Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
sie behauptet, es ginge ihr gut!«
» Das sagt doch jeder, wenn man ihn fragt, wie es ihm geht. Diese Antwort haben wir mit der Muttermilch aufgesogen! Aber hast du ihr erzählt, wie besorgt du bist?«
» Eigentlich nicht«, sagte er nach kurzem Nachdenken. » Nicht… direkt.«
» Hör mal«, sagte Mo, » meistens reden wir nicht über das, was uns Sorgen macht, weil wir Angst haben. Ich glaube, wir befürchten, wenn wir unsere Ängste offen zugäben, würden sie irgendwie wahr werden.«
Jetzt trat eine so lange Pause ein, dass Mo sich schon fragte, ob die Verbindung unterbrochen war.
» Ich habe eine Riesenangst, sie zu verlieren«, erklärte er dann. » Und ich habe Angst, dass sie nach einem Weg sucht, wie sie mir sagen soll, dass ich abhauen kann. Ich glaube, das könnte ich nicht ertragen.«
» Rede mit ihr«, sagte Mo sanft. » Sei ehrlich. Das ist die einzige Möglichkeit.«
» Wie bei einem Pflaster? Ganz schnell, damit es weniger weh tut?«
» Zumindest wird das behauptet.«
Mo hörte, wie er tief ein- und wieder ausatmete. Dann sagte er: » Danke.«
» Ich würde sagen, dass es nichts zu danken gibt«, erwiderte sie. » Trotzdem, gern geschehen.«
Sie beendete das Gespräch und stand noch eine Weile an die Küchentheke gelehnt da. Seht mich an, dachte sie. Ich rate zu Ehrlichkeit, sehe aber bei mir keine andere Möglichkeit, mich wieder bei meinem Mann beliebt zu machen, als durch Hinterhalte und Manipulation.
Na schön, dachte sie. Jeder nach seiner Fasson. Aber mit welcher Masche bringe ich Chad jetzt dazu, dass er die Couch verlässt und auf Knien um mehr bettelt?
14
Aishe saß in Nicos Büro und versuchte ihren kleinen Anflug von Wollust zu unterdrücken, der sie immer in seiner Gegenwart überkam. Da Wollust und ihre Ursprünge unangenehm präsent waren, kam es ihr in den Sinn, dass ihre Leidenschaft für große, massige Männer tatsächlich mit Frank angefangen hatte. Davor hatte sie ganz definitv auf schlanke und muskulöse Männer gestanden. Franks Eindruck auf sie musste ihr Idealbild von einem Mann offenbar dramatisch verändert haben.
Eine leise Stimme wies sie darauf hin, dass es vielleicht weniger um physische Anziehung als eher um das Bedürfnis ging, sich wieder so zu fühlen wie in Franks Gegenwart. Doch die Stimme wurde rasch zum Schweigen gebracht.
» Also ja oder nein?«, fragte sie.
Nico stützte seine tätowierten Unterarme auf den Schreibtisch. » Darf ich fragen, warum du noch eine Schicht haben willst, Aishe?«
Fragen schon, dachte sie. Aber ich werde dir niemals erzählen, dass der wahre Grund dafür ist, dass ich mehr legitime Ausreden brauche, um diesem bleichgesichtigen Taugenichts aus dem Weg zu gehen.
Nach jenem ersten Nachmittag hatte Aishe höchstens fünfmal mit Benedict geschlafen. Aber für ihren Geschmack war das schon zu viel. Eigentlich hatte sie beabsichtigt, die volle Kontrolle darüber zu behalten, wann und wie oft sie ihn in ihr Bett ließ, aber irgendwie, jedes Mal, wenn sie allein waren und er anfing, sie zu küssen und zu berühren…
Verflixt und zugenäht! Aishe hatte bereits mehr als genug Zeit daran verschwendet, sich Vorwürfe zu machen. Wie zum Teufel konnte sie den Sex mit diesem kinnlosen Übergangs-Magneten tatsächlich genießen! Wie konnte er es wagen, genau zu wissen, wie er sie zum Winseln brachte, als wäre sie eine der besonders elenden und dummen Tölen des Tierheims? Wie konnte ein Jüngelchen wie der überhaupt so ausdauernd sein? Gut, er war neunundzwanzig, also kaum noch ein Junge. Dennoch– er sah einfach nur saftlos aus! Aishe hatte gedacht, sie könnte ihn auswringen und seine leere Hülle entsorgen. Wie sich zeigte, war jedoch sie diejenige, die danach in köstlicher Schlaffheit dalag, während er mit amüsierter Befriedigung auf sie herablächelte.
» Aishe?«
Sie wusste nicht, wie lange Nico schon auf eine Antwort wartete. » Peinliche Verschwendung von Hirnkapazität« wurde auf die Liste von Benedicts Vergehen gesetzt.
» Was ist so schlimm daran, noch eine Schicht zu wollen?«, fragte sie.
» Nichts«, antwortete Nico. » Aber wir haben jede Menge gute Mitarbeiter auf unserer Warteliste, und obwohl ich zugeben muss, dass sich dein Verhalten in letzter Zeit beträchtlich verbessert hat, möchte ich doch wissen, warum ich dich anderen Kandidaten vorziehen sollte.«
Weil sie scheiße sind, dachte Aishe prompt. Was aber leider keine kluge Antwort war.
» Die Tiere sind schon unruhig genug«, sagte sie. » Unter
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