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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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hierher ist alles logisch. Doch sobald Di Blasi eine Ermittlungsbenachrichtigung an Manlio schickt, wechselt der Abgeordnete Caputo rasch den Rechtsanwalt und nimmt Massimo Troina, der äußerst tüchtig ist, keine Frage, aber noch lange brauchen wird, bis er einem Rechtsanwalt wie Posateri das Wasser reichen kann. Was hat das zu bedeuten? Da hat er eine Kalaschnikow in der Hand, in Gestalt von Posateri, lässt sie aber sausen und greift zu einem normalen Gewehr, in Gestalt von Troina? Für diesen Wechsel gibt es eigentlich keine logische Erklärung, außer … Na, kommst du darauf?«
    »Ja. Aber ich will sehen, ob sie mit deiner übereinstimmt.«
    »Sie stimmt überein, Michè, sie stimmt überein. Sag’s mir.«
    »Du zuerst.«
    »Caputos Wahl fiel auf Troina, weil er der Augapfel seines größten politischen Widersachers ist, des Senators GaetanoStella. Da muss man sich doch gleich die nächste Frage stellen: Warum hat er das getan?«
    »Vielleicht wollte er damit Stella, seinen Widersacher, auf indirekte Art bitten, keinen politischen Profit aus dem Unglück zu schlagen, das ihn getroffen hatte.«
    »Bravo! Auch ich habe gedacht, das wäre die Erklärung, aber nur bis zum nächsten Walzer.«
    »Dem mit Vallino und Seminerio?«
    »Siehst du, sogar du kommst dahinter. Also, als Amalia ermordet wird, hat ihr Vater, Nino Sacerdote, als Anwalt für die Nebenklage Vallino. Doch kaum erreicht Manlio die Ermittlungsbenachrichtigung, entlässt er Vallino und nimmt sich Adolfo Seminerio. Und das ist anscheinend der Gipfel der Ungereimtheit. In ganz Palermo und außerhalb gibt es keinen, der nicht wüsste, dass Adolfo Seminerio ein Herz und eine Seele mit Caputo ist. Da stellt sich doch die Frage: Wieso nimmt der Vater der ermordeten jungen Frau einen Rechtsanwalt, der mit dem Vater des mutmaßlichen Mörders dick befreundet ist? Verstehst du das?«
    »Nein.«
    »Nur eines ist wirklich sicher: dass die Erklärung, die wir für den ersten Walzer gefunden haben, für den zweiten nicht mehr gültig ist. Na, und jetzt?«
    »Hast du eine Schlussfolgerung gezogen?«
    »Ja.«
    »Willst du sie mir nicht verraten?«
    »Erst mal esse ich diesen Grillteller auf. Vor lauter Quatschen komm ich ja gar nicht dazu, mein Essen zu genießen.«
    Gabrieles Versuch, auch noch die Krebsköpfe bis auf den letzten Rest auszulutschen, kostete Michele eine Krawatte, an der er hing, weil sie ein Geschenk von Giulia war. Ein dicker Fettfleck prangte genau zwei Fingerbreit unterhalb des Knotens. Am Ende wurde der Grillteller mit drei Gläsern Wein hinuntergespült.
    »Wie steht’s denn nun mit deiner Schlussfolgerung?«
    »Weder Troina noch Seminerio wurden vom Abgeordneten Caputo beziehungsweise von Nino Sacerdote ausgewählt, sondern sie wurden ihnen gewissermaßen aufgezwungen.«
    »Aber von wem denn?«
    »Nino Sacerdote wurde Seminerio von Caputo aufgezwungen.«
    »Und Troina wurde Caputo von wem aufgezwungen?«
    Gabriele Lamantia sah ihn an, lächelte und sagte nichts.
    »Mach schon, Gabriè!«
    »Eigentlich müsstest du es wissen … Sagen wir mal so, er wurde ihm vom Oberbefehlshaber aufgezwungen.«
    Michele zog es vor, hier nicht weiter nachzubohren. Bei diesem speziellen Thema konnte er Lamantia nicht länger vormachen, er wüsste von nichts. Doch wenn es stimmte, was der ihm da erzählte, und wie sollte es anders sein, dann war es zu der Entfremdung zwischen Giulia und Massimo Troina nicht deshalb gekommen, weil Troina sich gegen den Senator gestellt hatte, wie er geglaubt hatte. Wenn Troina im Einverständnis mit dem Senator gehandelt hatte, war nicht Massimos Verhalten der Grund dafür, dass Giulia sich in dieser Beziehung nicht mehr wohlfühlte, sondern die Ursachen waren persönlicher, privater, wenn nicht gar intimer Natur. Und das versetzte ihn in Hochstimmung.
    »Aber wozu diese gegenseitige Nötigung?«, fragte er.
    »Troina und Seminerio durften zwei Rollen in einer Komödie spielen.«
    »Das heißt?«
    »Erstens durften sie als Anwälte auftreten. Und zweitens waren sie in partibus infidelium geschickt worden, um jeden Schachzug im gegnerischen Lager aus nächster Nähe zu beobachten. Durchblickst du das alles?«
    »Ja.«
    »Bravo. Du warst ein einfacher Soldat und hast dir jetzt die Tressen eines Korporals verdient. Aber du hast mich unterbrochen und mich einen Gedanken nicht zu Ende bringen lassen, den ich noch näher ausführen wollte.«
    »Entschuldige. Was für ein Gedanke war das?«
    »Ich habe dir von Lo Bue und von den Lo

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