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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Wahrscheinlich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Hastig durchsuchten sie Angelica und mich nach Waffen. Und nach dem Brief.
    »Wo haben Sie ihn versteckt?«, fragte der eine.
    »Wir haben den Brief nicht«, sagte ich.
    » Wo? «
    Als wir nicht antworteten, sagte der andere: »Wir kriegen die Antwort – und den Brief – auf andere Weise.«
    Mit gezückten Waffen führten sie uns über den Flur und weiter in den öffentlichen Bereich der Uffizien. Niemand schrie, niemand reagierte, wenn uns überhaupt jemand bemerkte.
    »Wir müssen irgendwie abhauen«, flüsterte ich Angelica zu.
    »Sind Sie verrückt?«
    »Das ist unsere einzige Chance!«
    »Die erschießen uns!«
    »Nicht hier, nicht unter all diesen Menschen.«
    Als hätten sie gehört, worüber wir gesprochen hatten, befahlen sie uns stehen zu bleiben. Auf der anderen Seite des Saals kamen zwei bewaffnete Wachen zum Vorschein.
    »Ruhig!«, sagte einer der Männer mit schmalen Lippen.
    »Ad maiorem Dei Gloriam!«, sagte der andere. Leise. Sehr leise. Er konnte nicht ganz bei Trost sein. Zur größeren Ehre Gottes . Der Wahlspruch der Jesuiten.
    Ich witterte die Gefahr. Ich sah sie in seinem Blick. Ein Aufblitzen, das ich aus der Nervenklinik kannte.
    Ich nahm Angelicas Hand.
    »Lauf!«
    Auf jeden Fall versuchten wir es.
    Einen Schritt … zwei …
    IV
    Sie schossen zuerst auf Angelica. Der Schuss war erstaunlich leise, ein trockener Knall. Wie von einer Spielzeugpistole. Oder von einem Knallbonbon. Schalldämpfer, dachte ich.
    Angelica fiel um. Stöhnend, von Krämpfen geschüttelt.
    Ich hätte niemals gedacht, dass sie es tun würden. Nicht hier.
    Die zwei Wachen liefen nun auf uns zu. Ein Kind begann zu weinen.
    Ich drehte mich um. Hob die Hände und sah, wie sich der Finger um den Abzug legte und abdrückte. Ich hörte die gedämpfte Explosion, als der Schuss sich löste. Die Zeit verging plötzlich wie in Slow Motion. Mit den Augen folgte ich dem Projektil von der Mündung bis zu dem Punkt auf meiner Brust, an dem es mich traf. Wie der Tritt eines Pferdes. Die Knie gaben unter mir nach. Ich fiel um.
    Von der Einschussstelle breitete sich ein Gefühl der Lähmung in meinem ganzen Körper aus. Stechende Schmerzen. Ich konnte nicht atmen.
    Bildfetzen. Die Männer, die ihre Waffen auf die Wachen gerichtet hatten. Sie mussten sich hinlegen und ihre Pistolen wegwerfen.
    Ich hatte Krämpfe.
    Ich zitterte. Vielleicht starb ich.
    Fühlte es sich so an zu sterben?
    So?
    Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich glaube an keinen Himmel. Und auch nicht an die Hölle. Für mich ist der Tod ein ewiges Nichts – wie das, aus dem wir kommen, wenn wir geboren werden. Aber vor dem Sterben habe ich Angst. Vor der Klaue, die sich um das Herz legt. Der Panik, die einen erfasst, wenn man weiß, dass es vorbei ist. Wenn man die Kontrolle über den Wagen verliert und auf den Lastwagen zuschleudert. Wenn der Fuß wegrutscht und der Abgrund immer näher kommt. Vor den Tagen und Wochen in einem Krankenhausbett, umgeben von den Nächsten, wenn einem das Morphium in die Adern tropft und man ganz genau weiß, dass einen jeder Atemzug dem Tod näherbringt.
    Ich will im Schlaf sterben. Ohne zu wissen, dass ich sterbe.
    Stattdessen starb ich jetzt. Nach einem Schuss in die Brust. Die Muskeln zuckten in tödlichen Krämpfen. Mein Körper war gelähmt. Meine Beine. Arme. Alles. Sogar die Zunge. Ich wollte schreien, bekam aber nicht einmal ein Röcheln heraus.
    Jetzt, dachte ich, jetzt sterbe ich.

Morettis Geschichte (II)
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    ZWISCHENSPIEL: BIBLIOTHEK
MÖNCHSKLOSTER MONTECASETTO
MONTAGNACHMITTAG
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    D ie Klosterbibliothek liegt im Nordwestflügel und umfasst die gesamte erste Etage des ehemaligen Skriptoriums bis hinein in den massiven Rundturm. Durch die Fenster hoch oben in der Wand fällt das Licht in schrägen Säulen herein. Alte elektrische Lampen verströmen ein mattes Licht aus Nischen, in denen einst Fackeln und Talglichter flackerten. Die Mönche führen Lorenzo und Silvio zwischen den Regalen entlang, die sich bis unter die vier, fünf Meter hohe Decke strecken. Schmale Holzleitern lehnen daran. Zwischen zwei Regalen sieht Lorenzo dicke Spinnweben. Eingeklemmt zwischen zwei Büchern steht eine Marienfigur mit Jesuskind. Links von einem der hohen Bogenfenster hängt ein gewebter Wandteppich mit dem Wappen der Johanniter. Das Symbol der Tempelritter hängt nur wenige Meter entfernt. In der Mitte des Raumes steht ein

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