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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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schreienden Balg ist.«
    » Als Tom in Rosies Alter war, musste ich mal auf ihn aufpassen«, erzählte Patrick, während sie zum Parkplatz gingen. » Man hätte meinen können, Clare würde ihn mit einem Serienmörder allein lassen. Ich hatte eine Liste mit Instruktionen für jede erdenkliche Situation, die wichtigsten waren unterstrichen. Außerdem die Telefonnummern sämtlicher Notdienste inklusive Giftambulanz.«
    » Wie ist es gelaufen?«, fragte Mo.
    » Tom und ich hatten einen großartigen Abend«, antwortete Patrick. » Bis Clare nach Hause kam und mich auf der Couch sah, wo ich mit Tom auf dem Schoß einen Boxkampf im Fernsehen ansah und ein Bier trank. Sie behauptete, ich würde negative Rollenklischees verstärken. Ich hielt dagegen, Tom würde doch schlafen. Dann hielt sie mir zehn verschiedene Katastrophenszenarien vor Augen, inklusive Erdrücken im Schlaf und Konditionierung auf Alkoholmissbrauch im Kindesalter.«
    Sie blieben neben seinem Miet- BMW stehen. » Kommt schon«, sagte Patrick. » Retten wir die Erde und fahren mit nur einem Wagen. Auf dem Rückweg setze ich euch hier wieder ab.«
    Aishe saß mit Gulliver auf dem Rücksitz und ertrug seine Nähe kaum. Er war entspannt, glücklich und in Plauderlaune und lehnte sich ständig vor, hauptsächlich, um mit Patrick zu sprechen, aber auch mit Mo. Er gestand, wo er sich verspielt hatte, erging sich über Partien, die er gemeistert hatte, erzählte witzige Geschichten über seine Bandmitglieder und machte Anspielungen auf Mädchen– die, die er mochte, und die, die seiner Meinung nach ihn mochten.
    Patrick und Mo lachten und plauderten mit Gulliver wie mit ihresgleichen, mit ihren Freunden. Aber Aishe konnte Gulliver nicht so sehen, wie er war. Sie sah ihn immer noch als Kind vor sich: das Baby mit dem dichten Haarschopf, das so gut durchgeschlafen hatte; das Kleinkind, das sie nach dem Baden abgetrocknet und seine Pfirsichhaut geküsst hatte; den kleinen Jungen, der ihr triumphierend Blumen aus dem Nachbargarten brachte, auf ihren Schoß kletterte und sagte, er habe sie lieb, weil sie so schöne Haare hätte…
    Aishe stocherte in der Pizza herum, die sie bestellt hatte. Sie wusste nicht einmal, wohin sie gefahren waren und wo dieses Restaurant sich befand. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie im Wagen gesessen hatten. Das Rattern und Schwanken des unsichtbaren Zuges, in dem sie sich befand, hatte nicht nachgelassen, aber er schien auf irgendeinen Fluchtpunkt zuzurasen, an dem sie vielleicht endlich anhielten– oder gemeinsam verschwänden.
    Als Patrick ihren Namen sagte, wusste sie, dass dieser Punkt erreicht war. Die Art, wie er ihn sagte und wie er sie dabei ansah, als sie langsam den Kopf hob und ihre Blicke sich trafen, verrieten es.
    » Hör mal«, sagte er. » Ich weiß, du wirst mir nicht glauben, aber ich bin nicht hier, um zu vermitteln. Ich wollte mir wirklich nur diesen Weinkeller ansehen. Aber als ich Gulliver kennenlernte, mit ihm redete– da, tja…« Patrick verzog entschuldigend den Mund. » Ich sollte dich damit nicht so überfallen. Aber wenn ich dich unter vier Augen fragte, würdest du ›nein‹ sagen, das weiß ich. Außerdem finde ich, dass es nicht nur deine Entscheidung ist, sondern die der ganzen Familie– deine, Gullivers und– tja, auch aller anderen Familienmitglieder.«
    Aishe konnte Gulliver nicht in die Augen sehen, spürte aber seinen Blick auf ihr. Es herrschte atemlose Stille, als hätten alle die Luft angehalten– was, wie Aishe vermutete, wohl auch der Fall war.
    Patrick fuhr fort: » Ich hab mit Jenico geredet. Seine Töchter sind mittlerweile ausgezogen. Tyso ist zwar noch da, aber Jenico will ihn rauswerfen. Wie auch immer– in der Nähe gibt es eine gute Privatschule. Keine versnobte, sondern eine mit Schwerpunkt Kunst und Musik und so weiter. Die Familie, Jenico und ich– werden für das Schulgeld aufkommen. Gulliver kann bei Jenico wohnen und durch Jobben oder Straßenmusik etwas zu seinem Unterhalt beitragen. In den Ferien kommt er zu dir, wir zahlen ihm das Flugticket. Oder…«, Patrick zögerte kurz, » dir.«
    Jetzt war die Stille wie ein Vakuum.
    » Nein«, sagte Aishe.
    Gulliver gab einen Laut von sich, aber Patrick hob beschwichtigend die Hand.
    Dann sagte er: » Aishe, hör doch mal…«
    » Nein«, wiederholte sie. Mit knappen, ruckartigen Bewegungen schüttelte sie den Kopf,. » Nein.«
    » Der Junge will aber gehen«, sagte Patrick sanft. » Wenn du ihn hier zurückhältst…«
    Werde

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