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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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wollte zurückweichen, blieb aber nach zwei, drei unsicheren Schritten reglos stehen. Und er schrie noch immer.
    Marsha wurde ungeduldig und trat auf ihn zu. Er schrie noch gellender, dann warf er sich herum und rannte wie gehetzt zurück zu der Tür, aus der er gekommen war.
    Ich hörte verschiedene Geräusche: Bewegung, Rufen; und dann flammten mehrere Scheinwerfer auf, die den Platz taghell erleuchteten.
    »Weg von hier!« rief Marsha den anderen zu. »Wir treffen uns hinten an der Straße, wenn ihr alles erledigt habt!«
    Sie stoben in alle Richtungen auseinander. Einer raste mit großen Sprüngen auf das Generator-Haus zu, ein zweiter zum Wasserwerk, die anderen zu den Punkten, die man ihnen zugeteilt hatte. Marsha blieb, wo sie war, und starrte in die grellen Lichter, die sie nicht sehen, sondern nur fühlen konnte.
    »Okay, ihr Bastarde! Kommt heraus und kämpft!« schrie sie, obwohl sie wußte, daß die Menschen sie nicht hören konnten.
    Drei Menschen handelten jedoch so, als ob sie sie gehört hätten. Einer von ihnen hielt etwas in der Hand, das wie ein großer Schraubenschlüssel aussah, die anderen hatten keine Waffen.
    Der Mann mit dem Werkzeug schien der Anführer zu sein. Er ging langsam auf sie zu. Die anderen folgten ihm zögernd.
    »He, was für ein Tierchen«, sagte der Mann leise. »Hübsches Tierchen. Was bist du, Tierchen? Komm zu Papa Njumo! Schön ruhig! Komm zu Papa Njumo . . . ! «
    Er sprach immer weiter, mit einer ruhigen, besänftigenden Stimme, aber er hielt den Schraubenschlüssel fest in der Hand.
    Marsha ließ ihn näher und näher herankommen und machte gleichzeitig einen Breitband-Scan, um sich vor Überraschungen zu schützen. Inzwischen waren weitere Menschen in den Türen erschienen, aber sie blieben dort stehen und unternahmen nichts.
    »Jesus! Was, zum Teufel, ist das?« murmelte einer der beiden Männer nervös, die jetzt fünf Schritte von Marsha entfernt stehengeblieben waren und sie ängstlich anstarrten. »So was habe ich noch nie gesehen . . . Diese Augen . . . «
    »Halt den Mund!« sagte Njumo scharf, ohne das breite Grin-sen zu verlieren, das wie angeklebt auf seinem Gesicht saß.
    »Wenn ich nahe genug herankomme, knalle ich ihm das Ding auf die Bime.« Und dann wieder zu Marsha: »Braves Tierchen, sei ein liebes Tierchen, komm zu Papa!«
    »Dieser Hundesohn!« rief Marsha wütend und schnellte sich mit den kräftigen Hinterläufen ab, direkt auf die drei Männer zu.
    Sie hatte ihren Sprung so exakt kalkuliert, wie es nur einem Chozen möglich ist; mit den Vorderhufen stieß sie die beiden Männer hinter Njumo weg, ein harter Schlag der Hinterläufe zertrümmerte Njumos Rippen und vielleicht auch seinen Schädel.
    Sie riß die beiden anderen Männer zu Boden. Chozen sind nicht gerade Leichtgewichte — Marsha wog gut drei Zentner —, und als sie über einen von ihnen hinwegrollte, schrie der Mann vor Schmerz auf. Sie sprang rasch wieder auf, weil plötzlich Hunderte von Baurbeitern aus den Häusern stürzten, aufgeregt durcheinanderschrien und kopflos hin und her liefen.
    Ein rascher Scan sagte Marsha, daß die drei Männer, die sie angesprungen hatte, außer Gefecht waren. Sie fuhr herum und duckte sich zu einem zweiten Sprung.
    »Paß auf!« warnte ich sie. »Die Burschen könnten gefährlich sein!«

    »Zum Teufel mit ihnen!« sagte sie verächtlich. »Sie sind so klein, so empfindlich, so langsam! Ha! Ich werde ihnen zeigen, daß man sich nicht mit einer Chozen-Frau anlegen darf!«
    Sie sprang auf die Gruppe von Männern zu. Sie wichen erschrocken zurück, entsetzt von der Plötzlichkeit des Angriffs und von seiner Schnelligkeit — Marsha landete aus mindestens fünfundzwanzig Metern Entfernung mitten zwischen ihnen.
    Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich fühlte. Zum erstenmal konnte sie ihre Kraft als Chozen in einem freien, weiten Raum erproben, bekam eine erste Vorstellung von dem Leben in einer Welt, für die wir geschaffen worden waren.
    Sie riß eine Reihe von Männern und Frauen zu Boden, auf die sie wie ein fliegendes Monster herabstürzte. Drei oder vier brachen unter ihrem Aufprall zusammen, die anderen wurden von ihnen umgestoßen. Wie eine Reihe Dominos riß einer den anderen mit sich.
    »Holt Laserbohrer!« schrie eine Stimme. »Nagelt das Biest fest!«
    Marsha identifizierte den Schreier an der Gestik. Es war eine Frau, wahrscheinlich eine Vorarbeiterin. Sie sprang auf sie zu, die Vorderhufe vorgestreckt.
    »Marsha!« schrie ich. »Mach, daß

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