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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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überlegten uns, wie wir diese Welt, die auf den Karten als St. Cyril verzeichnet war, einnehmen sollten.
    Wir waren fünfzehn unheimliche, nichtmenschliche Kreaturen, bis auf drei in einer fremden, unnatürlichen Umwelt gezeugt, geboren und aufgewachsen, die nach einem Planeten griffen, den sie erobern wollten, und jetzt den Plan ein letztes Mal durchgingen und überprüften. Die fremden Invasoren waren bereit zum Zuschlagen, so wie wir das als Kinder fast täglich erwartet hatten, und der böse Genius hockte in seinem Raumschiff, das zu raffiniert und modern war, als daß man es hätte vernichten können.
    Und hier war ich — ich, der böse Genius, der die Regie führte.
    Es wurmte mich, daß ich nicht selbst an dem Überfall teilnehmen konnte; ich war angeblich zu wertvoll, um mein Leben zu riskieren, aber ich war der einzige von uns, der meinen Aufklärer fliegen konnte. Aber mit Georges Hilfe waren wir in der Lage, alles zu hören — und teilweise sogar zu sehen —, was dort unten passierte; genau so wie Moses alles verfolgen konnte, was auf Patmos vor sich gegangen war.
    Marsha würde das Unternehmen vor Ort führen. Sie wußte mehr von Kolonialplaneten als jeder andere von uns, sie konnte den anderen sagen, was die seltsamen Strukturen der Menschen darstellten.
    Ich war nervös — nicht nur über den Ausgang dieses Unternehmens, sondern vor allem ihretwegen. Dieser Planet war in seiner Entwicklung noch nicht sehr weit fortgeschritten; es konnten dort alle möglichen Gefahren lauern. Vielleicht hatten die Leute sogar Waffen.
    Unser Kommunikationssystem war einmalig. Teilweise funktionierte es fast wie Telepathie, obwohl seine Basis bionisch war.
    George konnte selektiv von jedem Mitglied des Kommandos Tonwellen empfangen, wie ein Radioempfänger die Signale eines Senders. Nachdem er die Frequenz der Trägerwelle subtrahiert hatte, konnten die verbleibenden Tonmuster innerhalb des normalen Frequenzbereichs der Chozen als Ton oder Bild wie-dergegeben werden. Es war ein unheimliches Gefühl — ich hatte an einigen der Tests teilgenommen. Es war, als ob man in dem Körper eines anderen steckte, über den man jedoch keinerlei Kontrolle besaß.
    Wir, die im Schiff zurückbleiben sollten, konnten ebenfalls senden, allerdings nur auf dem normalen Frequenzband. Auch daran mußte man sich erst gewöhnen, da jedes Mitglied des Landekommandos jedes Wort hörte, das jeder von uns sprach. Wir hatten deshalb vereinbart, daß alle Kommunikation an Marsha gerichtet sein sollte — es sei denn, daß sich etwas Unvorhergesehenes ergab.
    Die Aura des Landekommandos verriet, daß die Teilnehmer aufgeregt und erwartungsvoll waren — und verdammt nervös.
    Marsha war noch ängstlicher als alle anderen, und das war ein gutes Zeichen, fand ich. Ein ängstlicher Führer ist ein vorsichtiger Führer.
    Eigentlich war unsere Aufgabe ziemlich einfach: Wir mußten nur landen und wieder starten, wie damals bei der Nijinski; aber dies war kein Schiff — es war ein Planet! Einmal bestand die Gefahr, daß das Virus sich hier nicht adaptieren konnte — vielleicht gab es irgendeine Strahlung, oder eine Mutation der Pflanzen, die es abtöten oder inaktiv machen konnten. Und dann war da natürlich das Problem der Größe, denn obwohl es sich um einen ziemlich kleinen Planeten handelte, war seine Landefläche doch riesig. Moses hatte auf Patmos mit fünf winzigen Arealen begonnen; wird wußten nicht, wie lange er dazu gebraucht hatte, die Savannen in ihrer ganzen Ausdehnung für Chozen bewohnbar zu machen, aber George war sicher, daß es viele Jahre gedauert hatte. Vielleicht hatte das den Zeitplan der reproduktiven Zyklen beeinflußt. Aber wer wußte, was Moses sich dabei gedacht hatte?
    Wir konnten nicht warten. Wir wollten für den Anfang nur ein kleines Fleckchen, und doch mußte es reichen, um den Prozeß zu demonstrieren.
    Wir mußten gesehen werden.
    Ich machte eine letzte gründliche Untersuchung des Planeten.

    Starke Hitzeabstrahlungen waren in mehreren Gebieten festzu-stellen, etwas geringere in einem Quadranten weiter nördlich.
    Die Probe informierte mich, daß es warm war, warm genug für das Virus, jedoch etwas kühler, als es für seine optimale Tätigkeit erforderlich war.
    Der Ultraviolettbereich verriet das Vorhandensein einer kleinen Siedlung, wahrscheinlich ein Camp von Terraformern.
    »Fertig!« rief ich, und dann schoß ich in steilem Winkel auf den Planeten hinab. Ich bremste erst im allerletzten Moment und setzte das

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