Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
einzigen Freunde. Benedict war eisern geblieben und hörte sich zwar klaglos Mos Gejammer über Chad, Chads Mutter und Darrell an, weigerte sich jedoch weiterhin höflich, aber entschieden, über Aishe zu sprechen. Mo konnte das akzeptieren– dieser Junge war eben ein echter Gentleman. Viel frustrierender war dagegen der Umstand, dass er kein Wort über Izzy verlor. Mo wusste, dass sie sich schon getroffen hatten– er hatte ihr bereitwillig die Stadt und die nähere Umgebung gezeigt–, aber sie hatte keine Ahnung, ob es zwischen ihnen gefunkt hatte oder ob sie sich ein zweites Mal gesehen hatten.
Connie konnte ihr auch nicht weiterhelfen. Sie sagte, Becca interessiere sich nicht im Geringsten dafür, was ihre Nanny in ihrer Freizeit tat; tatsächlich fand sie die Vorstellung, ihr Kindermädchen könne ein eigenes Leben haben, sogar ein wenig abstoßend. Connie hatte auch noch nicht die Gelegenheit gehabt, Izzy persönlich zu sprechen. Und Benedict zu fragen, war ausgeschlossen, weil dann offensichtlich gewesen wäre, dass er verkuppelt worden war.
Die ganze Situation war in höchstem Maße unbefriedigend. Das einzig Gute daran ist, dachte Mo, dass ich wahrheitsgemäß Ahnungslosigkeit vorschützen kann, wenn Aishe mich mit Fragen löchert. Eine Schande! Es macht viel mehr Spaß, andere Leute durcheinanderzubringen.
» Anscheinend«, sagte Aishe gerade, » spielt er in einer Bluesband, die einmal die Woche in einer Bar in San Anselmo auftritt. Hättest du Lust, mal hinzugehen?«
Mo vermerkte im Stillen, dass sie ›anscheinend‹ gesagt hatte. Hieß das, Aishe und Benedict hatten nicht mehr so engen Kontakt? War ihr Plan, sie auseinanderzubringen, bereits erfolgreich gewesen? Wenn ja, war das doppelt frustrierend, denn der Extrabonus bei solchen ausgeklügelten Plänen war eine ordentliche Portion Schadenfreude, in deren Genuss man jedoch nicht kam, wenn alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.
» Ich steh zwar nicht besonders auf Blues«, sagte Mo, » aber Ausgehen wäre mal wieder schön. Außerdem haben wir es nie geschafft, zusammen was trinken zu gehen.«
» Nein…«
Aishe starrte ins Leere. Mo hätte liebend gern gewusst, woran sie jetzt dachte.
» Ich kenne jemanden, der vielleicht auch gerne mitkommen würde«, sagte sie. » Hättest du was dagegen?«
Mit hochgezogener Augenbraue richtete sich Aishes Blick wieder auf sie. » Im Ernst?«
» Nicht wie du denkst«, sagte Mo. » Es ist eine ›Sie‹.«
» Das muss nichts heißen«, erwiderte Aishe. Sie verzog das Gesicht. » Aber doch keine aus deiner Krabbelgruppe, oder?«
» Nein, noch schlimmer«, erklärte Mo. » Eine der Frauen von Chads Kollegen.«
» Eine von diesen verschrumpelten Harpyien bei deinem Besäufnis? Ich dachte, die hätten dich für aussätzig erklärt!«
» Eine nicht!«, erklärte Mo strahlend. » Allerdings weiß ich nicht, ob sie Bluesfan ist. Aber sie hat bereits gezeigt, dass sie immer für eine Überraschung gut ist. Wann wolltest du denn dahin?« Dann ließ sie sich auf ihrem Stuhl zurücksacken. » Wieso frag ich eigentlich? Solange Gulliver auf die Kinder aufpasst, kann ich immer.«
» Und, wie war das mit den Mädchen?«
Benedict sah Gulliver erstaunt an. Der Junge schien völlig in sein Matheprogramm auf dem Computer vertieft. » Wann?«, fragte er vorsichtig.
Gulliver klickte mit der Maus. » Auf der Schule.«
» In meiner Schule gab es keine Mädchen. Nur Jungen.«
» Genau das meine ich ja. Was hast du gemacht? Musstest du warten, bis du von der Schule bist?«
» Alles klar«, sagte Benedict nickend. » Jetzt weiß ich, worauf du hinauswillst. Aber ich muss dich warnen, dass es mir viel zu peinlich ist, ins Detail zu gehen.«
Gullivers Blick glitt kurz zu ihm. » Memme.«
» Allerdings«, sagte Benedict.
» Wenn es an deiner Schule keine Mädchen gab, wie hast du dann welche kennengelernt?«
» Auf die übliche Art«, erwiderte Benedict. » Ein paar Klassenkameraden hatten Schwestern und die hatten wiederum Freundinnen. Außerdem gab es in der Nähe eine Mädchenschule. Wir hatten wirklich reichlich Möglichkeiten.«
» Also hattest du damals viele Freundinnen?«
» In der sechsten Klasse bin ich mit Emma Mowbray zum Schulball gegangen«, erzählte Benedict. » Mehr wirst du von mir nicht erfahren. Konzentrier dich auf deine Rechnung.«
» Mum sagt, englische Internate wären Brutstätten für Päderasten«, verkündete Gulliver. » Ich hab nachgeschlagen, was das heißt. Stimmt
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