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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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See, der von einem sichelförmigen Mond in ein fahles Licht getaucht wurde.
    »Sieht aus wie ein gigantischer Waschzuber«, sagte Tweed.
    »Wohnt auch ein sauberes Bürschchen drinnen, der überhebliche Mr Palfry. Ist angeblich irgendein hohes Tier im Sicherheitsministerium.«
    »Ich wollte eigentlich wissen, wo Mr Margesson wohnt.«
    »Nur Geduld. Sehen Sie neben Palfrys Haus die grüne Villa mit dem hellen Außenlicht?«
    »Ist ja nicht zu übersehen«, sagte Tweed.
    »Der Motorradfahrer gibt da immer einen großen, weißen Umschlag ab. Er sagt etwas zu Margesson und donnert dann mit seiner Höllenmaschine wieder zurück auf die Hauptstraße.«
    »Hört sich nach einem ganz normalen Motorradkurier an.«
    »Mir ist das alles nicht geheuer. Vor ein paar Tagen habe ich nämlich in aller Herrgottsfrühe den Müll rausgebracht. Und raten Sie mal, was ganz oben im Container lag? Ein großer weißer Umschlag. Und der war noch zu!«
    »Meinen Sie damit, dass ihn niemand geöffnet hat?«
    »Genau. Aber ich habe das getan, weil ich einfach neugierig war. Und wissen Sie, was? Der Umschlag war leer. Jetzt sind Sie dran, Mister! Erzählen Sie mir mal, warum jemand mit einem Motorrad bis hier rausfährt und einen leeren Umschlag abliefert. Aus Jux und Tollerei bestimmt nicht.«
    »Vielleicht wollte der Absender ja etwas in den Umschlag tun und hat es bloß vergessen«, sagte Tweed.
    »Und wieso wirft Margesson den Umschlag dann ungeöffnet in den Müll? Wie will er denn wissen, dass nichts drin ist?«, antwortete Mrs Gobble. Sie schlurfte in ihren Filzpantoffeln zurück zur Theke und drückte dort auf einen Knopf. Mit einem leisen elektrischen Brummen fuhren lichtdichte Rollos vor den Fenstern herunter. Erst dann schaltete Mrs Gobble das Licht wieder an.
    »Die Dinger habe ich mir letztes Jahr dranmachen lassen«, erklärte sie. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn mir die Leute auch abends noch ins Fenster glotzen. So wie der Kerl in dem langen, schwarzen Mantel, der sich in letzter Zeit hier herumtreibt. Keine Ahnung, was der will. Der kreuzt hier immer nur nachts auf.«
    »Mrs Gobble«, sagte Tweed vorsichtig, »Sie haben beschrieben, was Sie alles am anderen Ufer des Sees gesehen haben. Ehrlich gesagt, ich bewundere Sie. Sie müssen sehr viel bessere Augen haben als ich.«
    »Jetzt verrate ich Ihnen mal ein Geheimnis, Mister«, sagte Mrs Gobble kichernd. »Kommen Sie mit.«
    Tweed folgte ihr ans hintere Fenster des Ladens, vor dem ein großer, dreiteiliger Paravent stand. Dahinter befand sich Mrs Gobbles »Geheimnis«: ein großes, auf einem Stativ befestigtes Teleskop. Tweed blickte durch das Okular und sah ganz deutlich Margessons hell erleuchtete Haustür. Offenbar war Mrs Gobble nicht ganz so unbedarft, wie es den Anschein hatte.
    Als Tweed sich wieder aufrichtete, ließ sie das Rollo, das sie ein Stück weit geöffnet hatte, wieder herunterfahren.
    »Sie haben uns wirklich sehr geholfen, Mrs Gobble. Ich glaube, wir werden jetzt Mr Margesson einen Besuch abstatten. In seinem Haus brennt überall Licht.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Mrs Gobble. »Bei dem geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Am besten nehmen Sie den Uferweg. Aber fallen Sie mir nicht in den Carp Lake.«
    »Sind denn tatsächlich Karpfen in dem See? Bei diesem Namen möchte man das doch fast annehmen.«
    »Also ich habe noch nie welche gesehen. So, ich mache jetzt das Licht wieder aus und lasse Sie raus.«
    Als Tweed und Paula hinaus in die Nacht traten, spürten sie, wie bitterkalt es inzwischen geworden war. Der Nebel hüllte jetzt schon fast das ganze Dorf ein.
    »Auf diesen Margesson bin ich ja mal gespannt«, sagte Tweed, während Paula sich ihren Schal umband und den Mantel zuknöpfte. »Nach Mrs Gobbles Aussage muss er ein ziemlich seltsamer Zeitgenosse zu sein.«
    »In diesem Dorf scheint es von dieser Spezies ja nur so zu wimmeln«, sagte Paula.

2
    Bob Newman saß in Tweeds Büro in der Park Crescent und steckte die Nase in die aktuelle Ausgabe der Daily Nation . Er war ein stattlicher Mann um die vierzig mit blondem Haar, einer breiten Nase, blauen Augen und einem ausgeprägten Kinn. Früher hatte er als Auslandskorrespondent selbst hin und wieder Artikel für diese viel gelesene Tageszeitung geschrieben, die dann häufig in Le Monde, in der New York Times oder im Spiegel nachgedruckt worden waren. Als Marler ins Büro kam, blickte Newman von seiner Lektüre auf.
    Marler war ein gut aussehender, sportlicher Mann Ende dreißig, der immer

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