Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
das?«
» Der Wortschatz deiner Mutter ist verdammt groß– wesentlich größer als ihr Sinn für Anstand«, erwiderte Benedict. » Nein, natürlich stimmt das nicht! Ich glaube, Frauen wie deine Mutter treiben mehr Männer zu heimlichem Analverkehr als englische Internate!« Er riss sich zusammen. » Tut mir leid. Das war sehr geschmacklos.«
Aber Gulliver schien es gar nicht bemerkt zu haben. Er klickte noch einmal mit seiner Maus und stieß triumphierend di e Faust in die Luft. » Ja! Hundert Prozent! Wie ein King!«
Dann fragte er: » Willst du mit meiner Mutter schlafen?«
Benedict war sprachlos. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor.
Gulliver fragte hartnäckig nach: » Oder bist du hinter Izzy her?«
Zwei flammend rote Flecken erschienen auf Benedicts Wangen. » Darüber werde ich nicht mit dir sprechen!«, protestierte er schwach. » Das wäre vollkommen unangemessen!«
» Sie ist meine Mutter«, widersprach Gulliver. » Also habe ich doch wohl ein Recht darauf, es zu wissen.«
Darauf trat kurzes Schweigen ein.
» Hast du sie darauf angesprochen?«
» Na klar!«, schnaubte Gulliver. » Ich bin ja lebensmüde.«
» Aber mich stellst du einfach zur Rede?«, versuchte Benedict sich zu wehren.
Gulliver warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu. » Ist ja nur ’ne Frage«, sagte er.
» Dann rede ich lieber über die Mädchen während meiner Schulzeit«, sagte Benedict nach kurzem Schweigen. » Sogar über Emma Mowbray, die mich wahrscheinlich fürs Leben gezeichnet hat.«
» Ja?«, fragte Gulliver fasziniert. » Was hat sie denn gemacht?«
» Sie– nun, sie packte mich beim Tanzen. Und drückte zu.«
» Aua. Hast du gequiekt wie ein Mädchen?«
» Nein, hab ich nicht. Aber nur, weil ich vor Schock wie erstarrt war.«
» Ich glaube, sie wollte dir damit etwas sagen.«
Benedict runzelte die Stirn. » Du, junger Mann, bist erschreckend weit für dein Alter. Ja, sie wollte mir etwas sagen. Und in der Rückschau war die Botschaft eindeutig.«
» In der Rückschau!« Gulliver starrte ihn ungläubig an. » Sag nicht, du hättest nichts unternommen!«
» Im Gegensatz zu dir, wie mir scheint«, sagte Benedict mit übertriebener Würde, » war ich ein Spätentwickler. Sobald das Stück aus war, reichte ich Emma an Adrian Finch-Howden weiter, der in jeder Hinsicht besser gerüstet war, um es mit ihr aufzunehmen. Und ich bin in meinen Schlafsaal zurückgegangen, allein und, offen gestanden, ziemlich erleichtert.«
» Forever alone«, stimmte Gulliver an. Dann schüttelte er langsam den Kopf. » Mit den Worten von Buzz Lightyear: ›Du bist ein trauriger, komischer kleiner Mann.‹ Übrigens«, fügte er hinzu, » kommt Mum heute Abend mit zur Musikschule.«
» Was?« Benedict fuhr auf. » Warum denn das, um Himmels willen?«
» Weil sie noch nie da war«, erwiderte Gulliver achselzuckend. » Ich dachte, es würde sie interessieren. Ich hab Eddie gefragt, der war einverstanden.«
Benedict starrte Gulliver durchdringend an, doch der Blick des Jungen blieb auf den Monitor gerichtet.
» Izzy kommt auch«, sagte Benedict.
» Dann kannst du sie Mum vorstellen.«
Gulliver stach mit dem Zeigefinger auf eine Taste. » Modul zehn: geschafft!«, verkündete er. » Ohne Hilfe!«
22
Ich weiß nicht, wie oft ich es ihr noch sagen soll, dachte Mo, und auf welche Art. Sie will es einfach nicht verstehen! Redestrom.
» Virginia«, sagte sie so entschieden, dass der ihrer Schwiegermutter abbrach. » Chad wird noch weitere zwei Wochen niemanden aus dem Kreis seiner Freunde und Familie zurückrufen. Nicht dich. Nicht Lowell. Nicht mal mich.«
» Aber ich habe eine Nachricht in seinem Büro hinterlassen!«
» Dort wird sie auch bleiben. Unbeantwortet. Für weitere zwei Wochen.«
» Aber«, beharrte Virginia, » wenn er zur Arbeit geht, muss er doch erreichbar sein.«
» Nicht für uns.«
» Aber ich muss ihn sprechen.«
Selbst vom anderen Ende des Landes her hörte Mo, wie unglücklich ihre Schwiegermutter war.
Willkommen im Klub, dachte sie, bereute ihre unnötige Herzlosigkeit jedoch sofort. Nur weil ich sauer auf Chad und seinen unglaublichen Sturkopf bin, sollte ich das nicht an seiner Mutter auslassen. Zugegeben, sie hat ihn aufgezogen, aber andererseits kann ich nicht garantieren, wie meine eigenen Kinder werden.
» Kann ich dir denn irgendwie helfen?«, fragte Mo.
» Oh!«
Das Angebot schien Virginia zu verblüffen. Kein Wunder, dachte Mo. Bislang habe ich mich als Schwiegertochter
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