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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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höhnte er. »Ich bin nicht rachsüchtig«, fügte er hinzu. »Ich werde Sie diesmal nicht anzeigen. Die Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe durch den Obersten Gerichtshof wird mir völlig genügen.«
    Er bahnte sich seinen Weg an ihnen vorbei, gefolgt von dem anderen Mann, der so nett war, verlegen dreinzuschauen.
    Deborah starrte ihm nach. »Falls du es noch nicht erraten hast, das war Rupert Crabtree.«
    Lindsay nickte. »Das hab’ ich mir schon gedacht.«
    »Eines schönen Tages«, brummte Deborah, »wird jemand kommen und diesen Mistkerl unschädlich machen.«

DREI
    Um Viertel vor sechs schaltete sich der Wecker ein. Lindsay wälzte sich zur Seite und knurrte die Radiouhr an: »Leck mich am Arsch.« Es handelte sich um ein Geschenk von Cordelia, das sie von dem alten Plastikding aus Universitätstagen befreit hatte. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und dachte daran, wieder in den Schlaf zurückzusinken. Der frühmorgendliche Start in ihr Wochenende im Friedenscamp, der noch am Abend zuvor so eine gute Idee gewesen war, hatte im Augenblick rein gar nichts Ansprechendes mehr für Lindsay. Gerade noch im Begriff wieder einzuschlummern wurde sie urplötzlich hellwach. Cordelia zeichnete mit den Fingerspitzen sanft Wellenlinien auf ihre Haut und schmiegte sich eng an sie. Lindsay brummte zufrieden vor sich hin, als sie das Paar behutsamer Lippen an ihrem Haaransatz spürte: Und schon gingen die Küsse in Knabbern über. Lindsay fühlte die Gänsehaut aufsteigen. Erregt wirbelte sie herum und umarmte die Geliebte stürmisch. Cordelia rückte weg und bemerkte unschuldig: »Ich dachte, du kommst morgens nicht hoch?«
    »Sobald sie den Wecker erfinden, der das macht, was du für mich tust, ist das Problem gelöst«, murmelte sie zärtlich und fing an, Cordelias Brustwarzen zu streicheln. Ihre rechte Hand tastete vorsichtig zwischen Cordelias Beine.
    Cordelias zusammengedrückte Oberschenkel hielten Lindsays Hand fest. »Wer A sagt, muß auch B sagen«, flüsterte sie und bewegte ihre Finger zielsicher zum warmen feuchten Zentrum von Lindsays Lust.
    Als Lindsay gerade das Gefühl totaler Entspannung durchströmte, läutete der Wecker zum zweiten Mal. »O Gott«, stöhnte sie. »So spät ist es?«
    »Weshalb die Eile?« wollte Cordelia zärtlich wissen.
    »Ich hab’ versprochen, ganz früh in Brownlow zu sein. Für heute ist eine große Aktion geplant«, antwortete Lindsay schläfrig.
    »Himmelherrgott, ist das tatsächlich alles, woran du jetzt denken kannst«, beschwerte sich Cordelia und rutschte weg. »Ich geh’ unter die Dusche.« Sie sprang aus dem Bett, noch bevor Lindsay etwas dagegen unternehmen konnte.
    »Für mich war’s noch lange nicht zu Ende«, rief Lindsay ihr vorwurfsvoll nach.
    »Wenn’s dir nichts ausmacht, warte ich lieber, bis du auch wieder mit dem Kopf dabei bist«, kam die Retourkutsche.
    Kurz nach sieben parkte Lindsay neben den schäbigen Plastikzelten. Sie hatte versucht, mit Cordelia Frieden zu schließen, aber es war nichts dabei herausgekommen. Jetzt fuhr Cordelia übers Wochenende zu ihren Eltern, und Lindsay konnte das Versprechen halten, das sie Deborah drei Wochen zuvor gegeben hatte. Sie stellte ihren MG zwischen einem kleinen aber starken japanischen Motorrad und einer mit Anti-AKW-Aufklebern übersäten 2CV-Ente ab. Wenn je die Enten-Produktion eingestellt werden sollte, überlegte sie, müßten die Anti-AKW-Abzeichenhersteller dichtmachen. Sie stellte den Motor ab und saß eine Zeitlang ruhig da.
    Der Märzmorgen war kühl und neblig, und Lindsay wunderte sich über die betonte Stille, die das Zeltlager umgab. Als einziges Lebenszeichen stieg vom entlegensten Teil der provisorischen Behausungen aus Ästen und Plastik eine dünne Rauchfahne auf. Sie schlug die Autotür zu und schlenderte hinüber zu Deborahs Campingbus. Die Vorhänge waren zugezogen, aber als Lindsay an der Tür probierte, stellte sie fest, daß sie nicht verriegelt war. In der Dämmerung erkannte sie Deborahs schlafende Gestalt. Lindsay kletterte vorsichtig hinein und kauerte sich neben ihr nieder. Sie gab ihr sachte ein Küßchen aufs Ohr und fiel fast um, als Deborah mit weit aufgerissenen Augen wie von der Tarantel gestochen hochfuhr. »Jesses, hast du mich erschreckt«, seufzte sie.
    »Aber angenehm, will ich hoffen.«
    »Ich kann mir gar keinen angenehmeren Schrecken vorstellen«, bestätigte Deborah, während sie sich aufsetzte. Sie zog Lindsay zu sich und umarmte sie. »Sei ein Schatz und stell

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