Das Netz Der Grossen Fische
musste er dafür bezahlen.
Das erklärte auch, weshalb Giuditta sich in einer jähen Aufwallung ehelicher Liebe entschlossen hatte, Alfio nach Catania zu folgen, denn Filippone war jetzt weder für sie noch für ihren Mann mehr nützlich, er war auf einen Schlag zum Verlierer geworden.
»Meinst du, dass Filippone damit für immer weg vom Fenster ist?«
»Für immer? Machst du Witze? Sie haben ihn lediglich für ein paar Jahre außer Gefecht gesetzt. Ist doch bekannt, dass er Senator Stella was am Zeug flicken wollte, oder? Er wollte die Nummer eins werden. In der letzten Zeit hat er viel rumgemauschelt, um ihn richtig in Schwierigkeiten zu bringen. Das ist ihm nicht gelungen, und jetzt bezahlt er ganz gehörig dafür. Aber er wird wieder zurückkommen, irgendwas aushandeln, ein Jahr oder weniger auf Bewährung bekommen, statt ins Gefängnis zu wandern. Dann kandidiert er wieder, wird gewählt, und viele Grüße.«
Doch einstweilen war er gezwungen, für ein paar Jährchen von der Bildfläche zu verschwinden.
»Hast du mit Stefania gesprochen?«
»Ich habe sie wie vereinbart angerufen, um einen Treffpunkt auszumachen, aber ich habe nur mit ihrer Mutter sprechen können, und die war in Tränen aufgelöst.«
»O mein Gott! Was war denn los?«
»Nichts Schlimmes. Unsere Freundin ist heute Morgen um sieben von Dottor Lo Bue abgeholt worden, und man weiß nicht, wohin sie gebracht wurde. Heute Nachmittag um fünf habe ich noch einmal angerufen, aber da war sie immer noch nicht zurück.«
»Das bedeutet also, dass Lo Bue keine Zeit verloren hat?«
»Meine Güte, der ist durchgestartet wie eine Rakete! Aus reiner Neugier habe ich heute Nachmittag auch beim Ehepaar Lo Curto angerufen, und die haben mir gesagt, dass Lo Bue sie für morgen Vormittag um zehn ins Polizeipräsidium einbestellt hat. Sie haben sich wirklich vor Angst die Hosen vollgeschissen, die Armen. Also, ich möchte nicht in ihrer Haut stecken.«
»Meinst du nicht, dass du ein klein wenig übertreibst? Oder sind wir hier vielleicht bei der Inquisition? Sie gehen da hin, sagen, was sie wissen, und …«
»Das ist nicht das Problem.«
»Was denn dann?«
»Das Problem ist, dass Lo Bue gezwungen ist, sie um jeden Preis dazu zu bringen zu sagen, was sie nicht wissen.«
»Und wie bringt man jemanden dazu zu sagen, was er gar nicht weiß?«
»Sag mal, bist du von gestern, Michè, oder was? Überlass das mal der Polizei. Und insbesondere Lo Bue.«
»Hinter was versuchst du dich eigentlich zu verstecken?«
»Ich?! Hinter gar nichts. Ich sage nur, dass Lo Bue sich nicht mit der Information zufriedengeben wird, dass Amalia noch einen Liebhaber außer Manlio hatte, sondern er wird bis insletzte Detail alles über diesen Mann wissen wollen, wie alt er ist, wann er kam, wann er ging, wie er gekleidet war, wie er sprach … Hab ich recht?«
»Ja.«
»Und weil er ein zu Tode erschrockenes altes Ehepaar vor sich hat, wird er es durch bohrendes Fragen und Kreuzverhör am Ende schaffen, dass die beiden, nur um Lo Bue eine Freude zu machen, alles sagen werden, was er hören will. Das wär’s schon.«
»Warum? Du denkst, dass Lo Bue …?«
»Ich denke gar nichts, Michè. Das Denken überlasse ich den Denkern. Ich bin allenfalls in der Lage zu sagen, dass zwei und zwei vier sind. Aber da ich über gewisse Erfahrungswerte verfüge, weiß ich, wie die Dinge laufen.«
»Wie laufen sie denn?«
»Sie laufen so, dass Lo Bue, und da bin ich mir ganz sicher, nie von Manlios Schuld überzeugt war.«
»Das weiß ich auch.«
»Daher muss er zuallererst Stefania dazu bringen zu sagen, dass Amalia den Aschenbecher bereits in der alten Wohnung hatte und nicht in der gerade erst gekauften. Und damit wäre Manlio aus dem Schneider, der, nebenbei bemerkt, ja jetzt schon zu drei Vierteln aus dem Schlamassel heraus ist.«
»Und wie schafft er das?«
»Indem er ihr vorwirft, aus Rache zu handeln, weil Manlio sie verlassen hat, um mit Amalia etwas anzufangen. Das wird ein Leichtes für ihn sein, glaub mir.«
»Und bei den Lo Curtos?«
»Die Lo Curtos brauchen nur nicht zu sagen, sie hätten mit eigenen Augen gesehen, dass Amalia noch mit einemanderen Mann ein Verhältnis hatte, abgesehen natürlich …«
»Moment mal. Hast du gerade eben gesagt, Amalia hätte die neue Wohnung gekauft und nicht gemietet?«
»Ja. Die Zeitungen und Fernsehsender haben das wiederholt, was Bonanno und Di Blasi sagten. Die haben immer ganz allgemein von einem Umzug in eine neue Wohnung
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