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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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festzuhalten?
    Seltsamerweise haben sie mir nicht einmal meinen Schlüsselbund abgenommen. Sie sind wohl nicht davon ausgegangen, dass mir die Schlüssel in meiner misslichen Lage irgendwie von Nutzen sein könnten.
    Ich ging zur Tür. Kniete mich hin. Das Schloss musste mehrere hundert Jahre alt sein. So sah es jedenfalls aus. Das Schlüsselloch war so groß, dass ich den Finger hineinstecken konnte.
    Ich sah nach draußen, konnte aber nur die Wände des davorliegenden Gangs erkennen.
    An meinem Schlüsselbund hingen fast nur kleine, schmale Schlüssel von Zylinderschlössern. Aber ich hatte auch einen Bartschlüssel von einem Kellerverschlag im Historischen Museum in Oslo bei mir. Mit klopfendem Herzen schob ich den Schlüssel ins Schlüsselloch.
    Keine Chance.
    Das Schlüsselloch wirkte mit meinem Schlüssel darin groß wie ein Hangar. Der Schlüssel griff nicht, nichts passte oder ließ sich drehen, er war einfach zu klein.
    Ich brauchte etwas Größeres. Ich drehte mich um und ließ meinen Blick durch die spartanische Zelle schweifen. Konnte ich hier irgendetwas nutzen? Mein Blick fiel auf das Kruzifix.
    VIII
    Man sollte Respekt vor religiösen Symbolen haben. Aber auch vor der Freiheit des Individuums.
    Ich bin sicher, dass Jesus Verständnis für mein blasphemisches Tun gehabt hätte. Ich nahm das Kruzifix von der Wand und brach vorsichtig die Jesusfigur ab, die an das Silberkreuz geleimt war. Ohne das Kreuz sah Jesus gar nicht mehr so leidend aus. Ein bisschen sah er aus wie ein Fischer, der zu zeigen versuchte, wie groß der Lachs war, den er gefangen hatte. Ich legte die Figur auf die Bibel auf dem Nachtschränkchen, ging mit dem Silberkreuz zur Tür und kniete mich hin. Als Ganzes war das Kreuz zu groß, um als Dietrich herzuhalten, aber es gelang mir, die Querstrebe abzubrechen. Ich schob die Spitze des Silberstabes in den Türspalt und begann zu hebeln. Mit kurzen, vorsichtigen Bewegungen gelang es mir, das Silber zu einem einfachen hakenförmigen Dietrich zu biegen. Gespannt schob ich den Haken in das Schloss. Erst kratzte er nur an der Innenwand des Schlosses herum, doch dann spürte ich einen nachgebenden Widerstand. Ich drückte fest zu. Knirschend gab etwas nach, etwas im Schloss bewegte sich, doch dann rutschte der Dietrich mit einem lauten Klacken ab. Ich hielt die Luft an. Hatte jemand etwas gehört? Nach einer Minute unternahm ich den nächsten Versuch. Ich umklammerte den Stab mit aller Kraft und drehte ihn herum. Die Haut meiner Handfläche brannte, als sich der primitive Schlossmechanismus zur Wehr setzte. Doch dann gab er plötzlich nach, und der Riegel schnalzte zurück.
    Wieder blieb ich sitzen und wartete auf das Geräusch von sich eilig nähernden Schritten.
    Dann legte ich die Hand auf die Klinke, drückte sie nach unten und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Draußen war niemand zu sehen.
    Ich schlüpfte in den halbdunklen Gang hinaus und lief in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Wenn ich zurück in die Garage fand, konnte ich mich hinter einem Auto oder den Mülltonnen verstecken und dann nach draußen fliehen. Das war auf jeden Fall mein Plan. Aber würde ich den Weg durch das Labyrinth von Gängen und Treppen finden? Am Ende des Gangs kam ich zu einer Treppe, die nach oben in eine Halle führte, von der drei Flure abzweigten. Ich wusste nicht mehr, wohin ich musste, entschied mich für den rechten Flur, machte aber auf dem Absatz kehrt, als ich Stimmen hörte. Ich rannte zurück in die Halle und nahm den mittleren Flur. Er führte zu weiteren Türen, die alle verschlossen waren. Zurück in die Halle. Wieder waren Stimmen und Rufe zu hören. Hatten sie meine Flucht bemerkt? Am Ende des linken Korridors sah ich Menschen. Mir blieb keine andere Wahl, als wieder nach unten in den Keller zu laufen. Aber wohin dann? Ich rannte an meiner Zelle vorbei zur Tür am Ende des Gangs. Plötzlich wurde mir bewusst, dass dies vermutlich die Tür war, die von dem Schweizergardisten bewacht wurde, sodass ich einen Abzweig nach rechts nahm, der über eine weitere Treppe nach oben führte. Er führte zu einer Tür, die endlich einmal nicht verschlossen war. Ich öffnete sie vorsichtig. Und erstarrte.

Morettis Geschichte (V)
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    ZWISCHENSPIEL:
DAS VERSCHWUNDENE BUCH
MÖNCHSKLOSTER MONTECASETTO
DONNERSTAGABEND
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    P apa? Werden die uns umbringen?, flüstert Silvio.
    Lorenzo sieht von dem Bogen Papier auf, mit dem er sich die

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