Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
überwältigten ihn Sekunden später die Ereignisse. Keiner von beiden bekam mit, wer sie zu erreichen versuchte.
» Deine Knie zittern«, bemerkte Mo nach einer Weile.
Da Chads Kopf an ihrer Schulter lehnte, war seine Stimme gedämpft. » Wundert dich das?«
Das erneute Schrillen des Telefons ließ sie aufschrecken.
» Wenn das deine Mutter ist«, sagte Mo warnend, » dann werde ich ihr genau beschreiben, warum wir uns nicht früher melden konnten. Mit etwas Glück trifft sie bei der Vorstellung der besudelten Küche der Schlag.«
Chad streckte die Hand nach dem Telefonhörer aus.
» He! Sportsfreund! Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass du nicht mit deiner Mutter sprichst, während du in deiner Frau steckst.«
Chad grinste. » Wir haben vereinbart, ich würde nicht aufhören, wenn ich mit ihr spreche.« Er fuhr mit seiner freien Hand unter ihr Top. » Hallo?«
Dann runzelte er die Stirn. » Verzeihung, wer?«
Er legte den Hörer auf seine Schulter. » Darrells Freund. Ruft aus England an.«
Seine Frau fuhr sich mit der flachen Hand über die Kehle, aber Chad lächelte nur. » Ja, hier ist sie«, sagte er in den Hörer und gab ihn ihr.
Sie hatte keine Wahl. » Hallo?«
» Hi!« Anselo klang unsicher. » Äh, hör mal, wenn es gerade ungünstig ist…«
Chad war ihr jetzt mit beiden Händen unters Top gefahren und liebkoste ihren Hals. Trotz der Ablenkung erkannte Mo, dass am Telefon ein Mann mit ganz anderen Bedürfnissen war. Genauer gesagt: ein verzweifelter Mann.
Warum sonst würde er eine Frau anrufen, die über fünftausend Meilen entfernt wohnte und die er nur als winziges Gesicht und streitlustige Stimme auf einem Skype-Bildschirm kannte?
» Nein, ist schon gut. Warte mal kurz.«
Sie drückte die Stummschaltung und presste ihre Hand gegen die Brust ihres Mannes. » Komm schon, schieb ab.«
Chad liebkoste sie weiter. » Er kann doch später noch mal anrufen.«
» Er braucht jemanden zum Reden, das weiß ich.«
» Bist du jetzt eine transatlantische Seelsorgerin?«
» Komm schon. Bitte. Außerdem weißt du doch, dass du mindestens eine Stunde zum Nachladen brauchst. Bis dahin ist mein Hintern vollkommen taub.«
Chad hob die Hände. » Okay. Alles klar.«
Als er sich abrupt von ihr zurückzog, zuckte Mo zusammen.
» Tut mir leid«, sagte sie, während er seinen Reißverschluss schloss.
Aber er schnappte sich nur sein Bier und marschierte wortlos ins Wohnzimmer.
Mo fluchte leise und richtete sich rasch auf. Sie löste die Stummschaltung und bellte ins Telefon: » Alles klar! Was kann ich für dich tun?«
Schweigen war die Antwort. Dann sagte Anselo: » Es ist gerade ungünstig, oder?«
» Nein, ist schon gut«, wiederholte Mo. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. » Aber– mein Gott, bei euch ist grade mal vier Uhr früh! Was soll das?«
Anselo zögerte. » Ich wollte ganz sicher sein, dass Darrell schläft.«
» Also hat es was mit Darrell zu tun?«
» Scheiße.« Er atmete geräuschvoll aus. » Ich hätte nicht anrufen sollen.«
» Hast du jetzt aber«, stellte Mo herzlos fest. » Also, spuck’s aus– was ist los?«
» Hat, äh– hat Darrell dir in letzter Zeit was erzählt?«
Jetzt war Mo froh, dass zwischen ihm und ihrer Schamesröte fünftausend Meilen lagen.
» Was denn zum Beispiel?«
» Dass sie sich über irgendwas Sorgen macht?«
» Wie kommst du darauf, dass sie sich Sorgen macht?«
» Sie wirkt irgendwie– ich weiß nicht– distanziert und beunruhigt. So als ginge ihr etwas Wichtiges im Kopf herum. Wahrscheinlich ist das nur wieder meine übliche Paranoia«, fügte er hinzu, » aber… sie hat dir wirklich nichts erzählt?«
Mo verdrehte die Augen. Natürlich durfte sie Darrell nicht verraten, aber wenn sie den Ball nicht ganz schnell zurückschlug, konnte es noch die ganze Nacht so hin und her gehen.
» Okay, gehen wir doch mal von folgendem Punkt aus«, sagte sie. » Was würde Darrell als wichtig betrachten?«
Darauf trat eine lange Pause ein. » Ich weiß nicht. Mich vielleicht. Ob ich der Richtige bin.«
» Heiliger Strohsack!« Mo rümpfte die Nase. » Männer! Warum muss es immer nur um euch gehen?«
Anselo protestierte: » Was sollte es denn sonst sein?« Dann sagte er: » Scheiße. Du meinst doch nicht– dass sie irgendwie krank ist, oder so?«
Als Mo die Panik in seiner Stimme hörte, schmolz ihr Herz.
» Anselo«, sagte sie. » Hast du wirklich versucht, mit Darrell zu reden?«
» Ja, na klar! Ich frag sie ständig, wie es ihr geht. Aber
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