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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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Einzige, die pöbeln darf.«
    » Ja, ja«, winkte Gulliver strahlend ab. » Unglaublich! So will ich auch fischen!« Er stieß seine Faust in die Luft. » Wie ein King!«
    In ihrem strahlenden, aufgeregten Sohn erhaschte Aishe einen flüchtigen Eindruck von beiden– dem jungen Mann von heute und dem Kind von einst. Ein geradezu überwältigendes Gefühl nahm ihr die Luft. Er ist der einzige Grund, warum ich das alles mache, dachte sie. Ich muss ihn beschützen. Ich muss uns beschützen, das, was wir haben. Deshalb müssen alle Bedrohungen ausgeschaltet werden. Ausnahmslos.
    » Wieso darf Benedict in der Musikschule zuschauen?«, fragte sie. » Ich dachte, für Eltern ist da nicht genug Platz?«
    » Benedict spielt mit dem Typen, der die Schule leitet, in einer Band«, erklärte Gulliver. » Du weißt schon, Eddie.«
    » Dieser ältere Kerl über fünzig? Mit Pork-Pie-Hut?«
    » Genau. Er und Benedict spielen in einer Bluescombo. Ich glaube, sie treten regelmäßig in San Anselmo oder so auf.« Blinzelnd sah Gulliver in den Himmel, als ein anderer Vogel über sie hinwegflog, aber es war nur ein Eichelhäher. » Benedict hilft manchmal in der Schule aus«, fuhr er fort. » Wenn Lehrer knapp sind. So bin ich auch reingekommen. Eddie war ihm einen Gefallen schuldig.«
    » Über einen Gefallen? Das hast du doch nicht nötig!« Aishe sträubte sich schon wieder das Fell. » Du bist doch wirklich gut!«
    Gulliver nickte. » Danke. Aber andere auch. Es gibt eine Warteliste. Benedict hat mich weiter nach oben befördert.«
    » Hmpf.« Aishe musste zugeben, dass das ziemlich nett von Benedict gewesen war.
    » Spielt diese Izzy auch irgendwas?«, fragte sie kurz darauf.
    » Sie singt«, antwortete Gulliver.
    Aishe hörte an seinem Tonfall, dass Izzy, wer zum Teufel sie auch immer sein mochte, gut sang.
    » Sie ist also eine musikalische Nanny«, sagte Aishe. » Habt ihr schon ›Mary Poppins‹ gesungen? Chim Chim Cheree ?«
    Gulliver verdrehte die Augen. » Klar, den Jux haben wir uns schon gemacht«, sagte er. » Benedict hat das miese Cockney von Dick Van Dyke super drauf.«
    » Woher willst du denn wissen, dass es mies ist?«, fragte Aishe. In ihrem Kopf flackerte das Wort ›wir‹ wie eine defekte Neonwerbung. » Wann hast du denn je richtiges Cockney gehört? Vergiss nicht, ich stamme aus Nordlondon. Das macht schon einen Unterschied.«
    » Ich hab ein paar Filme mit Bob Hoskins gesehen«, erwiderte er. » Und ein paar Folgen von Eastenders.« Er sah seine Mutter von der Seite an. » Willst du mal zur Musikschule kommen?«
    Aishes Stolz verbot ihr, ehrlich zu antworten. » Ich will ja keinem musikalisch in die Quere kommen.«
    » Wir könnten dir ein Tamburin geben«, sagte Gulliver, ohne die Miene zu verziehen. » Nicht mal du könntest damit was versauen.«
    Aishe fuhr drohend zu ihm herum, sah aber dann, dass ihr Sohn sie angrinste.
    » You mad?«, fragte er in dem hohen, schmeichelnden Tonfall, in dem er und Benedict sich immer über Troll-Meme unterhielten.
    » Pass bloß auf«, sagte sie, » sonst tauche ich tatsächlich auf, und zwar in meinem Minikleid aus Goldlatex, mit dem ich mich in den Neunzigern in Discos herumgetrieben habe.«
    » Und wenn schon«, erwiderte Gulliver achselzuckend. » Aber dann mach dich darauf gefasst, dass Eddie dir nach Hause folgt. Wahrscheinlich auf Knien.«
    » Eine erschreckende Vorstellung«, sagte Aishe. » Umso erschreckender, als es aus deinem Munde kommt. Du bist vierzehn!«
    » Ja, genau«, bestätigte Gulliver. » Kein Kind mehr.«

21
    Mo war auf der Hut. Aishe hatte das Gespräch geschickt auf Benedict gelenkt, und Mo hatte den starken Verdacht, dass es von Benedict zu Izzy nur ein kleiner Schritt sein würde.
    Unter normalen Umständen hätte Mo die Gelegenheit ausgekostet, vollkommen aufrichtig zu sein. Sie hatte keine Angst vor Auseinandersetzungen, nicht mal mit Aishe. Im Gegenteil, je besser der Gegner, desto bereitwilliger brach Mo einen Streit vom Zaun. Aber mit jedem Tag, den Chad verschwunden blieb, schwand auch ihre Energie. Sie fühlte sich einsam, schlapp und missmutig. Obwohl es ihr wie eine Ewigkeit vorkam, war Chad nicht mal zwei Wochen weg– nicht mal die Hälfte der ausgemachten Zeit. Mo wollte gar nicht daran denken, in welchem Zustand sie erst am Ende der Frist wäre. Jetzt fehlte ihr sowohl die Energie, einen Streit anzufangen, als auch der Mut, Aishe zu vergraulen. Nachdem Darrell sie aus ihrem Leben verbannt hatte, waren Connie und Aishe ihre

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