Das Nibelungenlied
· ihn freundlich empfing:
»Willkommen hier im Hause · mein Herr Blödelein:
Mich wundert euer Kommen · sagt, was soll die Märe sein?«
»Du brauchst mich nicht zu grüßen« · sprach da Blödelein,
Denn dieses mein Kommen · muß dein Ende sein
Um Hagen deinen Bruder · der Siegfrieden schlug.
Des entgiltst du bei den Heunen · und andre Helden genug.«
»Nicht doch, mein Herr Blödel!« · sprach da Dankwart,
»So möchte sehr uns reuen · zu Hofe diese Fahrt.
Ich war ein Kind, als Siegfried · Leben ließ und Leib:
Nicht weiß ich, was mir wolle · dem König Etzel sein Weib.«
»Ich weiß dir von der Märe · nicht mehr zu sagen;
Es taten's deine Freunde · Gunther und Hagen.
Nun wehrt euch, ihr Armen · ihr könnt nicht länger leben,
Ihr müßt mit dem Tode · hier ein Pfand Kriemhilden geben.«
»Wollt ihr es nicht lassen?« · sprach da Dankwart,
»So gereut mich meines Flehens · hätt' ich das gespart!«
Der schnelle kühne Degen · von dem Tische sprang,
Eine scharfe Waffe zog er · die war gewaltig und lang.
Damit schlug er Blödeln · einen schwinden Schwertesschlag,
Daß ihm das Haupt zur Stelle · vor den Füßen lag.
»Das sei die Morgengabe« · sprach der schnelle Degen,
»Zu Nudungens Witwe · der du mit Minne solltest pflegen.
»Vermähle man sie morgen · einem andern Mann:
Will er den Brautschatz haben · wird ihm wie dir getan.«
Ein getreuer Heune · hatt' ihm das hinterbracht,
Wie die Königstochter · auf ihr Verderben gedacht.
Da sahen Blödeis Mannen · ihr Herr sei erschlagen;
Das wollten sie den Gästen · länger nicht vertragen.
Mit aufgehobnen Schwertern · auf die Knappen ein
Drangen sie mit Ingrimm · das mußte manchen gereun.
Laut rief da Dankwart · all das Gesinde an:
»Ihr seht wohl, edle Knechte · es ist um uns getan.
Nun wehrt euch, ihr Armen · fürwahr, das tut uns not,
So gütig es den Gästen · die edle Kriemhild entbot!«
Die nicht Schwerter hatten · die griffen vor die Bank,
Vom Boden aufzuheben · manchen Schemel lang.
Die Burgundenknechte · wollten nichts vertragen:
Mit schweren Stühlen sah man · starker Beulen viel geschlagen.
Wie grimm die armen Knappen · sich wehrten in dem Strauß!
Sie trieben zu dem Hause · die Gewaffneten hinaus:
Fünfhundert oder drüber · erlagen drin dem Tod.
Da war das Ingesinde · von Blute naß und auch rot.
Diese schwere Botschaft · drang in kurzer Zeit
Zu König Etzels Recken · ihnen war's grimmig leid,
Daß mit seinen Mannen · Blödel den Tod gewann;
Das hatte Hagens Bruder · mit den Knechten getan.
Eh' es vernahm der König · stand schon ein Heunenheer
In hohem Zorn gerüstet · zweitausend oder mehr.
Sie gingen zu den Knechten · es mußte nun so sein,
Und ließen des Gesindes · darin nicht einen gedeihn.
Die Ungetreuen brachten · vors Haus ein mächtig Heer.
Die landlosen Knechte · standen wohl zu Wehr.
Was half da Kraft und Kühnheit? · sie fanden doch den Tod.
Darnach in kurzer Weile · hob sich noch grimmere Not.
Nun mögt ihr Wunder hören · und Ungeheures sagen:
Neuntausend Knechte · lagen tot geschlagen,
Darüber zwölf Ritter · in Dankwartens Lehn.
Man sah ihn weltalleine · noch bei seinen Feinden stehn.
Der Lärm war beschwichtigt · das Tosen eingestellt.
Über die Achsel blickte · Dankwart der Held:
Er sprach: »O weh der Freunde · die ich fallen sah!
Nun steh' ich leider einsam · unter meinen Feinden da.«
Die Schwerter fielen heftig · auf des einen Leib:
Das mußte bald beweinen · manches Helden Weib.
Den Schild rückt' er höher · der Riemen ward gesenkt:
Mit rotem Blute sah man · noch manchen Harnisch getränkt.
»O weh mir dieses Leides!« · sprach Aldrianens Kind.
»Nun weicht, Heunenrecken · und laßt mich an den Wind,
daß die Lüfte kühlen · mich sturmmüden Mann.«
Da sah man den Recken · stolz und herrlich dringen an.
Als der Streitmüde · aus dem Hause sprang,
Wie manches Schwert von neuem · auf seinem Helm erklang!
Die nicht gesehen hatten · die Wunder seiner Hand,
Die sprangen da entgegen · dem aus Burgundenland.
»Nun wollte Gott,« sprach Dankwart · »daß mir ein Bote käm',
Durch den mein Bruder Hagen · Kunde vernähm',
Daß ich vor diesen Recken · steh' in solcher Not!
Der hülfe mir von hinnen · oder fände selbst den Tod.«
Da sprachen Heunenrecken · »Der Bote mußt du sein,
Wenn wir tot dich tragen · vor den Bruder dein.
Dann sieht erst sein Herzeleid · Gunthers Untertan.
Du hast dem König Etzel · hier großen Schaden getan.«
Er
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