Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Stelle, wo sie eigentlich sein sollte.
Ich brauche aber genau dieses Buch, um den Code knacken zu können, sagt Lorenzo.
Sie begeben sich gemeinsam mit einer Reihe Hilfsbibliothekare auf die Suche. Mehrere Stunden durchkämmen sie alle Regalreihen. Morsche Buchrücken. Gotische, vergoldete Lettern. Ledereinbände. Vom Boden bis unter die Decke. Meter um Meter.
Plötzlich hören sie Nicola irgendwo aus einem dunklen Winkel der Bibliothek rufen. Lorenzo und die anderen eilen zu ihm. Nicola hat die Abteilung für Weissagungen und Prophezeiungen gefunden, nicht unter Ketzerische Prophezeiungen , wo sie ursprünglich einsortiert war, sondern unter Religiöse Visionen . Eine skandalöse Platzierung, wenn man Nicola glauben darf.
Die anderen sammeln sich hinter ihm. Eifrig sucht er weiter nach Nostradamus’ Schriften. Und bleibt wie angewurzelt stehen.
Die Nostradamus-Sammlung ist weg. Eine meterlange Lücke klafft schwarz und leer in der Reihe alter Buchrücken.
Über 170 Milliarden Galaxien soll es im Universum geben, von kleinen mit nur zehn Millionen Sternen bis hin zu riesigen Galaxien mit hundert Billionen Sternen.
100000000000000 Sterne. In ein und derselben Galaxie.
Und ungefähr 170 Milliarden Galaxien …
Nicht weiter verwunderlich, dass man da schon mal ins Grübeln kommt, ob es einen Gott gibt, der die schwindelerregende Leere zwischen den Galaxien, Sternen und Planeten füllt. Die einen meinen, Gott wäre eine Kraft, die die Unendlichkeit des Universums zusammenhält. Andere glauben, dass Gott ganz woanders sei.
Nächste Seite: Gegen Ende des Mittelalters symbolisieren in Teilen Europas ein dreiblättriges Kleeblatt und ein Dreieck die heilige Dreifaltigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Die Jagd auf Gott
Stanford University
Palo Alto bei San Francisco
Kalifornien
1999–2012
Ist Gott tot?
TIME-MAGAZIN (TITELSEITE)
8. APRIL 1966
Gott ist tot.
FRIEDRICH NIETZSCHE
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA
1883
1
1999
»Gott ist nicht im Himmel, nicht in der Kirche, nicht in der Natur um uns herum. Gott ist irgendwo. Aber wo?«
Professor William Blackmore schaute in den halb vollen Vorlesungssaal und sah verschlafene, gleichgültige Gesichter. Die meisten Studenten wählten sein Fach, weil ihm der Ruf vorauseilte, kontrovers und exzentrisch zu sein. Einige, weil sie irrigerweise glaubten, bei ihm wären leicht gute Zensuren zu holen.
»Im Herzen?«, schlug ein Student vor.
Er suchte den Blick des jungen Mannes. Konnte nicht ausmachen, ob er es ernst meinte.
»Nein. Das Herz ist ein Muskel. Wo finden wir Gott?«
»In der Seele?«, sagte eine Studentin.
»In dem Maße, wie wir Seele und Bewusstsein gleichsetzen, aber wer weiß schon, was die Seele ist? Die anderen? Wo finden wir Gott?«
Leere Blicke.
Professor Blackmore tippte sich mit der Fingerspitze an die Stirn.
» Hier . Im menschlichen Gehirn.«
Obgleich er die Behauptung als Provokation in den Raum warf, kamen kaum Reaktionen. Der eine oder andere hob die Augenbraue. Ein Kerl mit dünnem Bart gähnte.
»Wo sonst?«, sagte eine junge Frau mit rötlichem Haar.
»Sie haben vollkommen recht«, sagte Blackmore mit einem Anflug von Enthusiasmus. » Wo sonst? Jede abstrakte Idee – und eine Gottheit ist trotz allem eine abstrakte Idee – ist ein Ergebnis der Reflexionen des denkenden Menschen. Und komplexere Gottheiten und Religionen sind das Ergebnis der gesammelten Reflexionen vieler Tausender Menschen. Die Bibel ist ein Meisterwerk! Und das sage ich als Atheist. Die Bibel ist eine literarische Spitzenleistung und eine theologische Schatzkammer. Denken Sie nur daran … Über mehr als tausend Jahre wurde die Vorstellung von Gott – und der gesamten komplexen Theologie, die dem Gottesglauben zugrunde liegt – kultiviert und veredelt. Tausend Jahre, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Die klügsten Köpfe. Die größten Denker. Die eloquentesten Erzähler. Zusammen haben sie die Bibel erschaffen. Gefolgt von einer ganzen Völkerwanderung an Theologen. Die sie gedeutet, den alten Texten einen neuen Klangboden gegeben haben. Ein neues Verständnis. Neue Antworten. Die Gläubigen würden sicher sagen, dass der ganze Prozess vom Heiligen Geist gesegnet war. Dass …«
»Was hat all das mit Gott zu tun?«, fragte der junge Mann mit dem Bart. »Die Bibel ist ein Buch.«
»Für viele Menschen ist die Bibel weit mehr als ein Buch. Aber ich will Ihnen trotzdem antworten. So wie die Bibel und die Religion ein Produkt kollektiver
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