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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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ihm«, hörte sie Chad sagen.
    » Wer?«, fragte Mo stirnrunzelnd. » Deine Mutter? Selbstverständlich bleibt sie bei ihm. Sie ist Mrs. Lowell Lawrence, eine andere Identität kennt sie gar nicht. Wie sollte sie die aufgeben? Wer sollte sie ohne ihn sein?«
    » Du glaubst nicht, dass sie aus Liebe bei ihm bleibt?«, fragte Chad.
    Ihr Instinkt mahnte sie plötzlich zur Vorsicht. Sie hatte das gleiche Gefühl wie schon ein paarmal bei Streitgesprächen mit anderen Anwälten– die leise, nagende Befürchtung, ihre Fragen würden sie unbeabsichtigt aufs Glatteis führen, wo unsichtbare Tretminen oder Banditen im Hinterhalt lauerten.
    » Mir wäre lieber, du würdest mit ihr darüber sprechen«, antwortete Mo.
    » Sie möchte, dass wir zu Thanksgiving rüberfliegen«, sagte Chad.
    » Thanksgiving! Ach, du lieber Gott, das hab ich ganz vergessen…« Mo sank in ihren Sessel zurück, fuhr jedoch sofort wieder hoch. » Das ist ja schon nächste Woche!«
    » Ja«, bestätigte Chad. » Heute in einer Woche.« Er blickte prüfend auf seine Uhr. » Nein, gestern.«
    » Was hast du ihr gesagt?«, fragte Mo.
    » Dass ich es mit dir besprechen würde.«
    » Gottverdammt noch mal, Chad!« Mo spürte, wie Wut in ihr aufwallte. » Kannst du nicht ein einziges Mal Verantwortung übernehmen?«
    » Ich weiß, wo meine Verantwortung liegt, Mo. Und ich habe sie nicht ein einziges Mal vernachlässigt.« Chads Ton war leise und gemäßigt, aber ein leichter Tremor des Zorns schwang darin mit. » Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass meine Auffassung von Verantwortung mit deiner übereinstimmt.«
    Er stand auf, um den Raum zu verlassen. » Und ich weiß auch nicht, ob das je wieder der Fall sein wird.«

37
    Am nächsten Morgen bekam Mo einen Anruf von Benedict. Da er freitags normalerweise frei hatte, war sie ein wenig überrascht, von ihm zu hören.
    » Wo bist du denn gestern Abend geblieben?«, fragte sie. » Du hast das große Finale verpasst.«
    » Ich weiß.«
    Benedict war ungewöhnlich kurz angebunden.
    » Ist alles in Ordnung?«
    » Hör mal, es tut mir leid«, sagte Benedict. » Aber ich kann deine Kinder nicht mehr hüten– ich gehe weg. Entschuldige, dass es so kurzfristig ist, aber– die Umstände zwingen mich dazu.«
    » Du hast mit Izzy Schluss gemacht.« Dies schien ihr die naheliegendste Erklärung.
    » Unter anderem.«
    Benedict war eindeutig darauf bedacht, den Anruf so kurz wie möglich zu halten– und da Mo genug eigene Sorgen hatte, bedrängte sie ihn nicht weiter.
    » Brauchst du vielleicht Geld?«, fragte sie.
    » Nein. Aber danke«, sagte er. » Grüß die Kinder von mir. Ich habe die Zeit mit ihnen sehr genossen.«
    » Das wird ein herber Schlag für meine Krabbelgruppe«, sagte Mo trübsinnig.
    » Sie werden’s überleben«, erwiderte Benedict. » Gehe ich jedenfalls mal von aus. Danke nochmal. Mach’s gut«, fügte er hinzu und legte auf.
    » Ach, du Scheiße«, sagte Mo, als sie das Freizeichen hörte. » Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
    Sie überlegte kurz, wie sie das Harry beibringen sollte, erkannte dann aber, dass dies wahrscheinlich ihr geringstes Problem war.
    Aishe hatte beschlossen, Gulliver die Neuigkeit über Benedict am besten nach der Pflastermethode beizubringen: kurz und brutal. Und angeblich schmerzlos.
    Doch es stellte sich heraus, dass Gulliver zwar überrascht, aber in keiner Weise verletzt war. Aishe bemerkte, dass ihr Sohn so außer sich vor Begeisterung über sein neues Abenteuer war, dass wohl nur der Anblick ihrer blutüberströmten Leiche auf dem Küchenboden seine Stimmung hätte trüben können. Und nicht mal das war sicher…
    Aber dann runzelte Gulliver die Stirn. » Was soll ich denn dann heute machen?«
    Aishe war gerade auf dem Sprung zur Arbeit. Normalerweise hatte Gulliver freitags den ganzen Tag Unterricht, mit lediglich einer Unterbrechung fürs Mittagessen. Früher hatten sie alle zusammen gegessen, bevor Aishe zu ihrer Nachmittagsschicht ins Tierheim aufbrach. In letzter Zeit jedoch hatten sie und Gulliver die Mittagspause allein verbracht, da Benedict immer gegangen war. Weil er mich nicht sehen wollte, dachte Aishe. Das kann ich ihm wohl nicht verdenken, so gern ich’s auch täte.
    Aishe warf ihrem Sohn einen Blick zu. » Du könntest ja packen.«
    » Packen?«, wiederholte er, als wäre das ein Wort aus einem obskuren baltischen Dialekt.
    Seine Mutter nahm den Autoschlüssel. » Du fliegst nächsten Freitag. Also heute in einer Woche.«
    Gulliver

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