Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
setzen alles um. Zwischen den Alphatypen und den Beta-Typen klafft ein riesiger Unterschied: Alpha-Typen ringen um Macht über Menschen! Beta-Typen aber möchten die Deutungshoheit über alles Objektive, sie sind Herrscher im Raum des Wissens. Alphas und Betas sind Kaiser ganz verschiedener Reiche. Deshalb sind Beta-Typen oder Wissenschaftler in der Rolle des Machtausübenden meist ein glatter Ausfall. Sie mögen nicht befehlen und Härten gegen Menschen begehen, während für die Alpha-Typen das ungenierte Befehlen eine Lust ist.
Omegas möchten verändern, nicht unbedingt herrschen. Sie wollen die Welt auf einem anderen Weg sehen und sie konfrontieren die Alpha-Typen mit harten Forderungen. Sie sind kreativ, unkonventionell und neugierig, oft intelligent und wach …
Und in diesem Buch über Innovationen müssen wir eigentlich folgerichtig fragen, wer eigentlich der beste Innovator wäre. Ein Omega als Entrepreneur – das ist vorstellbar. Ein Alpha-Typ auch. Ein Beta-Typ? Kaum, er packt wahrscheinlich nicht konkret genug an. Ich selbst bin irgendwie schon immer ein Beta-Typ gewesen. Das hat sich bei mir im Laufe meiner Neugeschäftsentwicklung rund ums Optimieren von Abläufen aller Art geändert. Ich hatte einen Plan für ein ganz neues Geschäft, und alle fanden die Idee gut! Sie waren aber aus den verschiedensten Gründen dagegen, dass wir den Plan wirklich umsetzen! Darüber bin ich immer mehr und mehr in den Omega-Bereich hineingewachsen und habe schließlich in meinen ersten Büchern Fundamentalkritik an den Bildungs- und Managementsystemen geübt. Ich wurde überall als Querdenker herumgereicht, als »Wild Duck« (amerikanisch für Querdenker). Ich erfuhr selbst, dass Innovation ja Wandel und Veränderung für andere bedeutet, die mich dann durch ihre Close-Mind-Brilleals Feind ansehen und auch persönlich bekämpfen. Da ich irgendwann wirklich umsetzen wollte, was ich theoretisch wusste, musste ich widerwillig die Last der Omega-Rolle auf mich nehmen. Ich bin aber ein originales natives Beta-Tier, ehrlich, auch wenn Sie das von außen anders sehen. Ich bin immer noch dünnhäutig, scheue mich vor den für Innovationen nötigen Kleinkriegen und sacke oft am Abend erschöpft zusammen. Ich will nur als Beta-Typ nicht immer vergeblich warten, bis mich einmal jemand da oben fragt!
Ich habe auch gelernt! Ich habe in den letzten Jahren immer darauf geachtet, dass ich in meinem engeren Team ein Alpha-Tier habe, das die Härten beziehungsweise die Machtausübung für mich übernimmt. Dann geht’s! Als Chef eines Alpha-Tiers komme ich durch. Ich sage, was zu tun ist, das Alpha-Tier setzt es um. Dafür wird es irgendwann über mich hinaus befördert, das ist klar, aber so lange klappt alles wunderbar.
Wissenschaftler können nicht so leicht Alpha-Tiere zum Anführen finden, weil fast alle Wissenschaftler an der Universität Beta-Typen sind. Alle wissen richtig gut Bescheid! Alle könnten jemanden gebrauchen, der das umsetzt, was sie wissen, und wozu sie selbst zu wenig Durchschlagskraft haben. Wissenschaftler wollen eigentlich nicht gerne an etwas arbeiten, was keine Impact-Points gibt, aber sie können es als Beta selbst dann nicht, wenn sie es wollten. Noch schlimmer: Wer wirkliche Innovationen in den Markt bringen will, braucht auch normal arbeitende Ingenieure für die Produktion und Programmierer für die Software, also brave Gamma-Typen, die alle Aufgaben sauber erledigen. Solche Menschen sind aber an den Forschungseinrichtungen gar nicht vorgesehen. Dort sollen ja
alle
forschen und berühmte Beta-Typen werden. Ein Gamma erledigt nur seine Arbeit, ganz ohne die Aspiration einer steilen Professorenkarriere!
Mein Fazit: Psychologisch gesehen gedeihen vorrangig Beta-Typen in der Forschung, also unter den Publikationsanforderungen und unter den Bedingungen für eine Forscherkarriere. Macht über Menschen spielt an der Universität kaum eine Rolle. Wer Machtrangeleien anfängt, wird als fehl am Platze angesehen und nur stöhnend toleriert. Gammas braucht die Forschung per se nicht, hat sie also nicht, muss sie aber haben, wenn es um die Umsetzung von größeren Ideen zu Innovationen geht. Man kann ein Auto allein erfinden, aber nicht wirklichallein bauen. Bill Gates hat Windows erfunden, aber Windows 95 nicht allein programmiert. Omegas unter den Wissenschaftlern wollen radikal Neues, werden aber tendenziell nicht so oft zitiert, weil sie allein arbeiten und von den anderen im Mainstream nicht wahrgenommen
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