Das Netzwerk
sollten?»
«Was fragen Sie mich das? Bis gestern Abend dachte ich noch, er arbeitet für Sie.»
«Nun kommen Sie schon! Sie haben doch bestimmt eine Idee.»
Taylor überlegte einen Augenblick. Die Antwort lag praktisch auf der Hand. «Ich würde ihn auffliegen lassen», erwiderte er. «Ihn bei den Türken als Agenten der Sowjetunion entlarven. Die Türken sollen ihn zur Persona non grata erklären, und seine Führungsoffizierin samt ihrem Mann, dem Generalkonsul, gleich mit dazu.»
«Ja, natürlich. Das ist immer die richtige Antwort, nicht wahr? Jemanden auffliegen lassen, ihn aus dem Verkehr ziehen. Aber was würde es uns bringen?»
«Es würde die Sowjets ganz schön in Verlegenheit bringen, abgesehen davon, dass ihr kleines Pseudo-Netzwerk zerstört würde.»
«Verlockend. Aber würden sie nicht einfach ein neues aufbauen?Vielleicht nicht in der Türkei, aber woanders? Und wir müssten wieder ganz von vorn anfangen, vorausgesetzt, wir würden überhaupt darauf aufmerksam.»
«Was ist also die richtige Antwort?»
Stone blickte auf die Kaffeekanne, die sie inzwischen geleert hatten. «Was meinen Sie? Gibt es noch Kaffee?» Taylor rief einen Sekretär, der Ihnen eine frische Kanne Kaffee brachte.
«Was ist die richtige Antwort?», wiederholte Taylor.
«Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein wenig aushole?»
«Nein, ich gewöhne mich langsam daran.»
«Ich möchte mit einer Frage beginnen. Finden Sie es nicht beunruhigend, dass die Sowjets in diesem Teil der Welt so aktiv sind? Im Iran, in Afghanistan und sogar hier in der Türkei?»
«Natürlich. Wahnsinnig beunruhigend.»
«Und haben Sie sich noch nie gefragt, wie man das Blatt zu unseren Gunsten wenden, den Sowjets an den Karren fahren und aus unserer gegenwärtigen Schwäche eine Stärke machen könnte?»
«Schon oft, aber bis auf meine Abhöraktion beim sowjetischen Generalkonsul ist mir nichts dazu eingefallen.»
«Na gut», sagte Stone und schlug mit der Faust sanft auf den Tisch, um seine Worte zu unterstreichen. «Wäre es nicht eine gute Idee, das, was Ihr Mr. Rawls den Emigranten nur vorspielt, in Wirklichkeit zu tun? In Zentralasien ein echtes, von der CIA kontrolliertes Agentennetz aufzubauen?»
«Klar, wenn das möglich wäre …»
«Unsere Agenten müssten in den asiatischen Republiken geheime Zellen organisieren, subversive Literatur verbreiten, Waffen über die Grenze schmuggeln.»
«Großartig», sagte Taylor, obwohl er in Wirklichkeit immer noch skeptisch war.
«Wir müssten einen Untergrund ins Leben rufen, der die Russen wieder Gottesfurcht lehrt. Oder besser: die Furcht vor Allah. Eine Organisation, die Moskau panische Angst davor macht, dass ihnen ihr Imperium unter den Fingern zerbröselt. Wäre das nicht schön?»
«Sehr schön.»
«Leider», fuhr Stone fort, «dürfen wir das nicht tun.»
«Weil es gegen die Vorschriften ist, oder?» Stones Art brachte Taylor langsam auf die Palme.
«Streng genommen ist es das gar nicht. Aber für eine solche Operation braucht es die Zustimmung des Präsidenten. Wenn wir die bekommen könnten – was ziemlich unwahrscheinlich ist –, müsste danach der Kongress informiert werden. Und selbst wenn auch der nichts dagegen hätte – was noch unwahrscheinlicher ist –, könnten wir die Sache trotzdem nicht durchziehen.»
«Warum denn nicht, verdammt nochmal?» Taylor verlor langsam die Geduld. Stone sprach für ihn in Rätseln.
«Weil sie schlicht und ergreifend unsere Kapazitäten übersteigt, mein Freund. Die traurige Wahrheit ist, dass wir in diesem Teil der Welt nicht die notwendigen Ressourcen haben, um ein derart ehrgeiziges Agentennetz aufzuziehen. Wir haben sie nie gehabt.»
«Also sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.»
«Nicht ganz», erwiderte Stone mit einem Lächeln. «Nicht ganz. Das ist mir letzte Nacht klar geworden. Wir können zwar keine richtige Untergrundorganisation auf die Beine stellen, aber wir können etwas tun, das fast genauso gut ist: Wir können die Illusion einer solchen Organisation schaffen.»
«Wie denn?»
«Liegt das nicht auf der Hand? Indem wir uns Ihren Mr. Rawls zunutze machen. Indem wir ihn mit falschen Informationenfüttern und so die Russen zu der Überzeugung kommen lassen, dass wir genau das tun, was Rawls den Emigranten vortäuscht, um sie auszuhorchen. Das, wovor sie so große Angst haben. Wenn wir es geschickt anstellen, können wir den Russen vorgaukeln, dass wir zwischen Baku bis Taschkent ein hocheffizientes
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