Das Netz Der Grossen Fische
angerufen hat, um mir seine Glückwünsche auszusprechen, und ich erwähnt habe, dass ich Sie anrufen würde, um Ihnen zu danken, hat er mich gebeten, Ihnen seine Grüße auszurichten.«
»Danke und alles Gute für Ihre Arbeit, Dottore.«
Den dritten und letzten Anruf erhielt er von Guarienti.
»Hör zu, Caruso, mit der mir eigenen Offenheit will ich dir sagen, dass ich morgen Vormittag der Generaldirektion meinen Bericht über deine, gelinde gesagt, erstaunliche Leitung des Nachtjournals zukommen lassen werde.«
»Was war denn daran nicht korrekt?«
»Das fragst du noch? Willst du mir weismachen, dass du das nicht genau weißt?«
»Nein. Erklär mir doch, was ich verbrochen habe.«
»Du hast eine absurde Lobeshymne über dieses neue Mitglied des Verwaltungsrats geschmettert, wie heißt er noch gleich …«
»Sacerdote.«
»Ja, der. Eine solche Lobhudelei ist nicht nur unangebracht, sondern auch gegen alle Regeln der Objektivität einer korrekten Berichterstattung. Du hast, ob nun bewusst oder unbewusst, das ist mir völlig egal, einen Fauxpas begangenund mit allen Grundsätzen journalistischer Ethik gebrochen. Ich werde verlangen, dass das entsprechende Konsequenzen hat. Buonanotte.«
Diesmal war er es, der Totò Basurto auf dem Handy anrief. »Ich wollte dich davon in Kenntnis setzen, dass Guarienti mich gerade aus Rom angerufen hat. Er hat mich wissen lassen, dass er morgen einen Bericht gegen mich vorlegen wird.«
Und er schaltete aus, ohne Basurto Zeit zu lassen, den Mund aufzumachen. Jetzt konnte er essen gehen.
Zwölf
»Ist das Nebenzimmer frei?«, fragte er Virzì beim Betreten des Restaurants.
»Ja, Direttore. Ist gerade eben frei geworden …«
Im großen Saal waren lediglich drei Tische besetzt. Jemand, den er nicht einzuordnen wusste, winkte ihm grüßend zu, er grüßte zurück und ging auf das Nebenzimmer zu.
»Ist Lamantia schon da?«, fragte er Virzì, der neben ihm herging.
»Nein. Möchten Sie denn schon bestellen, oder warten Sie?«
Caruso blickte auf die Uhr, halb eins in der Nacht. Wieso verspätete sich Lamantia? Wenn es sich um eine Einladung zum Essen handelte, war er doch im Allgemeinen auf die Minute pünktlich.
»Schick mir den Kellner. Nein, sag ihm, er soll mir gleich ein paar Antipasti bringen. Die Auswahl überlasse ich ganz dir.«
Diese Eile war weniger von Hunger diktiert worden als vielmehr davon, dass er vor Lamantia einen gewissen Vorsprung haben wollte. Denn sobald der auf seine übliche Art zu schlingen anfing, würde ihm auf der Stelle der Appetit vergehen.
Gabriele kam eine halbe Stunde später, so hatte MicheleZeit, die Antipasti aufzuessen und den ersten Gang zu bestellen. Dieser zeitliche Vorsprung würde es ihm auch erlauben, die Pasta zu essen, ohne Brechreiz zu verspüren.
»Setz dich, Gabriè. Wieso diese Verspätung?«
»Ich wurde bei meinen Freunden von der Zeitung aufgehalten. Wir haben über die Sache mit dem Abgeordneten Filippone geredet.«
»Tut sich da was?«
»Na ja, schon. Als die Nachricht über die Durchsuchung bei der Zeitung eintraf, hat Michele Musumarra, der Herausgeber, versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, um ihm ein paar Fragen zu stellen oder doch wenigstens eine Stellungnahme zu bekommen, aber nichts, er war zu keinem Gespräch bereit.«
»Das ist ja nun auch nicht weiter erstaunlich. Wäre ich an Filippones Stelle, würde ich mich auch verleugnen lassen.«
»Und ein Flugzeug nach Hamburg nehmen?«
Michele war verblüfft.
»Wirklich?!«
»Ganz sicher.«
»Wenn das so weitergeht, wird diese Insel irgendwann menschenleer sein. Und was will er ausgerechnet in Hamburg?«
»Da lebt sein Bruder Carmelo, der ein großes Import- und Export-Unternehmen und viele Verbindungen nach Südamerika hat. Bei dem wird er erst mal bleiben und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Und wenn es nicht gut für ihn läuft, wird er sich im Handumdrehen auf einen anderen Kontinent absetzen.«
»Mit anderen Worten: Er will sich in Sicherheit bringen?«
»So sieht es jedenfalls aus. Andererseits liegt gegen ihn noch nichts vor. Keinerlei Anklagen. Daher kann er gehen, wohin er will. Aber wie man sieht, rechnet er fest mit seiner Verhaftung, sobald die Finanzpolizei die Unterlagen durchgesehen hat. Wie du weißt, genießen die Regionalabgeordneten nicht die gleichen Privilegien wie die nationalen, die es immer schaffen, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
Filippone hatte versucht, sich querzulegen, das war ihm nicht gelungen, und nun
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