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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Café.»
    «Das ist geschlossen.» Ascari deutete nun seinerseits auf die Uhr. Es war bereits kurz vor Mitternacht.
    «Ich muss mit Ihnen reden», sagte Anna. «Allein.»
    «Dann gehen wir in Ihr Hotel.»
    «Nein. Kommt überhaupt nicht in Frage.»
    «Dann eben in mein Zimmer. Ich habe eine Suite. Sehr angenehm.»
    «Nein», sagte Anna. «Aber wohin dann?»
    Anna dachte einen Augenblick nach. Sie konnte ihm die tausend Dollar schlecht mitten in der Hotelhalle überreichen.
    «Wenn wir doch auf Ihr Zimmer gehen, dann machen Sie keine Faxen, ist das klar?»
    «Aber, aber. Sie verletzen Alis Gefühle.» Er legte eine Hand aufs Herz.
    «Keine schmutzigen Witzchen», fuhr Anna unbeirrt vor. «Und keine Grabschereien. Falls Sie sich nicht daran halten, rufe ich die Polizei und verständige die amerikanische Botschaft, und Sie bekommen so viel Ärger wie noch nie in Ihrem ganzen Leben.»
    «Alles klar, Lady. Alles klar. Ich habe verstanden. Ali Ascari ist ein Gentleman.»
     
    Wie sich herausstellte, hatte Ascari eine Flasche Whiskey auf dem Zimmer und schenkte sich gleich ein Glas ein. Dann entschuldigteer sich und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Anna schaute sich im Wohnraum der Suite um. Man sah auf den ersten Blick, dass hier Petrodollars den Besitzer wechselten. Auf jedem Tisch lagen offene, noch halbvolle Zigarettenpackungen, daneben diverse Gastgeschenke: Pralinen, Seidenkrawatten, Parfumflakons, eine Kiste Davidoff-Zigarren. Das unordentliche Zimmer eines unordentlichen Mannes. Anna suchte mit dem Blick das Telefon und kalkulierte im Geiste den Weg bis zur Tür. Dann nahm sie vorsorglich nicht auf dem Sofa, sondern in einem Sessel Platz.
    Fünf Minuten später war er wieder da. Ascari hatte sich Haare und Bart gekämmt, eine Hausjacke aus Seidenbrokat übergezogen und eine weitere Ladung seines scheußlichen Rasierwassers aufgelegt.
    «Es wird nicht lange dauern», sagte Anna.
    «Ganz zu Ihren Diensten.»
    «Sie können sich sicher denken, dass meine Freunde von der Botschaft sehr in Sorge sind wegen der Mordpläne, von denen Sie mir bei unserem letzten Treffen erzählt haben.»
    «O ja», sagte Ascari. «Das kann ich mir denken.»
    «Sie möchten sich für Ihre Hilfe in dieser Sache erkenntlich zeigen.»
    «Sehr schön. Gut.» Ascari beäugte Annas Aktenkoffer. «Sie haben vielleicht eine Überraschung für Ali?»
    «Vielleicht», sagte Anna. «Erst habe ich allerdings noch ein paar Fragen.»
    «Gut. Warum nicht?»
    «Meine Freunde möchten wissen, wer für die Mordanschläge verantwortlich sein wird.»
    «Khomeini-Leute. Das habe ich Ihnen doch schon letztes Mal gesagt. Es sind Khomeini-Leute.»
    «Ja», sagte Anna. «Aber das hilft uns kaum weiter. Es gibt Tausende Khomeini-Leute.»
    Ascari schwieg einen Moment und blickte mit schief gelegtem Kopf ins Leere, und Anna konnte nicht recht einschätzen, ob er sein Gedächtnis oder seine Phantasie durchforstete. Schließlich sagte er: «Sie sind aus Qom.»
    Anna zückte ihren Spiralblock und notierte: Qom.
    «Vielleicht auch aus Isfahan.» Anna notierte: Isfahan. «Und aus Teheran, vielleicht.»
    Diesmal notierte Anna nichts. «Aus allen drei Städten?», fragte sie.
    «Ja. Wahrscheinlich.»
    «Und arbeiten diese Männer mit Kontaktpersonen in den USA zusammen oder kommen sie selbst ins Land?»
    «Kontaktpersonen», sagte Ascari versonnen. «Sie werden arbeiten mit Kontaktpersonen.»
    «Was für Kontaktpersonen sind das?»
    Ali ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, dann kniff er die Augen zusammen und flüsterte: «Mafia.»
    «Die Mafia?», wiederholte Anna. «Wie? Die italienische Mafia?»
    «Pssst», zischte Ali. «Nicht so laut.»
    «Aber das ist doch absurd. Weshalb sollte die Mafia mit einer Gruppe iranischer Rebellen zusammenarbeiten? Tut mir leid, Mr.   Ascari, aber das ergibt überhaupt keinen Sinn.»
    Ascari leerte sein Glas, stand vom Sofa auf und ging schwankend zum Telefontisch hinüber, wo die Flasche stand. Er goss sich nach, wobei allerdings mehr davon auf der Tischplatte landete als in seinem Glas.
    «Trinken wir etwas, ja?»
    «Sie hatten bereits mehr als genug», sagte Anna. «Schluss mit dem Whiskey.»
    «Scheren Sie sich zum Teufel, Lady. Kein Mensch schreibt Ali Ascari vor, was er tut.» Er nahm einen großen Schluck. Whiskey lief ihm am Kinn herunter.
    «Haben Sie Beweise dafür, dass die Mafia beteiligt ist?»
    «Keine Beweise. Vergessen Sie’s. Das ist langweiliges Thema. Reden wir über etwas anderes.»
    «Nichts da. Das ist äußerst

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