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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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getragen haben? Ich stellte mir die Priesterin Pythia auf ihrem dreibeinigen Taburett vor. Die meisten denken beim Orakel von Delphi an eine Wahrsagerin. Aber das Orakel war keine einzelne Frau, es war eine Institution. Mehr als tausend Jahre lang verbreitete das Orakel von Delphi seine Visionen. Wenn dieses Amulett von Pythia zu Pythia vererbt worden war und tatsächlich existiert hatte, war sein Wert kaum zu beziffern.
    »Warum sollte ausgerechnet Nostradamus eine Verbindung zu diesem Amulett haben?«, fragte ich.
    »Warum nicht? Nostradamus hat sich ja selbst als Orakel gesehen – als Wahrsager. Er könnte doch irgendwie über das geheime Versteck des Amuletts gestolpert sein. Laut seinem Biografen Jean-Aimé de Chavigny enthält sein Testament nicht nur Prophezeiungen und religiöse Offenbarungen, sondern auch Beschreibungen, wo die diversen legendären Schätze versteckt sind.«
    »Ist es denkbar, dass Nostradamus noch andere okkulte Rätsel und Mythen hinzugefügt hat, um die eigentliche Funktion des Textes zu überdecken – nämlich den Weg zu einem sehr konkreten Schatz? Indem er das Amulett im gleichen Atemzug nennt wie die Bundeslade und Cäsars Schatz, erreicht er genau, was er will: Niemand glaubt an den Wahrheitsgehalt. Vielleicht sind all die fantastischen Geschichten nur dazu da, die eigentliche Funktion des Textes zu verbergen.«
    »Lorenzo ist noch nicht dazu gekommen, den Brief zu deuten. Seine Theorie war aber, dass die Chiffren möglicherweise einen Weg zu dem Amulett weisen könnten.«
    »Und deshalb wurde er entführt?«
    »Ich glaube schon. Aber was weiß ich? Eine andere Erklärung habe ich nicht. Sie müssen auf der Jagd nach dem Amulett sein.«
    »Wenn es nicht um etwas ganz anderes geht.«
    »Etwas ganz anderes …«, wiederholte sie nachdenklich. Und konzentrierte sich dann wieder. »Was auch immer sie suchen – wir müssen es vor ihnen finden! Das Leben von Lorenzo und Silvio hängt davon ab.«
    »Als Erstes müssten wir die Codes entschlüsseln. Und danach den Schatz finden. Vor ihnen.«
    Ich hörte selbst, wie verrückt das klang.
    »Sie haben sowohl die Kopie des Briefes als auch Lorenzos Laptop«, sagte Angelica.
    »Habt ihr keine weiteren Kopien von dem Brief gemacht?«
    »Wir dachten doch niemals, dass so etwas geschehen könnte. Außerdem gibt es ja das Original.«
    »Wo?«
    »Das hat Regina Ferrari, die Konservatorin der Uffizien.«
    »Sie hat den Originalbrief?«
    »Ja.«
    »Dann lassen Sie uns fahren. Wir müssen uns eine Kopie besorgen. Und sie warnen.«
    V
    Das Gedächtnis ist ein launischer Freund. In diesem Augenblick erinnerte ich mich plötzlich an eine etwas merkwürdige E-MailKorrespondenz, die ich einige Jahre zuvor gehabt hatte. Ich hatte eine ägyptische Mumie und einige Originaltexte entdeckt, unter denen sich auch ein 6. Buch Mose befand. Mitten in all dem Aufruhr bekam ich eine E-Mail von einem Italiener, einem privaten Sammler. Er war ein Experte für die Bundeslade, alte Manuskripte, Originale und Abschriften von biblischen Texten, die auf dem Schwarzmarkt kursierten, Papyruskodizes und Pergamente, Inkunabeln aus der Frühzeit der Buchdruckerkunst und Renaissanceschriften. Sein Name war Tomasso Vasari. Im Laufe der zwei Monate, in denen wir uns über meinen Fund austauschten, erwähnte er auch sein Interesse für Nostradamus, seine Prophezeiungen und verschlüsselten Schriften. Irgendwann hatte ich nicht mehr auf seine E-Mails geantwortet. Konnte er uns jetzt von Nutzen sein? Angelica half mir, ihn im Internet zu suchen. Aber es gab ihn nicht. Auf jeden Fall nicht elektronisch. Keine Telefonnummer, keine Adresse. Von meinem iPad schickte ich ihm eine E-Mail, in der ich mich für mein Schweigen entschuldigte und ihm erklärte, dass ich in Italien sei und mich an der Suche nach Professor Lorenzo Moretti und seinem Sohn Silvio beteiligen wolle. Zudem deutete ich an, dass ich auf der Spur der Bundeslade sei – eine gewaltige Übertreibung, aber für jemanden wie Vasari ein erfolgversprechender Köder –, und bat ihn, so schnell wie möglich Kontakt zu mir aufzunehmen.
    Unterdessen gelang es Angelica, Regina Ferrari aufzuspüren. Ihr Vorgesetzter hatte sie nach Bologna beordert, wo eine Gruppe britischer Forscher das verschollene Originalmanuskript von William Shakespeares Schauspiel Cardenio gefunden hatte. Regina erzählte, dass sie im Radio von der Entführung erfahren habe und nun auf der Autobahn zwischen Bologna und Florenz sei. Angelica verabredete sich

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