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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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kleinen Antiquitätenladen. Aber passen Sie auf, die Frau redet wie ein Wasserfall. Meiner Meinung nach ist sie nicht ganz richtig im Oberstübchen.«
    »Und was ist mit dem seltsamen Holzbau am gegenüberliegenden Ufer?«, fragte Tweed. »Sieht aus wie eine runde Scheune.«
    »Es ist aber keine Scheune, sondern ein Wohnhaus. Gemietet hat es Peregrine Palfry...«
    »Doch nicht etwa Minister Warners persönlicher Assistent?«, warf Paula verwundert ein.
    »Genau der. Ich habe ihn bei meinem letzten Besuch hier allerdings nicht antreffen können.«
    »Irgendwie kommt mir der Ort wie ein Geisterdorf vor«, bemerkte Paula. »Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen.«
    »Im Ort vielleicht nicht«, sagte Tweed. »Aber vorhin hat uns vom Waldrand aus ein großer, schlanker Mann mit einem Fernglas beobachtet. In seinem langen, dunklen Mantel hat er sich kaum von den Baumstämmen abgehoben. Jetzt ist er verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Gehen wir doch als Erstes zu dieser Mrs Gobble«, sagte Paula entschlossen. »Vielleicht weiß die ja etwas.«
    »Tun Sie das, ich bleibe so lange beim Auto«, sagte Buchanan. »Die Dame mag mich nicht besonders.«
    »Na, was halten Sie von Carpford?«, fragte Tweed, als er neben Paula auf das Haus mit dem Laden im Erdgeschoss zuging.
    »Ziemlich merkwürdig. Und irgendwie beängstigend.«
     
    Erst als sie bei Mrs Gobbles Cottage angelangt waren, konnte Paula durch das altmodische Schlierenglas der Fenster die ausgestellten »Antiquitäten« erkennen, von denen ihr auf Anhieb keine einzige gefiel. Als sie eintraten, erklang ein altes Glöckchen, das an einer Schnur über der Tür hing. Hinter der Ladentheke stand eine kleine, gedrungene Frau Anfang sechzig, die um den Hals eine Kette aus dicken, blauen Glasperlen trug.
    »Ich wollte gerade zumachen«, brummte sie und machte ein mürrisches Gesicht.
    »Sind Sie Mrs Gobble?«, fragte Tweed höflich. »Eine Bekannte hat mir Ihren Laden wärmstens empfohlen. Sie fand es bezaubernd, mit wie viel Liebe Sie Ihre Ware präsentieren.«
    »So? Das war aber nett von Ihrer Bekannten.«
    »Mein Name ist Tweed, und das ist meine Assistentin Paula Grey. Hier, meine Dienstmarke.«
    Mrs Gobble warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »So, so, vom Geheimdienst sind Sie also«, sagte sie mit einem leichten Kopfschütteln. »Wird aber auch Zeit, dass sich mal jemand um die arme Mrs Warner kümmert! Hier gehen seltsame Dinge vor. Ich habe der Polizei ja schon gesagt, dass man sie umgebracht hat, aber die haben mich nur ausgelacht.«
    »Warum glauben Sie denn, dass Mrs Warner ermordet wurde? Haben Sie dahingehend etwas mitbekommen?«
    »Nein. So was spüre ich«, sagte Mrs Gobble. »Und ich kann schließlich eins und eins zusammenzählen.«
    »Kannten Sie Mrs Warner persönlich?«
    »Ja. Sie hatte wirklich Stil. Hat sich zielsicher das schönste Landschaftsbild hier im Laden herausgesucht und sofort bar bezahlt, ohne sich über den Preis zu mokieren. Von dieser Sorte Kunden hätte ich gern mehr.«
    »Sie haben gesagt, in Carpford gingen seltsame Dinge vor«, sagte Paula. »Ich persönlich finde es eher ruhig und idyllisch hier.«
    »Ruhig und idyllisch? Der Schein trügt«, sagte Mrs Gobble und setzte ein sauertöpfisches Gesicht auf. »Nehmen Sie bloß mal die Motorradfahrer.«
    »Was für Motorradfahrer?«, fragte Tweed.
    »Jeden zweiten Tag kommt einer - oder besser gesagt: jede zweite Nacht. So gegen zehn Uhr, würde ich mal sagen, wenn es schon lange dunkel ist, röhrt er wie ein Verrückter an meinem Haus vorbei, dass ich jedes Mal kerzengerade im Bett sitze! Und dann braust er wie ein Irrer um den See.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin er unterwegs ist?«
    »Zu Mr Margesson. Ein unsympathischer Kerl ist das. Und ein seltsamer Kauz obendrein, der immer in wallenden Gewändern herumläuft und irgendwelches religiöses Zeug vor sich hinbrabbelt. Neulich ist er doch tatsächlich in meinen Laden gekommen, hat sich umgesehen und etwas von ›eitlem Tand‹ gemurmelt und ist dann, ohne zu grüßen, wieder raus. Was für eine Unverschämtheit! Ich verkaufe keinen Tand, sondern ausschließlich echte Antiquitäten.«
    »Wo wohnt dieser Mr Margesson?«, fragte Tweed.
    »Gehen Sie schon mal ans Fenster. Ich mach nur noch das Licht aus, dann zeige ich es Ihnen...«
    Im Dunkeln ging Mrs Gobble zur Tür, legte den Riegel vor und trat dann zu Tweed und Paula ans Fenster.
    »Sehen Sie das runde Haus da drüben?«, sagte sie und deutete quer über den

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