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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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hattest, genauso wenig wie jetzt.« Er hob den Kopf. » Ehrlich gesagt«, schloss er, » ist mir das inzwischen auch egal.«
    Aishe merkte, dass sie genau wusste, was er als Nächstes sagen würde, und während ein Großteil ihrer Gedanken auf den Mir-doch-egal-Modus einschwenkten, spürte sie tief im Innern, wie eine kalte, harte Hand nach ihrem Herzen griff und zudrückte.
    » Ich verschwinde«, sagte Benedict. » Ich hab dieses würdelose Leben satt. Ich weiß nicht, ob ich mehr war, bevor all das hier losging, bin mir aber verdammt sicher, dass ich jetzt viel, viel weniger bin– und wenn ich nicht schnell etwas unternehme, bleibt wahrscheinlich gar nichts mehr von mir übrig.«
    Er schwieg kurz. Seine Wut war verraucht und hatte einer Gelassenheit Platz gemacht, in der zwar leichte Verlegenheit mitschwang, aber auch Entschiedenheit.
    » Tut mir leid, dass ich dir kündige«, sagte er. » Aber du findest sicher jemand anderen. Gulliver ist in seinem Lernpensum ziemlich weit, eine kurze Unterbrechung wird ihn nicht zurückwerfen.«
    Panik befiel Aishe, als sie Gullivers Namen hörte. Wie würde er sich fühlen, wenn man ihn ohne ein Wort einfach im Stich ließ? Er war immer noch ihr Junge, ihr Kind– wie würde er einen derartigen Verrat verkraften?
    » Du gehst aber doch nicht, ohne es ihm zu sagen?« Aishe merkte, dass ihr die Hände zitterten. » Ohne dich zu verabschieden?«
    » Tut mir leid.« Benedict wirkte aufrichtig unglücklich darüber. » Sag ihm, ich schreibe ihm und erkläre ihm alles. Sag ihm…« Er schien zu überlegen, was er sagen wollte. » Sag ihm, er hat wie ein King gespielt.«
    Was soll denn das jetzt wieder heißen?, fluchte Aishe innerlich. Was bedeutet dieser dämliche Ausdruck?
    Benedict entfernte sich. Er ging nicht schnell, aber in wenigen Sekunden würde er um die Ecke gebogen und verschwunden sein. Aishe spürte, wie ihre Panik alarmierend zunahm. Ihre Gedanken rasten, und sie durchforstete ihr Hirn nach irgendetwas, das sie ihm an den Kopf werfen konnte– ob als Angriff oder Verteidigung, wusste sie nicht.
    » Was ist mit Izzy?«, rief sie ihm nach. Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren schroff. » Lässt du sie auch fallen?«
    Er blieb nicht stehen, wurde nicht mal langsamer. Für einen Augenblick zogen sich seine Schultern zusammen, als hätte ihm jemand einen leichten Schlag in den Rücken versetzt, aber Aishe blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie er weiterging. Nach nicht mal einer Minute war er außer Sichtweite.
    » Wo zum Teufel warst du?«, zischte Mo, als Aishe auf ihren Platz glitt. Der zweite Teil des Konzerts lief bereits. Die Kinder spielten Lynyrd Skynyrds Free Bird. Aishe stellte fest, dass es von einem Mädchen gesungen wurde.
    Mo wies auf die leeren Sitze neben ihr. » Die beiden sind auch verschwunden, verdammt noch mal! Müssen wir ein vertrauliches Gespräch über weibliche Hygiene führen?«
    » Gut, dass sie eine Sängerin dafür haben«, sagte Aishe. » Eigentlich ist das eine Hymne auf schlechtes männliches Benehmen.«
    Mo sah sie prüfend an. » Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.
    » Ja klar«, sagte Aishe und fügte hinzu: » Ich frag mich, ob sie auch das Gitarrensolo draufhaben.«
    Sie wusste nicht, wie sie den restlichen Abend überstand. Sie fühlte sich ein bisschen wie in einem leeren Zug, der sie unaufhaltsam einem unbekannten Ziel entgegentransportierte– oder vielleicht auch nur ziellos immer weiter und weiter ratterte.
    Gulliver stand unter Strom– so sehr, dass er es zuließ, dass Aishe ihn kurz umarmte. Mo schüttelte ihm die Hand und Patrick klopfte ihm auf die Schulter.
    » Verdammt gut gemacht!«, sagte Patrick. » Wirklich verdammt gut gemacht!«
    » Danke«, erwiderte Gulliver und stand zum ersten Mal seit Beginn seiner Pubertät hoch aufgerichtet da. » Hab ich mir ein Bier verdient?«
    » Nein«, sagten Patrick und Aishe gleichzeitig.
    » Aber wir könnten Pizza essen gehen«, schlug Patrick vor. » Ich lad euch ein.«
    Mo sah auf ihre Uhr. » Ich sollte eigentlich nach Hause…« Doch dann rief sie aus: » Nein, zur Hölle mit ihm! Wenn er nicht mal einen Abend mit seinen eigenen Kindern durchsteht, verdammt noch mal, dann hat er eben Pech gehabt!«
    » Du könntest ihm eine SMS schicken«, schlug Aishe vor.
    » Ich will ihm aber keine schicken«, erklärte Mo. » Es wird ihm guttun, mal die grässliche Angst und Verzweiflung zu spüren, die einen überkommt, wenn man allein im Dunkeln mit einem

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