Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
sie aufgegeben und losgelassen.
Danach hatten sie einfach schweigend nebeneinander gelegen. Dann hatte Benedict einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen und in der anschließenden Hektik, sich anzuziehen, bevor Gulliver nach Hause kam, blieb nur noch Zeit , sich Sätze zuzurufen wie Schnell, schmeiß mir das mal rüber!
Heute war er wie üblich gerade rechtzeitig erschienen, bevor sie zu ihrem Kellnerjob aufbrach, aber es hatte keinen Moment ohne Gulliver gegeben. Und jetzt wurde Benedict gleich wieder bei Mo erwartet. Er war mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen und würde in einer knappen halben Stunde wieder hier eintrudeln. Dieses Mal jedoch wären sie förmlich umzingelt. Wenn sie sich nicht im Bad einschlossen, würden sie nicht ungestört reden können.
Aishe wusste ohnehin nicht genau, was sie ihm sagen wollte. Eigentlich hatte sie geplant, ihn mit sporadischem Sex zappeln zu lassen, von dem sie sich leicht distanzieren konnte. Aber nach gestern hatte sie das Gefühl, dass ihr Plan irgendwie fehlgeschlagen war.
Gerade jetzt jedoch wartete Mo auf eine Antwort. Aishe bezweifelte zwar, dass ihre Frage ernst gemeint war, hielt es aber für das Beste, so zu tun, als ob.
» Würde eure Ehe das überleben?«
» Wenn Chad eine Affäre hätte, sicherlich nicht!« Deprimiert zog Mo die Mundwinkel nach unten. » Scheiß drauf«, sagte sie. » Vermutlich könnte ich ein paar Bemerkungen machen, die ihn beunruhigen, aber selbst das könnte nach hinten losgehen. Möglicherweise würde er den armen Kerl zur Rede stellen. Oder noch schlimmer: darauf bestehen, ihn zu feuern!«
» Was genau«, fragte Aishe, » bezweckst du eigentlich?«
» Genau? Keine Ahnung«, gestand Mo. » Ich weiß es nicht. Ich will ihn einfach nur aus seiner Selbstzufriedenheit reißen. Wahrscheinlich will ich, dass er mich wieder zur Kenntnis nimmt.«
» Aber bei diesem Geschäftsessen hat er dich wahrgenommen«, sagte Aishe.
» Ja, vielen Dank für den Hinweis«, meinte Mo säuer-
lich.
» Also ist das doch eine erfolgversprechende Taktik, oder nicht?«
» Was? Mich volllaufen lassen und alle vor den Kopf stoßen?«
» Wenn du dabei bleibst, muss er etwas unternehmen.«
Mo lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. » Hmm. Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Wie in Wer hat Angst vor Virginia Woolf. Gegenseitiger Hass hält die Ehe aufrecht. Und natürlich die Saufgelage.«
» Das ist wahrscheinlich das äußerste Ende dessen, was du anstrebst«, sagte Aishe. » Obwohl Hass-Sex auch was für sich hat.«
» Gott, ja, findest du nicht?«, bestätigte Mo.
Aishe konnte ihr nicht in die Augen sehen.
Plötzlich richtete Mo sich auf. » Und was wäre mit der entgegengesetzten Strategie? Was, wenn ich die beste Ehefrau aller Zeiten würde?«
» Wie Marion aus Happy Days? Wie die Mutter der Brady-Family?«
» So ähnlich. Nein, ziemlich genau so. Bei Gott!«, sagte Mo und lächelte grimmig. » Das würde er ganz bestimmt zur Kenntnnis nehmen. Er würde Sitz machen wie ein Hund und bellen.«
» Und wie willst du das anstellen? Nicht bös gemeint.«
» Schon klar«, erwiderte Mo. » Und um deine Frage zu beantworten: Mein Plan ist, das Ganze nicht zu auffällig anzugehen, sondern stufenweise kleine, subtile Veränderungen vorzunehmen. Schritt für Schritt werde ich wie eine der Frauen von Stepford.«
» Hast du Phils Privatnummer?«, fragte Mo Chad.
Es war Samstagabend, und Harry und Rosie waren gerade ins Bett gebracht worden. Jetzt belud sie Chads Teller großzügig mit seinem Lieblingsgericht: Hühnchenpastete. Der Geruch des buttrigen Teigs und der cremigen Füllung ließ ihm schon das Wasser im Mund zusammenlaufen, sodass er abgelenkt war.
» Phil?« Chad saß am Tisch und kämpfte gegen den Impuls, sich Messer und Gabel zu schnappen und sie in die Höhe schießen zu lassen wie zwei Kampfflugzeuge, die bereit sind, sich auf ihr Zielobjekt zu stürzen. » Welcher Phil?«
» Phil aus der Arbeit.«
Chad unterbrach einen Moment seinen Versuch, den Teller mit Hühnchenpastete mit reiner Willenskraft zu seinem Platz zu bewegen. » Was willst du denn von Phil?«
» Von ihm gar nichts«, erwiderte Mo. » Ich möchte mit seiner Frau sprechen. Du weißt schon– wie hieß sie noch?«
» Du willst mit ihr sprechen, weißt aber nicht mal ihren Namen?«
Mo drehte sich um und sah ihn an. In der Hand hielt sie seinen Teller, von dem ein köstlicher Geruch aufstieg. Die Botschaft war eindeutig: Kooperiere oder sieh zu, wie dein
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