Das Nest des Teufels (German Edition)
Klatschpresse.»
Früher oder später musste meine Lüge auffliegen, aber dann würde ich behaupten, nur in Syrjänens Interesse gehandelt zu haben.
«Ich tratsche nicht über meine Freunde, ganz gleich, was man mir dafür bietet! Moment mal, meine Frau ist gerade ins Haus gekommen. Anne, Usko liegt im Krankenhaus, er hat eine Vergiftung.»
Ich hörte einen Aufschrei, ein Poltern, dann drang eine schrille Frauenstimme an mein Ohr: «Was hat diese Nutte angerichtet? Hat Usko sie etwa schon vor der Hochzeit als Alleinerbin eingesetzt?»
«Was wollen Sie damit sagen, Frau Vatanen?»
«Sie hat Usko doch nach dem Abendessen ihren Tee aufgeschwatzt. Natürlich hatte sie Gift reingemischt, und jetzt behauptet sie, wir hätten es getan. Das Flittchen will Usko von seinen alten Freunden trennen.» Anne Vatanen sprach so wirr wie am Abend zuvor. Ich hörte mir ihre Anschuldigungen und Klagen eine Weile lang an, bevor ich wortlos auflegte.
Im Laufe des Abends besserte sich Syrjänens Zustand merklich, und gegen zehn Uhr hatte er Hunger. Hanna servierte ihm ein leichtes Gericht, Nudeln mit Räucherlachs. Julia und sie bemutterten den Patienten um die Wette, und mir schien es, als hätte ich Julia falsch eingeschätzt. Sie empfand wirklich etwas für Syrjänen.
Juri hatte ich seit der Abfahrt von der Klinik nicht mehr gesehen, er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Im Vorbeigehen sah ich, dass dort kein Licht brannte. Nach dem Essen ruhte sich Syrjänen auf dem Sofa im Wohnzimmer aus. Julias Handy klingelte, sie ging zum Sprechen ins Schlafzimmer. Hanna putzte die Küche, wie üblich.
«Komm mal her, Hilja. Ich möchte mit dir reden.» Syrjänens sonst so joviale Stimme klang befehlend, es war etwas im Busch. «Julia hat mir erzählt, dass du das Promazin in meinem Nachttisch gefunden hast. Warum hast du die Schubladen durchsucht?»
«Um herauszufinden, was du genommen hattest.»
«Kanntest du das Medikament?»
«Pharmakologie war ein Teil meiner Ausbildung an der Sicherheitsakademie Queens. Promazin in Kombination mit Alkohol ist gefährlich. Das musst du doch gewusst haben?»
Ich wollte Syrjänen nicht die Oberhand lassen.
«Nein, das wusste ich nicht. Die Überdosis war ein Unfall. Aber es hat schon früher Unfälle gegeben, zum Beispiel die Explosion auf der
I believe
. Satu hat damals Stein und Bein geschworen, sie wisse nichts davon. Ich war kurz vorher ausgezogen, hatte die Scheidung aber noch nicht eingereicht. Wenn ich damals gestorben wäre, hätte Satu mich beerbt. Die Polizei meint, die Explosion habe nichts mit mir zu tun, sondern mit diesem Wasiljew, aber ich bin mir dessen nicht so sicher.»
Ich kannte die Wahrheit über die Sprengung der Jacht und wusste, dass der Anschlag tatsächlich Boris Wasiljew gegolten hatte, aber das konnte ich Syrjänen nicht verraten.
«Hast du das Medikament selbst gekauft?»
«Nein. Ich habe es bekommen.» Syrjänen sah mich nachdenklich an.
«Von wem?»
«Von Juri. Ihr seid doch irgendwie befreundet. Glaubst du, er hat einen Grund, mir schaden zu wollen?»
«Das kann ich mir kaum vorstellen. Juri bewundert dich und ist froh, dass er für dich arbeiten darf.»
«Trotzdem habe ich schon seit einer Weile den Verdacht, dass er nebenbei irgendwelche eigenen Geschäfte treibt. Liebst du ihn?»
Ich wollte Syrjänen schon anfahren, das ginge ihn nichts an, er sei nur mein Arbeitgeber. Doch dann entschied ich mich für eine andere Taktik.
«Nein, ich liebe ihn nicht. Ich mag ihn wie einen jüngeren Vetter.»
«Meiner Meinung nach ist es deine Aufgabe, alle Bedrohungen, die sich gegen Julia und mich richten, ausfindig zu machen und zu eliminieren. Trotzdem befehle ich dir nicht, sondern bitte dich nur, festzustellen, ob Juri eine reine Weste hat. Ich weiß, dass sein Vater in halbkriminelle Aktivitäten verwickelt ist. Juri hat mir geschworen, es habe damit nichts zu tun, und eigentlich kann ich mir auch nicht vorstellen, dass er versucht hat, mir etwas anzutun. Er ist kein Mörder.»
Ich lächelte innerlich. Kein Mörder, dabei hatte er einen Polizisten erschossen und eine Abgeordnete betäubt und entführt. Syrjänen hatte offenbar nichts von dem Kidnapping gehört, obwohl er mit vielen Politikern befreundet war. Die hohen Herren waren also doch schlau genug gewesen, bei Sauna-Abenden und Jagdausflügen den Mund zu halten.
«Er hat dir also nicht gesagt, dass das Medikament in Verbindung mit Alkohol gefährlich ist? Wieso nimmst du überhaupt russische
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