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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Maien Tagen
Durft' er in seinem Herzen · nimmer wieder tragen
So viel hoher Wonne · als er da gewann,
Da die ihm an der Hand ging · die der Held zu minnen sann.
    Da gedachte mancher Recke · »Hei! wär' mir so geschehn,
Daß ich so bei ihr ginge · wie ich ihn gesehn,
Oder bei ihr läge! · das nähm' ich willig hin.«
Es diente nie ein Recke · so gut noch einer Königin.
    Aus welchen Königs Landen · ein Gast gekommen war,
Er nahm im ganzen Saale · nur dieser beiden wahr.
Ihr ward erlaubt zu küssen · den waidlichen Mann:
Ihm ward in seinem Leben · nie so Liebes getan.
    Von Dänemark der König · hub an und sprach zur Stund:
»Des hohen Grußes willen · liegt gar mancher wund,
Wie ich wohl hier gewahre · von Siegfriedens Hand:
Gott laß ihn nimmer wieder · kommen in der Dänen Land!«
    Da hieß man allenthalben · weichen aus den Wegen
Kriemhild der schönen · manchen kühnen Degen
Sah man wohlgezogen · mit ihr zur Kirche gehn.
Bald ward von ihr geschieden · dieser Degen ausersehn.
    Da ging sie zu dem Münster · und mit ihr viel der Fraun.
Da war in solcher Zierde · die Königin zu schaun,
Daß da hoher Wünsche · mancher ward verloren;
Sie war zur Augenweide · viel der Recken auserkoren.
    Kaum erharrte Siegfried · bis schloß der Meßgesang;
Er mochte seinem Heile · des immer sagen Dank,
Daß ihm so gewogen war · die er im Herzen trug:
Auch war er der Schönen · nach Verdiensten hold genug.
    Als sie aus dem Münster · nach der Messe kam,
Lud man wieder zu ihr · den Helden lobesam.
Da begann ihm erst zu danken · die minnigliche Maid,
Daß er vor allen Recken · so kühn gefochten im Streit.
    »Nun lohn' euch Gott, Herr Siegfried!« · sprach das schöne Kind,
»Daß ihr das verdientet · daß euch die Recken sind
So hold mit ganzer Treue · wie sie zumal gestehn.«
Da begann er Frau Kriemhilden · minniglich anzusehn.
    »Stets will ich ihnen dienen« · sprach Siegfried der Degen,
»Und will mein Haupt nicht eher · zur Ruhe niederlegen,
Bis ihr Wunsch geschehen · so lang mein Leben währt:
Das tu' ich, Frau Kriemhild · daß ihr mir Minne gewährt.«
    Innerhalb zwölf Tagen · so oft es neu getagt,
Sah man bei dem Degen · die wonnigliche Magd,
So sie zu Hofe durfte · vor ihren Freunden gehn.
Der Dienst war dem Recken · aus großer Liebe geschehn.
    Freude und Wonne · und lauten Schwerterschall
Vernahm man alle Tage · vor König Gunthers Saal,
Davor und darinnen · von manchem kühnen Mann.
Von Ortewein und Hagen · wurden Wunder viel getan.
    Was man zu üben wünschte · dazu sah man bereit
In völligem Maße · die Degen kühn im Streit.
Da machten vor den Gästen · die Recken sich bekannt;
Es war eine Zierde · König Gunthers ganzem Land,
    Die lange wund gelegen · wagten sich an den Wind:
Sie wollten kurzweilen · mit des Königs Ingesind,
Schirmen mit den Schilden · und schießen manchen Schaft.
Des halfen ihnen viele · sie hatten größliche Kraft.
    Bei dem Hofgelage · ließ sie der Wirt verpflegen
Mit der besten Speise · es durfte sich nicht regen
Nur der kleinste Tadel · der Fürsten mag entstehn;
Man sah ihn jetzo freundlich · hin zu seinen Gästen gehn.
    Er sprach: »Ihr guten Recken · bevor ihr reitet hin,
So nehmt meine Gaben · also steht mein Sinn,
Ich will euch immer danken · verschmäht nicht mein Gut:
Es unter euch zu teilen · hab' ich willigen Mut.«
    Die vom Dänenlande · sprachen gleich zur Hand:
»Bevor wir wieder reiten · heim in unser Land,
Gewährt uns steten Frieden · das ist uns Recken not;
Uns sind von euern Degen · viel der lieben Freunde tot.«
    Genesen von den Wunden · war Lüdegast derweil;
Der Vogt des Sachsenlandes · war bald vom Kampfe heil.
Etliche Tote · ließen sie im Land.
Da ging der König Gunther · hin, wo er Siegfrieden fand.
    Er sprach zu dem Recken · »Nun rat mir, wie ich tu'.
Unsre Gäste wollen · reiten morgen früh
Und gehn um stete Sühne · mich und die Meinen an:
Nun rat, Degen Siegfried · was dich dünke wohlgetan.
    »Was mir die Herren bieten · das will ich dir sagen:
Was fünfhundert Mähren · an Gold mögen tragen,
Das bieten sie mir gerne · für ihre Freiheit an.«
Da sprach der starke Siegfried · »Das wär gar übel getan.
    »Ihr sollt sie beide ledig · von hinnen lassen ziehn;
Nur daß die edeln Recken · sich hüten fürderhin
Vor feindlichem Reiten · her in euer Land,
Laßt euch zu Pfände geben · der beiden Könige Hand.«
    »Dem Rate will ich folgen« · So gingen sie hindann.
Seinen

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