Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Stunden.«
»Haben Sie ihnen von Bernardo erzählt?«, fragte ich Angelica.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte erst wissen, was Sie dazu meinen.«
»Bernardo?«, fragte Nick Carver.
»Sein voller Name ist Bernardo Caccini.« Ich sah zum vatikanischen Chefkonservator Fabrizio Biniscotti hinüber. »Sie kennen ihn vielleicht?«
»Natürlich. Der Chefbibliothekar der Biblioteca Medicea Laurenziana«, sagte Biniscotti.
»Sie müssen ihn so schnell wie möglich herholen!«, sagte ich.
II
»Montecasetto!«
An der schwarzen Plasmawand leuchtete auf einer riesigen Italienkarte ein roter Fleck auf. Angelica und ich saßen in der Einsatzzentrale, dem Command Control Center, der Ambruzzia-Basis. Bei uns waren Nick Carver, William Blackmore, Chefkonservator Fabrizio Biniscotti und eine Gruppe Männer und Frauen, die Nick operatives nannte. Nick selbst stand an einer Konsole und zoomte eine verlassene Gebirgsregion im Nordosten Roms heran.
»Montecasetto ist das Kloster des Mönchsordens Vicarius Filii Dei«, sagte er. Die Karte verwandelte sich in eine Satellitenaufnahme. Die Klosteranlage war nach außen hin von einer hohen Mauer umgeben. Innerhalb lagen Sportplätze und militärische Exerzierplätze. Ein Wallgraben und eine innere Mauer umschlossen das eigentliche Klostergebäude und die beiden großen Burghöfe.
»Seit mehr als fünfhundert Jahren dient Montecasetto als Hauptquartier eines Ordens von Kriegermönchen: Vicarius Filii Dei«, fuhr Nick Carver fort. »Da das Kloster so abgelegen ist, hat es weder eine lokale noch touristische Bedeutung. Die Bevölkerung des nächstgelegenen Dorfs hält es für ein Benediktinerkloster. Unbefugte haben dort nie Zutritt erhalten. Die ältesten Teile des Klosters sind auf einem alten heidnischen Kultplatz errichtet worden. Ende des 6. Jahrhunderts etablierte sich dort der Benediktinerorden. Das Skriptorium und die Bibliothek des Klosters beherbergten damals viele tausend Kodizes, bebilderte Pergamente und Schriftrollen. 1349 wurden Teile des Klosters durch ein Erdbeben zerstört. Im 16. Jahrhundert übernahmen erst die Jesuiten und dann die Vicarius Filii Dei Montecasetto. Über die Jahrhunderte waren die Kriegermönche der verlängerte Arm des Papstes bei operativen und militärischen Einsätzen. Auf ihr Konto gehen einige spektakuläre Aktionen während der beiden Weltkriege, um religiöse Reliquien zu sichern. Aber die etwas zögerliche Beziehung des Papstes zu seinem militärischen Orden hat auch einer Unsitte Vorschub geleistet, die viele der Kardinäle von Vicarius Filii Dei zu nutzen wussten. Der jetzige Kardinal des Ordens, Maximo Romano, sitzt im Vatikan unter Hausarrest. Mit Unterstützung seiner rechten Hand, Prodekan und Dr. theol. Draco Rizzo, hat er den Orden für seine persönlichen Ziele genutzt.«
»Und da werden Lorenzo und Silvio gefangen gehalten?«, fragte Angelica, als wollte sie sich vergewissern, dass wir endlich ein konkretes Ziel vor Augen hatten und nicht bloß irgendwelche codierten Andeutungen.
»Ja, Frau Moretti, wir haben allen Grund zur Annahme, dass Professor Moretti und Ihr Sohn Silvio in Montecasetto sind. Was mich zu unserem Aktionsplan bringt. Die Einheiten, die nicht bereits per Auto unterwegs sind, fliegen morgen früh um null fünfhundert mit dem Transporthelikopter los. Uns steht eine Spezialeinheit zur Verfügung, die aus Elitesoldaten der Delta Force besteht, unterstützt durch die Navy SEAL s , das 1st Special Operations Wing und die Special Activities Division der CIA . Die Einheit wird gerade über den Aufbau und die Architektur des Klosters gebrieft.« Er sah auf die Uhr. »In ein paar Stunden geht es los, ich würde vorschlagen, dass wir bis dahin alle noch ein bisschen schlafen.«
III
Angelica und ich gingen gemeinsam zum Hotelflügel.
Wir blieben vor ihrem Zimmer stehen. Raum 243. Auf meiner eigenen Schlüsselkarte stand 256. Sie steckte die Karte in den Schlitz des Schlosses. Es piepte und leuchtete grün.
Kommst du mit rein, Bjorn?
Aber natürlich sagte sie das nicht. Stattdessen gab sie mir rasch einen Kuss auf die Wange und sagte: »Dann sehen wir uns morgen!«
Morgen.
Etwas, das uns erwartet.
Etwas, das noch nicht geschehen ist.
Vielleicht ein Versprechen.
Morettis Geschichte (VIII)
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ZWISCHENSPIEL: DIE SCHRITTE DES HENKERS
MÖNCHSKLOSTER MONTECASETTO
NACHT AUF FREITAG
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S chwere Schritte draußen auf dem Flur. Sie schleichen sich in
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