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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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von mir.«
    Der Projektleiter nickte, ohne eine Miene zu verziehen. »Das genügt mir. Trotzdem danke ich Ihnen für die uns angebotene Hilfe, Professor. Leider muss ich nun noch mit einer weiteren Bitte an Sie herantreten.« DiCampo sah unbehaglich zu Agaf hinüber. Offenbar hätte er sein Anliegen lieber in dessen Abwesenheit vorgebracht. Er holte tief Luft und sagte: »Es betrifft Ihre Tochter, Professor.«
    Salomons Rücken versteifte sich. »Stella? Sie wissen doch, weshalb meine Tochter mich begleitet. Sollten Sie Fragen an sie haben, nur zu. Über meine Forschungsarbeit weiß sie ohnehin nichts. Es gibt also keinen Grund für Geheimnistuerei.«
    »Nun«, DiCampo rang die Hände und suchte nach passenden Worten, »mein Anliegen hat nichts mit Ihren Forschungsergebnissen zu tun, Professor. Aber inzwischen glaube ich Sie gut genug zu kennen, um Ihre Reaktion auf meine Bitte vorhersehen zu können.«
    »Dann müssten Sie ja auch wissen, ob Sie sie lieber für sich behalten sollten oder ob es einen Versuch wert ist.«
    DiCampo blickte Hilfe suchend zum Roten John, brachte es dann aber doch fertig, Salomon direkt in die Augen zu sehen.
    »Professor Kalder. Ich habe gar keine andere Wahl. Sie und ich wissen, wie wenig Zeit uns möglicherweise noch bleibt, um die Katastrophe des globalen Datenkills zu vereiteln. Wenn der Einsatz von Intruder überhaupt einen Sinn haben soll, dann gibt es nur einen Cybernauten, der das ›Nest‹ des Kagee -Mutanten im Cyberspace aufspüren kann. Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, wissen Sie, von wem ich rede. Unsere Kandidatin heißt Stella Kalder. Ich brauche Ihre Tochter.«

 
    COUNT-DOWN
     
     
     
    ›»Ich brauche Ihre Tochter‹! Er hat von mir geredet wie von einem Stück Irgendwas. Ich bin doch kein Generalschlüssel, den er mal eben ausleiht, weil er sich selbst keinen feilen kann.«
    Stella marschierte in forschem Tempo vor ihrem Bett auf und ab. Sie warf hin und wieder die Arme in die Luft und wetterte wie ein Rohrspatz.
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du am Ende in die Sache eingewilligt hast?«, entgegnete Salomon. Er saß am Schreibtisch, vor sich zwei eingeschaltete Notebooks und eine Reihe anderer Gerätschaften.
    Stella blieb stehen und ließ ihr Hinterteil auf das Bett sinken. »Du hast doch selbst mitbekommen, was dir dieser DiCampo da unter die Nase gerieben hat. Im Grunde genommen sei dein Kagee- Programm schuld an Schäden, die schon jetzt in die Milliarden gehen, und sogar am Tod unschuldiger Menschen.« Sie seufzte. »Ich hab eben einfach wieder daran denken müssen, dass ich diese Lawine ins Rollen gebracht habe. Du hast schließlich selbst gesagt, dass ich wahrscheinlich die Einzige bin, die den Kagee- Mutanten durchschauen kann.«
    »Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wir hätten wenigstens Viviane informieren können. Sie ist schließlich deine Mutter.«
    Salomon hatte sogar darauf gedrungen, seine Frau nach Fort Meade zu holen, aber DiCampo hatte nur geschnaubt, das sei angesichts der strengen Geheimhaltung absolut unmöglich. Als Salomon sich daraufhin stur stellte und seine Zustimmung zu Stellas Teilnahme an der Operation verweigerte, fuhr der Intruder-Projektleiter schweres Geschütz auf. Er sagte etwas zu Salomon, was Stella als gemein und intrigant empfand. Dem Projektleiter war nämlich eine besonders hinterhältige Frage eingefallen: »Wo ist eigentlich Ihr Einreisevisum, Professor Kalder?«
    Salomon war lavarot angelaufen – ein ernst zu nehmendes Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Was er, DiCampo, damit sagen wolle, hatte er gefragt. Der Projektleiter erwiderte daraufhin, dass die amerikanischen Einwanderungsbehörden mit illegalen Einwanderern manchmal sehr streng verführen.
    Stella war mindestens ebenso fassungslos wie ihr Vater, als sie DiCampos Andeutung vernahm. Sie erinnerte sich noch sehr gut, wie Finmore und Friedman sie am Flughafen durch einen Nebenraum an den Immigrationsbeamten vorbeigeschleust hatten. War das Ganze etwa ein abgekartetes Spiel, um Salomon ein Zugeständnis abzupressen?
    DiCampo kannte den Deutschen nur als Professor, nicht aber als Vater, sonst hätte er sich diesen Versuch wohl erspart. Die Weigerung, Stellas Mutter nach Fort Meade einfliegen zu lassen, bestärkte Salomon nur in seiner entschiedenen Haltung. Auf keinen Fall würde er seine Tochter »als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen«, genau diese Worte hatte er mit Hinweis auf den unausgereiften Status des Intruders

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