Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Park ausgestiegen waren und das große gelbe Taxi sich wieder in den Verkehr eingereiht hatte, fragte Salomon seine Tochter: »Was ist los mit dir, Sternchen? Warum wolltest du unbedingt aussteigen?«
    Stella lächelte etwas unsicher. »Ich wollte endlich mal wieder frei sprechen können. Seit gestern früh haben wir ständig irgendwelche Agenten um uns: erst dieses komische Duo Reithammer und Hartmann, dann Finmore und Friedman und jetzt diesen Billy. Wer weiß, wie viele Wanzen sie in unserem Hotelzimmer versteckt haben.«
    Salomon umfasste Stellas Schulter und schlug mit ihr den Weg zum Restaurant ein. »Ich finde, jetzt geht dein Misstrauen aber wirklich etwas zu weit, Sternchen. Die NSA ist nicht gerade dafür bekannt, Mikrofone in den Hotelzimmern argloser Leute zu deponieren.«
    »Und der CIA?«, erwiderte Stella trotzig. »Dieser Friedman gibt sich ja alle Mühe, nett zu sein…«
    »Was dich nicht davon abhält, ihn ständig zu triezen«, warf Salomon ein.
    »… aber Finmore kann ich nicht leiden«, fuhr Stella unbeirrt fort. »Irgendwo beobachtet uns dieser abgebrochene Riese ständig. Hast du ihm mal in die Augen gesehen, Paps? Sie zittern, als hätte er einen Scanner eingebaut, der dich ununterbrochen abtastet.«
    Salomon warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. »Du hast wirklich eine blühende Phantasie, Sternchen!« Doch sofort wurde er wieder ernst. »Aber was das Hotelzimmer betrifft, wir sollten vielleicht wirklich vorsichtig sein und dort nicht gerade über vertrauliche Dinge reden. Die Überraschung, die uns Agaf am Schluss noch serviert hat, schmeckt mir absolut nicht.«
    Stellas Vater bezog sich auf die Ankündigung des Cyberworm-Chefs, das gesamte Team würde seine Operationszentrale bereits am kommenden Tag nach Fort Meade verlegen. In Salomon hatte sich zuerst alles gegen diesen Plan gesträubt. Dort, in Fort Meade, Maryland, befand sich das Hauptquartier der National Security Ageney. Er fürchtete, seine anfänglichen Bedenken gegen die NSA könnten schneller als erwartet Wirklichkeit werden. Wenn er seine ganze Ausrüstung erst in die »Höhle des Löwen« schaffte, dann würde es äußerst schwierig werden, allzu neugierige Experten des Geheimdienstes von seinem SKULL-Tester fern zu halten.
    Agaf Nbugu hatte es schließlich mit seiner ruhigen, auf Ausgleich bedachten Art geschafft, Salomon von den Vorteilen dieses Umzugs zu überzeugen. Die NSA verfüge für eine Spurensuche im Internet zurzeit einfach über die modernste Technologie und die leistungsfähigsten Supercomputer. Man habe ihm sogar anvertraut, dass eigens für das Cyberworm-Team ein bisher streng geheim gehaltenes, derzeit noch in der Erprobung befindliches System zum Einsatz kommen solle.
    »Glaubst du, wir können ihm vertrauen?«, fragte Stella.
    »Agaf Nbugu?«
    »Hm.«
    Salomon überlegte nur kurz. »Eigentlich habe ich ein gutes Gefühl bei dem Nigerianer. Ich glaube, er hat es nicht auf mein SKULL oder den Tester abgesehen. Nbugu gehört seit Jahren zur UN und kennt Computer nur aus der Sicht des Anwenders, wenn auch eines sehr erfahrenen. Ich denke, wir haben von Agaf selbst nichts zu befürchten. Überhaupt gefällt mir sein Team, fast alles junge und sehr talentierte Leute.«
    Stella schenkte zwar beileibe nicht so schnell anderen Menschen Vertrauen wie ihr Vater, aber im Großen und Ganzen teilte sie dessen Einschätzung.
    Inzwischen hatten die beiden das Restaurant erreicht. Kurz hinter dem Eingang wurden sie schon von einer gut aussehenden jungen Dame abgefangen, die über das ganze Gesicht strahlte, als seien gerade ihre beiden Lieblingsgäste eingetroffen.
    »Hi«, grüßte sie Stella und Salomon. »Tisch für zwei? Raucher oder Nichtraucher?«
    »Wir möchten nur etwas zum Mitnehmen bestellen«, antwortete Stella, noch ehe ihr Vater reagieren konnte.
    »Gerne«, antwortete die blonde Schönheit und reichte den beiden eine in Folie geschweißte Speisekarte. »Sagen Sie der Bedienung Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben.« Mit diesen Worten bugsierte sie ihre Gäste zu einem Katzentisch, gleich beim Ausgang, und widmete sich leidenschaftlich den nächsten Kunden.
    »Willst du etwa mit zwei dampfenden Pizzas durch die Hotelhalle spazieren?«, fragte Salomon entsetzt.
    Stella grinste spitzbübisch. »Warum denn nicht? Ist doch aufregend, oder? Du lenkst den Portier ab und ich rufe währenddessen den Fahrstuhl.«
    »Ich weiß nicht, ist mir irgendwie unangenehm, mit einer Ladung Fast Food in einem

Weitere Kostenlose Bücher