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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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doch«, sagte Mo. » Ich brauche jemanden, der für mich die Schweiz spielt.«
    » Die Schweiz?«, sprach Aishe in den Telefonhörer.
    » Einen Puffer, einen neutralen Dritten«, erklärte Mo. » Einen mit dieser leicht missbilligenden Miene, die die Schweizer so gut draufhaben. Um uns an unsere Manieren zu erinnern.«
    » Du meine Güte, das klingt nach Spaß«, sagte Aishe. » Aber…«
    » Patrick hab ich auch gefragt«, fuhr Mo fort. » Er meinte, er käme, wenn du kommst. Gulliver ist ganz wild drauf«, fügte sie hinzu. » Ich hab ihm ein Bier versprochen.«
    » Könntest du deine Einladung etwas weniger verlockend machen?«, fragte Aishe. » Ich glaub wirklich, ich kann nicht.«
    » Bitte komm doch«, sagte Mo. » Ich flehe dich an. Inständig. Auf meinen Knien. Ich dachte eigentlich, es wäre so eine gute Idee, aber jetzt krieg ich Muffe. Bitte komm.«
    » Aber Chad weiß, dass seine Eltern zu Thanksgiving kommen, oder?«
    Kurzzeitig trat Stille ein. » Ich dachte, das sollte besser eine Überraschung bleiben.«
    » Du meinst, sonst würde er sich sofort Schlafsack und Kochgeschirr schnappen und in die Berge abhauen?«
    » Bitte komm«, wiederholte Mo. » Es gibt was Leckeres zu essen. Das zumindest kann ich versprechen.«
    » Bringt dein Schwiegervater seine Bohnensäcke mit? Wie hat sie ihn überhaupt aus dem Arbeitszimmer gelockt?«
    » Siehst du? Du bist neugierig. Also erzähl ich’s dir nur, wenn du kommst.«
    » Ach, Herrgott nochmal…« Aishe atmete tief aus. » Ist gut.«
    » Mein Gott, ich danke dir«, sagte Mo. » Ich war allmählich so verzweifelt, dass ich Connie mit emotionaler Erpressung dazu bringen wollte, in den nächsten französischen Flieger zu hüpfen.«
    » Das hätte sie wahrscheinlich sogar gemacht«, erwiderte Aishe.
    » Ich weiß!«, sagte Mo. » Ist es nicht super, Freunde zu haben?«

38
    Es könnte schlimmer sein, sagte sich Patrick, als er über die 101 zum Flughafen von San Francisco fuhr– es könnte auch die M25 nach Heathrow sein. Wenigstens ist der Himmel hier blau und die Luft mild, und auch wenn die Fahrt ein bisschen langweilig ist, kommt man sich nicht vor wie in einem postapokalyptischen Flüchtlingstreck, der sich im Zeitlupentempo über verstrahltes Ödland bewegt.
    Trotzdem war er verärgert. Hauptsächlich, weil er einfach nicht dahinter kam, wie Mo ihn dazu gebracht hatte, als erste Amtshandlung am Thanksgiving-Morgen zum Flughafen zu fahren, um ihre Schwiegereltern abzuholen. Ich kenne ihre verdammten Schwiegereltern nicht mal, murrte er, als er an der Flughafenausfahrt den Blinker setzte. Ich hab nicht mal ihren verdammten Ehemann kennengelernt, für den ich das angeblich alles mache!
    Es ist eine Überraschung, hatte Mo behauptet. Chad hat seine Eltern seit unserem Umzug nicht mehr gesehen. Patricks Erfahrung nach waren unangemeldete Familienmitglieder ungefähr so willkommen wie eine halbe Küchenschabe in aufgewärmter Penne Arrabiata. Aber Mo hatte aufrichtig geklungen– und war eindeutig verzweifelt gewesen. Trotzdem, dachte Patrick, wollte ich eigentlich ablehnen. Aber jetzt bin ich hier, zum Teufel nochmal, warum auch immer!
    Der Flughafen von San Francisco war im Vergleich zu dem von L. A. winzig, wofür Patrick wirklich dankbar war. Er überprüfte die Anschlagtafel mit den Ankunftszeiten und sah, dass der Flug der Lawrences eine Stunde Verspätung hatte. Entnervt schnaufte er und machte sich auf die Suche nach einem Kaffee.
    Er fand ein italienisches Café im Wiener Kaffeehausstil, das vor dem sterilen Hintergrund der Flughafenwände wie eine der hauseigenen Sahnetorten wirkte. Zu dieser frühen Stunde und an Thanksgiving war es fast menschenleer. Ein, zwei Tische waren besetzt– von einer älteren Frau, die las, und einem jungen Mann, der den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt hatte und offenbar schlief. Patrick nahm seinen Kaffee und die Vanillecremetorte– zum Teufel mit seinem Cholesterinspiegel– und brachte sie zu einem Tisch.
    Seinen Espresso leerte er mit zwei raschen Schlucken, aber als er sich an die Torte machte, sah er sich den hellblonden Schopf des jungen Mannes, der da am Tisch schlief, genauer an.
    » Ach du Scheiße«, sagte er, woraufhin ihm die ältere Dame einen Gouvernantenblick über ihr Buch hinweg zuwarf.
    Patrick ignorierte sie. Er stand auf, ging zu dem jungen Mann und rüttelte ihn am Arm.
    Benedict fuhr ruckartig auf und holte rasselnd Luft. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er klar sehen konnte. Als es so weit

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