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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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werden …
    Forschungseinrichtungen und Einzelwissenschaftler haben wissenschaftliche Zielsetzungen und eine entsprechende psychologische Lage, unter denen die konkrete Innovation nach einer Idee nur schlecht gedeihen kann. Es bleibt am Ende immer nur beim ruhmreichen Erfinden für Impact-Points. Wenn eine Idee also nicht »Impact-Point«-fähig gemacht werden kann, wird sie von Forschern auch nicht weiter verfolgt.
Die Resistenz der Forscher gegen »normale Arbeit«
    Wie gesagt: Fast alle Wissenschaftler sehen ihre Arbeit beendet, wenn sie eine neue Idee anhand eines Prototypen auf einer Messe oder eines Innovationsworkshops vorzeigen können. »So geht es im Prinzip! Seht her!« Stellen Sie sich vor, jemand hat das erste Navi entworfen (damit haben wir uns in den 90er Jahren bei IBM befasst). Das Programm läuft auf einem Großrechner, weil der gerade für die Forscher zur Verfügung stand. Die Forscher haben für den Prototypen nicht die allerbeste digitale Straßenkarte verwendet – die war billiger und leichter einzubauen. Aber das Programm funktioniert im Prinzip gut! Man zeigt es den OpenMinds. Die sagen: »Kann man die Tourenplanung bei uns in das SAP integrieren?« Nein. »Läuft das Programm nur auf Großrechnern oder schon auf PCs?« Noch nicht. »Geht es mit einer besseren Straßenkarte?« Im Prinzip ja, es müsste nur alles umprogrammiert werden. »Geht es auch im Ausland?« Nein. »Wenn wir das kaufen – ist es garantiert, dass das Forschungszentrum einen Telefonservice aufbaut und Fehler innerhalb von einer Woche behebt, außerdem drei Jahre Garantie gibt und sicherstellt, dass das Programm noch zehn Jahre weitergepflegt und ausgebaut wird? Kostet es mehr als 1 000 Euro? Sind die Menus in den gängigen Sprachen angelegt?«
    So sieht ungefähr das erste Fünftel der Fragen aus. Wenn Sie sich diese Fragen einfach mal durch den Kopf gehen lassen, kommen Sie zu dem Ergebnis, dass sie sehr berechtigt sind. »Irgendwann sollte man das einbauen.« Aber die Kunden wollen alles sofort haben! Sonst können sie mit einem Programm nicht so wirklich arbeiten. Man kann die Anforderungen, die sich in den Erkundigungen ankündigen, auch so zusammenfassen: »Haben Sie aus Ihrer Idee schon ein vernünftiges, professionelles Unternehmen mit einen richtigen Produkt, mit Verkauf, Beratung, Finanzierung und Service gegründet?«
    Das haben die Forscher natürlich nicht! Sie haben so sorgfältig über den Prototypen nachgedacht, sie sind so stolz und so unkundig über die reale Welt des Kunden, dass sie deren berechtigte Fragen als obsessive Dauermäkelei empfinden. Zwei Dinge werden fast nie richtig verstanden:
Um aus einem Prototypen ein Produkt mit Wartung, Service und Weiterentwicklung zu machen, muss man erheblich investieren und lange Zeit normal hart arbeiten (nicht forschen – arbeiten).
Die zusätzliche Arbeit am Prototypen, also das Einbauen aller Kundenanforderungen, ist absolut keine wissenschaftliche Arbeit – sie ist im Sinne der Forschung »nur« normale Berufsarbeit, die keinerlei typische Karrierepunkte verschafft und auch kaum zu Publikationen mit Impact-Points taugt.
    Es gibt Schätzungen. Der bekannte Unternehmer August-Wilhelm Scheer (IDS-Scheer, Toolsets und Software im SAP-nahen Bereich) hat in vielen Vorträgen berichtet, wie er Prototypen aus der Forschung zu Innovationen führte. Immer wieder sagt er, dass er sich vorrechnen lässt, wie viel Personalkosten die jeweilige Prototypentwicklung, von Anfang an gerechnet, gekostet hat. Dann weiß er aus Erfahrung, dass er das Sieben- bis Elffache dieses Geldbetrags zusätzlich hineinstecken muss, um daraus etwas am Markt Verkaufbares zu formen. Oder einfacher – ganz grob: Die Innovation kostet zehnmal mehr als der Weg bis zum Prototypen. Das ist die Erfahrung bei Software. Wer zum Beispiel eine Wirkung im medizinischen Bereich entdeckt, braucht ja in der Folge irrsinnig viel Geld, bis das endlich zugelassene Medikament in der Apotheke verkauft werden kann.
    Wer den Weg vom Prototypen zur Innovation einschlagen will, muss also im Prinzip ein Unternehmen dafür gründen, das entwickelt, produziert, vermarktet, Service bietet und verkauft. Ein Forschungszentrum kann so etwas gar nicht leisten, denn nach der Prototyperstellung haben nun 90 Prozent oder mehr aller Arbeiten nichts mehr mit »Ideen« und Wissenschaft zu tun. Sie sind im Sinne der Wissenschaft »nur normale Arbeit« und aus der oft arroganten Sicht des Wissenschaftlers »triviale Arbeiten«

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