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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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versteckt waren. Jetzt, wo das FBI sie zusammenlegt, ergibt sich ein umfassendes Bild von der ganz großen Verschwörung. Wir haben DiCampo am Allerwertesten, Mark! Er wird vielleicht nicht gerade auf dem elektrischen Stuhl landen, weil man ihm die Unglücksfälle nicht direkt anlasten kann, aber eines steht fest: Sein Altersruhesitz hat vergitterte Fenster und ziemlich dicke Mauern. Ich wollte euch das nur noch schnell sagen, bevor ihr nach Hause fliegt.«
    »Danke, Agaf. Du bist ein echter Freund.«
    »Dito, Mark. Gute Reise.«
    Am Dulles International Airport wurden sie dann doch noch einem Spießrutenlauf ausgesetzt. Die Presse hatte nämlich von ihrer Abreise Wind bekommen und empfing die Cyberheldin Stella Kalder und ihre Eltern unter frenetischem Applaus in der Abflughalle. Zum Glück hatte der Präsident in einer großzügigen Geste für die frisch gebackenen Ordensträger ein paar von seinen Secret-Service-Beamten abgezweigt, sodass sie vergleichsweise unbehindert das Flugzeug erreichten.
     
     
    Wieder in Berlin, zögerte Stella zunächst, ob sie ihren Computer einschalten und im Internet nach neuen E-Mails forschen sollte. Aber Salomon sagte, sie solle das Kind nicht gleich mit dem Bade ausschütten. Sie mochte zwar durch die jüngsten Erfahrungen ein distanzierteres Verhältnis zur Technik bekommen haben, aber es war bestimmt auch verkehrt, alles zu verdammen, was den Hauch des Neuen und Modernen hatte. Selbst viele unserer lieb gewonnenen Gewohnheiten, so erklärte er ihr, bauten doch zum großen Teil auf Errungenschaften auf, die irgendwann einmal neu gewesen waren. Gewappnet mit gesunder Skepsis konnte sie allemal das Neue prüfen, um das Gute zu behalten.
    Stella entschied, dass eine E-Mail grundsätzlich nichts Böses war. Dennoch öffnete sie seit dem Tag ihrer Rückkehr aus Washington nie mehr eine der an die Mails angehängten Dateien, ohne sie vorher ihrem Virenscanner vorzuwerfen. Die Nachricht, die sie an diesem späten Dienstagmorgen in ihrer Mailbox fand, brauchte sie allerdings nicht zu beunruhigen.
     
    Hi, Stella!
    Habe gute Nachricht!:-)
    Es sind keine weiteren Kinder aus dem Brain Array mehr gestorben. Sie entwickeln sich viel versprechend, wenn auch einiges Rätsel aufgibt. In den motorischen Fähigkeiten liegen sie erwartungsgemäß weit hinter ihren normal aufgewachsenen Altersgenossen zurück. Erstaunlich ist aber, dass die meisten schon kurz nach dem Erwachen perfekt sprechen konnten. Sogar Kinder, die kaum älter als ein Jahr sind. Sie erkundigen sich immer wieder nach einer *Stella*. Wen sie damit wohl meinen? ;-)
    Die Vierjährigen unter ihnen können übrigens schon besser mit Computern umgehen als manche Erwachsene. %-)
    Ich glaube, der Dunkle Lauscher bekommt in den nächsten Jahren ernste Konkurrenz. ;-)
    Grüße an dich, deine Eltern und Elektra. Und außerdem ein dicker Kuss. :-X
    Dein Dunkler Lauscher -=#:-)
     
    Stella hatte gerade die letzte Zeile der Mail gelesen, als es unten an der Haustür klingelte. Der erste Besuch nach ihrer Heimkehr! Sie sprang vom Schreibtischstuhl auf und hetzte die Treppe zur Diele hinab. Dank des Vorsprungs erreichte Viviane vom Wohnzimmer her als Erste die Tür, dicht gefolgt von Salomon. Stella belegte Rang drei.
    »Jessica!«, rief sie nach dem Öffnen der Tür.
    »Stella hat dir eben das Leben gerettet«, sagte Viviane streng, doch mit einem Augenzwinkern zu dem rotblonden Mädchen hin. Ihre Linke auf Salomons Schulter legend, fügte sie hinzu: »Ohne dieses Codewort hätte ich dich glatt für einen Fan unseres Superprofessors hier gehalten und die werden zukünftig nur noch schriftlich betreut. Im Übrigen, ich bin Viviane«, stellte Stellas Mutter sich vor und reichte Jessica die Rechte. »Ich darf doch du zu dir sagen, oder?«
    »Ist mir sowieso lieber«, antwortete diese. Ihr Schmunzeln war von zwei tiefen Grübchen untermalt. »Schön, dich kennen zu lernen, Viviane.«
    »Wir haben noch nicht gefrühstückt – der Jetlag steckt uns noch in den Knochen. Wie wär’s mit einem Brunch?«
    »Hört sich gut an. Aber eigentlich bin ich nur gekommen, um Schnuppe zu besuchen.« Damit wandte sich Jessica Stella zu und sagte in ihrer gemeinsamen Geheimsprache: »Es ist dir doch Recht, wenn wir Freundinnen bleiben, oder?«
    Stella strahlte über das ganze Gesicht und nickte eifrig. Um den Argwohn ihrer Eltern in Grenzen zu halten, antwortete sie dann für alle verständlich: »Also, zum Essen bleibst du natürlich hier. Kommst du bis dahin

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