Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Blackmore überreichten uns ID -Karten, wie sie sie selber um den Hals trugen. Dann führten sie uns hinter ein bewachtes Tor in einen Lagerbereich. Ein oranger Plastikzaun leitete die Arbeiter und Archäologen der Anlage zu einem weiteren Tor in dem Zaun. Bewaffnete Soldaten kontrollierten unsere ID -Karten. Sie winkten uns aus der Schlange durch eine weitere Sicherheitsschleuse in eine Baracke, wo wir Mobiltelefone und Kameras abgeben mussten. Dann wurden wir wieder nach draußen in die Hitze entlassen. Raus zum ältesten und bekanntesten Monument der Zivilisation, der größten Statue der Welt, die vor vier- oder fünftausend Jahren aus einer natürlichen Kalksteinformation gehauen worden war. Forscher streiten noch heute darüber, wie alt sie wirklich ist.
Die Sphinx.
Der Körper eines Löwen, der Kopf eines Gottes.
Zielstrebig wie Touristen-Guides führten Nick Carver und William Blackmore uns unter das nasenlose Gesicht und um die enormen Vorderpfoten herum, wo die Arbeiter dabei waren, einen Tunnel unter der Felsstatue zu graben. Ein Lastwagen, die Ladefläche voller Steinbrocken und Sand, passierte uns in einer Wolke aus Staub und Dieseldunst.
Auf dem Plateau auf der Nordseite der 73 Meter langen Statue – zwischen der Sphinx und dem Weg zu den Pyramiden – war eine provisorische Barackensiedlung errichtet worden, die die Archäologen und die Ausgrabungsleitung als Feldhauptquartier nutzten. Wir gingen eine aus groben Brettern zusammengezimmerte Treppe hoch. Auf der ersten Tür stand:
Nicholas Carver
Head of Excavation
William Blackmore
Head of Scientific Research
Das Büro war eng, aber klimatisiert. Nick nahm fünf Flaschen eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank und warf sie uns zu. Wir setzten uns um einen Klapptisch.
Angelica, Professor Moretti und ich auf der einen Seite, Nick Carver und William Blackmore auf der anderen. Ich schraubte den Verschluss von der Flasche und trank einen Schluck. Draußen war das Surren und Dröhnen der Grabungsmaschinen und Lastwagen zu hören.
»Ich hoffe, Sie haben nach dem anstrengenden Tag und der langen Reise gestern gut geschlafen«, sagte Nick. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Für William und mich ist dies ein sehr spannender Tag. Im Laufe der nächsten Stunden werden die Arbeiter bis zum Meteoriten vorgedrungen sein. Er wird in einer gepolsterten Bleikiste verpackt auf direktem Weg in die USA geschickt und von einem Forscherteam in Empfang genommen werden. Und Sie? Sind Sie bereit für die letzte Etappe?«
Wir nickten und bekundeten durcheinandermurmelnd unsere Zustimmung.
Nick Carver legte die Hände vor sich auf den Tisch und spreizte die Finger. »Der Meteorit … denn er ist es, um den sich alles dreht. Ein Meteorit …« Er hielt inne und rang mit den Worten, ehe er fortfuhr. »Wir kennen vier Fragmente des Kamil-Meteoriten: Das erste und größte Fragment ist der eigentliche Meteorit, der seit vier- bis fünftausend Jahren in der Sphinx eingemauert ist. Den wollen wir heute freilegen. Das zweite und dritte Fragment sind zwei flache Steine, die abgebrochen sind, als der Meteorit auf die Erde aufgeschlagen ist. Diese beiden Steine wurden als heilige Gesetzestafeln in der Bundeslade aufbewahrt, die die Israeliten auf ihre Wüstenwanderung mitgenommen haben. Wo die beiden Steinplatten später abgeblieben sind und wo sie sich heute befinden, haben wir noch nicht herausgefunden. Das vierte und kleinste Fragment ist nur ein Splitter: das Delphi-Amulett. Der Schmuckstein des Orakels von Delphi. Ein magischer Schmuck, dem heilige Eigenschaften zugesprochen wurden. Das Delphi-Amulett bescherte dem Orakel und später Nostradamus angeblich die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken.«
Nick Carver ließ den Blick in die Runde schweifen.
»Vier Fragmente, die alle von ein und demselben Meteoriten stammen.«
William Blackmore übernahm. »Für die Ägypter war der Meteorit magisch und heilig. Sie waren überzeugt, dass er ihnen übersinnliche Kräfte verlieh. Der Stein setzte sie in direkten Kontakt mit den Göttern. Den Toten. Der Zukunft. Sie glaubten aufrichtig daran, dass er die Pforte zum Reich der Götter öffnete, zum Jenseits. Sie waren überzeugt, dass er eine heilige Verbindung zwischen dem irdischen und dem überirdischen Leben darstellte. Sie glaubten, dass er Zeit und Raum aufhob und es möglich machte, in die Zukunft zu schauen. All das haben sie mit fester Überzeugung geglaubt.«
»Die Ägypter waren nicht bloß religiös
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