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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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erhalten. Würde die NSA mit meiner Technik später andere Computer belauschen, könnte man dies jederzeit nachweisen.«
    Stella grinste. Das gefiel ihr. »Deshalb hast du dir wohl auch so wenig Sorgen um dein Gepäck gemacht, seit wir gestern in New York gelandet sind.«
    Salomon nickte und flüsterte belustigt zurück: »Sie haben garantiert schon sämtliche Festplatten meiner tragbaren Computer kopiert und zerbrechen sich jetzt die Köpfe darüber, was sie mit dem Inhalt anfangen können. Aber meine Quellcodes trage ich immer bei mir. Und selbst wenn sie mir diese stehlen sollten, nutzen sie ihnen nichts. Ich habe nämlich alles codiert. Und der Schlüssel dazu befindet sich in meinem Kopf.«
    Stella küsste ihren Vater spontan auf die Wange – er war ihr jetzt so nahe wie schon lange nicht mehr – und sagte in ganz normaler Lautstärke: »Du bist wirklich weise wie der gute alte Salomon.«
    Ein roter Schleier huschte über das Gesicht ihres Vaters. »Vielen Dank für das Kompliment.«
    Stella griff nach seiner Hand. »Schade, dass Viviane uns nicht so sehen kann. Vielleicht würde es sie von deiner Ernsthaftigkeit überzeugen.«
    »Glaubst du denn daran, Sternchen?«
    Stella blickte ihrem Vater nachdenklich in die Augen. Dann hob sie die Schultern. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Gib mir bitte etwas Zeit.«
    Salomon nickte ernst. »So viel du willst, Sternchen – Hauptsache, es dauert nicht länger als eine Woche.«
    Beide mussten lachen.
    »Konntest du Viviane inzwischen erreichen?«, fragte Stella unvermittelt.
    »Du hast ja gehört, was DiCampo gesagt hat: Jeder Kontakt zur Außenwelt ist den Teammitgliedern untersagt. Er wollte ja nicht einmal zulassen, dass ich Vivianes Okay bezüglich deiner bevorstehenden Reise durch den Cyberspace einhole.« Sich wieder dicht an Stellas Ohr schiebend, fügte er hinzu: »Sobald wir mal zum Luftschnappen nach oben dürfen, werde ich mein Iridium-Telefon benutzen und sie anrufen.«
     
     
    In den kommenden zwei Tagen war Salomon damit beschäftigt, eine Verbindung zwischen dem SKULL-Tester und dem Intruder herzustellen. Hierzu arbeitete er eng mit den Intruder-Entwicklern der NSA zusammen, ohne diesen jedoch mehr von seinem »Generalschlüssel« zu verraten als unbedingt nötig.
    Noch am Abend ihrer Ankunft hatte er ein spezielles Suchprogramm auf das Labornetz des Intruder-Projekts angesetzt und am nächsten Morgen tatsächlich einen elektronischen Fingerabdruck des Kagee -Mutanten entdeckt. Die Identifikation lag sogar im Klartext vor, war also nicht einmal verwürfelt. Für DiCampo, der für kurze Zeit getobt hatte wie ein Troll, stand damit fest, wer den Truck-Anschlag auf die Kalders verübt hatte. Die Cyberterroristen mussten, so seine felsenfeste Überzeugung, zunächst von der UN die Zusammensetzung des Cyberworm-Teams ausspioniert haben und, nachdem sie im »Kagee- Vater« Mark Kalder ihren größten Gegner ausgemacht hatten, in das Netz des Intruder-Labors eingedrungen sein. Dort fanden sie dann alle Daten, die sie zur Planung ihres Attentats benötigten.
    Bis zum Abend hatte Salomon die untereinander verbundenen Computer des Intruder-Netzes gegen ein nochmaliges Eindringen des Cyberwurmes »immunisiert«. Er verwendete dafür ausgewählte Teile seines SKULL-Programmes, ohne dieses jedoch als Ganzes preiszugeben. Von nun an konnten die Terroristen der UN-Sondereinheit nicht mehr in die Karten sehen. Die beiden gegnerischen Parteien schienen ähnliche »Waffen« zu besitzen. Wenn der Intruder wirklich das leisten konnte, was DiCampo versprochen hatte, dann verfügte das Cyberworm-Team jetzt sogar über einen kleinen Vorsprung.
    Salomon arbeitete in den hermetischen Tiefen des Baus 203 eher noch mehr als zu Hause. Trotzdem nahm er sich jeden Abend gegen acht eine Stunde Zeit, um mit Stella außerhalb des Bunkers durch das NSA-Gelände zu spazieren. Das weitläufige Areal war zwar nie völlig menschenleer, doch bereits ab sieben Uhr abends konnte man sich weitgehend unbeobachtet über die Straßen abseits des großen kubischen Hauptgebäudes bewegen. Wenn sie wirklich einmal jemandem begegneten, dann war dies meist ein Sicherheitsmann. Ihre Badges, die sie ständig sichtbar am Körper tragen mussten, wiesen sie aber als NSA-Mitarbeiter mit besonderem Status aus, sodass sie unbehelligt blieben.
    Die abendlichen Spaziergänge hatten noch einen besonderen Reiz. Jetzt, nahe der Sommersonnenwende, tauchte das Sonnenlicht die ganze Landschaft um Fort Meade in

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