochen.
«Wie sind Sie vom Grundstück gekommen? Das Tor ist doch mit einem Code geschützt.»
«Anne hat Hanna geweckt. Wir kennen sie ja schon seit Jahren, sie arbeitete schon bei Syrjänen, als Eija noch lebte. In welcher Klinik ist Usko denn?»
«Das geht Sie nichts an. Am Ende verraten Sie es noch an die
Weitere Kostenlose Bücher