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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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hervor.
    »Das Kloster ist verlassen«, sagte der Offizier, noch immer an Nick Carver gerichtet. »Wir haben die Durchsuchung noch nicht abgeschlossen, aber es deutet nichts darauf hin, dass noch jemand hier ist.«
    »Solutio Sanctorum« , murmelte Nick Carver.
    »Was?«, fragte Angelica fast schon hysterisch.
    »Ein Begriff aus dem frühen Mittelalter«, erklärte Nick. » Solutio Sanctorum bedeutet in etwa ›Auflösung heiliger Dinge‹. Wenn ein Kloster oder eine Glaubensgemeinschaft sich durch einen mächtigen Feind in seiner Existenz bedroht sah, verschwanden sie einfach von der Erdoberfläche. Jeder – vom Abt bis zum einfachen Mönch – verließ das Kloster oder seinen Tempel und tauchte in irgendeiner Stadt unter. Eine Flucht, gleichzeitig aber auch eine heilige Handlung.«
    »Und die Geiseln?«, fragte ich.
    Der Offizier sah von mir zu Angelica.
    Angelica fasste sich an den Mund. »Oh Gott …«
    »Nein, verstehen Sie das nicht falsch«, sagte der Offizier. »Wir haben sie nur noch nicht gefunden. Hier sind sie jedenfalls nicht.«

Morettis Geschichte (IX)
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    ZWISCHENSPIEL: DIE FLUCHT
TOSKANA
FREITAGMORGEN
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    Die Reflexion im Seitenspiegel blendet Lorenzo. Sie fahren seit dem Morgengrauen. Niemand hat ihm gesagt, wohin. Es hat fast den Anschein, als führe der Mönch, der am Steuer sitzt, aufs Geratewohl. Vielleicht um seine Verfolger zu verwirren. Wenn es denn überhaupt Verfolger gibt. Was er sehr hofft.
    Lorenzo blickt immer wieder zu Bartholomäus. Er wartet auf ein Zwinkern, ein Lächeln, ein Zeichen, dass Bartholomäus alles unter Kontrolle hat. Was ist mit seinem Plan, ihnen zur Flucht zu verhelfen? Etwas muss geschehen sein. Etwas Unerwartetes. Er hofft, dass Bartholomäus einen neuen Plan hat.
    *
    Francesco hatte die Nostradamus-Sammlung genau da versteckt, wo Lorenzo es vermutet hatte. Als sie in die Lücke zwischen den Büchern des Index Librorum Prohibitorum in der Klosterbibliothek geschaut hatten, waren die Werke von Nostradamus nicht zu übersehen gewesen.
    Francesco hatte die ganze Sammlung in einem Anflug von Wahn oder ketzerischem Spott hinter den verbotenen Büchern versteckt.
    *
    Auf seinem Schoß liegt Les Prophéties , verlegt von Macé Bonhomme, Lyon, 2. Ausgabe 1555. Er starrt lange auf die Reihe der Buchstaben, die den Namen eines Buchdruckers bildet:
    MBOMAOMDCNMLEHEV C3443
    Ein Transpositionscode: Macé Bonhomme 1555. Nur der letzte Teil steht noch aus.
    C3443
    Er hat endlich alles verstanden. Wie einfach es ist, wenn man erst die Logik hinter allem verstanden hat.
    Das C in C3443 ist die römische Zahl für 100. Wie in englisch century – Jahrhundert. Nostradamus hat seine Prophezeiungen in Hundertergruppen eingeteilt. Centurien .
    Die erste Drei in C3443 bedeutet also Centurie drei.
    Die erste Vier steht für die Strophe vier.
    Die zweite Vier für Zeile vier.
    Die letzte Drei bedeutet Wort drei.
    Er schlägt die richtige Seite des Buchs auf, findet Wort drei in Zeile vier der vierten Strophe – und muss lachen.

    Das Schlüsselwort lautet: oracle .
    Das Orakel.
    *
    Sie sitzen in einem Kleinbus mit getönten Scheiben. Hinten, wo die Mönche Lorenzo und Silvio platziert haben, ist eine Art Sitzgruppe mit einem Tisch in der Mitte. Darauf liegen die Blätter mit den diversen Codes und das Vigenère-Quadrat. Lorenzo tut so, als wäre er höchst konzentriert und könnte den Code im Laufe der nächsten Minuten knacken. Wenn er nur genug Ruhe bekommt, um sich zu konzentrieren. Aber er will nicht zeigen, wie weit er tatsächlich gekommen ist. Nicht, bevor er dazu gezwungen wird.
    Silvio lehnt die Stirn an die Scheibe und sieht nach draußen. Aber er scheint die Landschaft nicht wirklich wahrzunehmen. Ein Speichelfaden hängt aus seinem Mund. Lorenzo macht sich Sorgen um ihn. Er sieht nicht gesund aus.
    Sie sind irgendwo an der Ostküste. Die Meeresoberfläche ist still. Einladend. Am Strand stehen Sonnenschirme. Boote mit gestrafften Segeln. Sie haben L’Aquila passiert, Teramo und San Benedetto del Tronto. Sie fahren also in die richtige Himmelsrichtung. Nach Norden. Wissen sie, wohin sie müssen? Ist das Ganze ein Spiel? Oder raten sie einfach? Draco sieht immer wieder zum Himmel. Nach was hält er Ausschau? Sucht er nach einem Helikopter? Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Es musste doch Verfolger geben. Warum sollten sie sonst aus dem Kloster geflohen sein?
    Als sie über die Steintreppe nach unten

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